holländerin schimpfte auf Sebulon, daß er sich in den Streit der Herren mische, die Zweite auf die Erste, daß sie auf Sebulon schimpfe, die Dritte auf die Zweite, daß sie auf die Erste schimpfe, die Vierte auf die Dritte, daß sie auf die Zweite schimpfe, die Fünfte auf Sebulon, die Erste, Zweite Dritte und Vierte insgesammt, die Sechste schimpfte auf Niemand insbesondere, sondern im Allgemeinen. Es erinnerte mich dieses verwickelte Schimpfge- mälde durchaus an den gegenwärtigen Zustand der deutschen Tagesliteratur.
Auf so laute und stürmische Weise ging der Empfang des schwärmerischen Holländers in der Hofespforte seines stillen Landhauses vor sich. Die Goldfasanen, die Silberfasanen und einige india- nische Raben der Voliere schrieen in das allgemeine Geschrei auch hinein, und Gott weiß, ob nicht noch Thätlichkeiten das Fest gekrönt haben würden, wenn nicht plötzlich in der Entfernung das reitende Jä- gerchen, und hinter ihm am Seile vom Pferde ge- zogen, das braune Nationalfahrzeug sichtbar gewor- den wäre. Bei diesem Anblicke ebneten sich die zornigen Wellen, Aller Antlitz begann friedlich und freundlich zu leuchten, und wie aus einem Munde
holländerin ſchimpfte auf Sebulon, daß er ſich in den Streit der Herren miſche, die Zweite auf die Erſte, daß ſie auf Sebulon ſchimpfe, die Dritte auf die Zweite, daß ſie auf die Erſte ſchimpfe, die Vierte auf die Dritte, daß ſie auf die Zweite ſchimpfe, die Fünfte auf Sebulon, die Erſte, Zweite Dritte und Vierte insgeſammt, die Sechste ſchimpfte auf Niemand insbeſondere, ſondern im Allgemeinen. Es erinnerte mich dieſes verwickelte Schimpfge- mälde durchaus an den gegenwärtigen Zuſtand der deutſchen Tagesliteratur.
Auf ſo laute und ſtürmiſche Weiſe ging der Empfang des ſchwärmeriſchen Holländers in der Hofespforte ſeines ſtillen Landhauſes vor ſich. Die Goldfaſanen, die Silberfaſanen und einige india- niſche Raben der Voliere ſchrieen in das allgemeine Geſchrei auch hinein, und Gott weiß, ob nicht noch Thätlichkeiten das Feſt gekrönt haben würden, wenn nicht plötzlich in der Entfernung das reitende Jä- gerchen, und hinter ihm am Seile vom Pferde ge- zogen, das braune Nationalfahrzeug ſichtbar gewor- den wäre. Bei dieſem Anblicke ebneten ſich die zornigen Wellen, Aller Antlitz begann friedlich und freundlich zu leuchten, und wie aus einem Munde
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holländerin ſchimpfte auf Sebulon, daß er ſich in
den Streit der Herren miſche, die Zweite auf die
Erſte, daß ſie auf Sebulon ſchimpfe, die Dritte auf
die Zweite, daß ſie auf die Erſte ſchimpfe, die
Vierte auf die Dritte, daß ſie auf die Zweite
ſchimpfe, die Fünfte auf Sebulon, die Erſte, Zweite
Dritte und Vierte insgeſammt, die Sechste ſchimpfte
auf Niemand insbeſondere, ſondern im Allgemeinen.
Es erinnerte mich dieſes verwickelte Schimpfge-
mälde durchaus an den gegenwärtigen Zuſtand der
deutſchen Tagesliteratur.
Auf ſo laute und ſtürmiſche Weiſe ging der
Empfang des ſchwärmeriſchen Holländers in der
Hofespforte ſeines ſtillen Landhauſes vor ſich. Die
Goldfaſanen, die Silberfaſanen und einige india-
niſche Raben der Voliere ſchrieen in das allgemeine
Geſchrei auch hinein, und Gott weiß, ob nicht noch
Thätlichkeiten das Feſt gekrönt haben würden, wenn
nicht plötzlich in der Entfernung das reitende Jä-
gerchen, und hinter ihm am Seile vom Pferde ge-
zogen, das braune Nationalfahrzeug ſichtbar gewor-
den wäre. Bei dieſem Anblicke ebneten ſich die
zornigen Wellen, Aller Antlitz begann friedlich und
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/206>, abgerufen am 23.12.2024.
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