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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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der Canalseite aber waren sie stäts geschlossen und
auch verhängt bis auf eine kleine, zur Beobachtung
der Treckschuiten nothwendige Oeffnung.

Des Morgens um acht Uhr kam Myn Heer
van Streef regelmäßig in sein Lusthaus gegangen.
Er trug dann seinen Frühanzug von zeisiggrünem
Camelot und eine rothe Mappe unter dem Arme.
Mit der Pfeife und dem Theegeräthe folgte ihm
die erste Magd, denn zu Hause ließ er sich nur
von den Frauenzimmern bedienen, Sebulon war
nur auf der Reise zum Diener erhöht worden, in
dem Landhause Welgelegen hatte er seine Stel-
lung als Haus- oder Gartenknecht wieder ein-
genommen. Myn Heer van Streef trank nun
seinen Thee, nicht rasch, wie auf dem Helikon,
sondern wirklich, wie Sebulon gesagt hatte, die
Tasse in einer Viertelstunde, wozu er langsam den
Rauch aus der angezündeten Pfeife blies und in
geregelten Zeitabschnitten wechselsweise mit star-
rem Blicke nach dem Canal und nach uns, seiner
Menagerie, aussah. Sonst nahm er während die-
ser Zeit nichts vor, denn er war der Meinung,
daß jedes Geschäft für sich betrieben werden müsse.
Nach dem Frühstücksgeschäfte schickte er sich zu

der Canalſeite aber waren ſie ſtäts geſchloſſen und
auch verhängt bis auf eine kleine, zur Beobachtung
der Treckſchuiten nothwendige Oeffnung.

Des Morgens um acht Uhr kam Myn Heer
van Streef regelmäßig in ſein Luſthaus gegangen.
Er trug dann ſeinen Frühanzug von zeiſiggrünem
Camelot und eine rothe Mappe unter dem Arme.
Mit der Pfeife und dem Theegeräthe folgte ihm
die erſte Magd, denn zu Hauſe ließ er ſich nur
von den Frauenzimmern bedienen, Sebulon war
nur auf der Reiſe zum Diener erhöht worden, in
dem Landhauſe Welgelegen hatte er ſeine Stel-
lung als Haus- oder Gartenknecht wieder ein-
genommen. Myn Heer van Streef trank nun
ſeinen Thee, nicht raſch, wie auf dem Helikon,
ſondern wirklich, wie Sebulon geſagt hatte, die
Taſſe in einer Viertelſtunde, wozu er langſam den
Rauch aus der angezündeten Pfeife blies und in
geregelten Zeitabſchnitten wechſelsweiſe mit ſtar-
rem Blicke nach dem Canal und nach uns, ſeiner
Menagerie, ausſah. Sonſt nahm er während die-
ſer Zeit nichts vor, denn er war der Meinung,
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[191/0209] der Canalſeite aber waren ſie ſtäts geſchloſſen und auch verhängt bis auf eine kleine, zur Beobachtung der Treckſchuiten nothwendige Oeffnung. Des Morgens um acht Uhr kam Myn Heer van Streef regelmäßig in ſein Luſthaus gegangen. Er trug dann ſeinen Frühanzug von zeiſiggrünem Camelot und eine rothe Mappe unter dem Arme. Mit der Pfeife und dem Theegeräthe folgte ihm die erſte Magd, denn zu Hauſe ließ er ſich nur von den Frauenzimmern bedienen, Sebulon war nur auf der Reiſe zum Diener erhöht worden, in dem Landhauſe Welgelegen hatte er ſeine Stel- lung als Haus- oder Gartenknecht wieder ein- genommen. Myn Heer van Streef trank nun ſeinen Thee, nicht raſch, wie auf dem Helikon, ſondern wirklich, wie Sebulon geſagt hatte, die Taſſe in einer Viertelſtunde, wozu er langſam den Rauch aus der angezündeten Pfeife blies und in geregelten Zeitabſchnitten wechſelsweiſe mit ſtar- rem Blicke nach dem Canal und nach uns, ſeiner Menagerie, ausſah. Sonſt nahm er während die- ſer Zeit nichts vor, denn er war der Meinung, daß jedes Geſchäft für ſich betrieben werden müſſe. Nach dem Frühſtücksgeſchäfte ſchickte er ſich zu

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/209>, abgerufen am 30.11.2024.