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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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ßen: Vreugde en Rust. Und aus der Ruhe will
ich nicht wieder gehen, möchte auch meine Wasser-
sucht so überhand nehmen, daß alle Deiche von
Seeland bedroht wären. Ich kenne gar nichts
Wahnschaffneres, als diese griechischen Gegenden,
in denen ein beschwerlicher Berg nach dem andern
kommt, wo man keine Aussicht auf Canäle und
Wiesen hat, und der Himmel die unnatürliche blaue
Farbe nicht los wird.

Es kann nicht überall Altniederland seyn, ver-
setzte der Diener und stopfte sich eine kleine thö-
nerne Pfeife; es muß auch solche nichtsnutzige
Striche Landes geben.

Wenn ich da mein Landhaus Welgelegen be-
trachte, fuhr Myn Heer van Streef fort, der jetzt
etwas gesprächiger wurde, obgleich sein Gesicht so
verdrießlich blieb, wie früher, was für eine andere
Gegend ist das! Neben an liegt Myn Heer de
Jonghe's Schoone Zicht und auf der andern Seite
Myn Heer van Toll's Vrouw Elizabeth, und mit-
ten inne liegt Welgelegen. Ich will nun gar
nicht reden von meinen innerlichen Schönheiten und
bequemen Dingen, von der Menagerie, von mei-
nem mit bunten Steinen gepflasterten Hofe, vom

ßen: Vreugde en Ruſt. Und aus der Ruhe will
ich nicht wieder gehen, möchte auch meine Waſſer-
ſucht ſo überhand nehmen, daß alle Deiche von
Seeland bedroht wären. Ich kenne gar nichts
Wahnſchaffneres, als dieſe griechiſchen Gegenden,
in denen ein beſchwerlicher Berg nach dem andern
kommt, wo man keine Ausſicht auf Canäle und
Wieſen hat, und der Himmel die unnatürliche blaue
Farbe nicht los wird.

Es kann nicht überall Altniederland ſeyn, ver-
ſetzte der Diener und ſtopfte ſich eine kleine thö-
nerne Pfeife; es muß auch ſolche nichtsnutzige
Striche Landes geben.

Wenn ich da mein Landhaus Welgelegen be-
trachte, fuhr Myn Heer van Streef fort, der jetzt
etwas geſprächiger wurde, obgleich ſein Geſicht ſo
verdrießlich blieb, wie früher, was für eine andere
Gegend iſt das! Neben an liegt Myn Heer de
Jonghe’s Schoone Zicht und auf der andern Seite
Myn Heer van Toll’s Vrouw Elizabeth, und mit-
ten inne liegt Welgelegen. Ich will nun gar
nicht reden von meinen innerlichen Schönheiten und
bequemen Dingen, von der Menagerie, von mei-
nem mit bunten Steinen gepflaſterten Hofe, vom

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[178/0196] ßen: Vreugde en Ruſt. Und aus der Ruhe will ich nicht wieder gehen, möchte auch meine Waſſer- ſucht ſo überhand nehmen, daß alle Deiche von Seeland bedroht wären. Ich kenne gar nichts Wahnſchaffneres, als dieſe griechiſchen Gegenden, in denen ein beſchwerlicher Berg nach dem andern kommt, wo man keine Ausſicht auf Canäle und Wieſen hat, und der Himmel die unnatürliche blaue Farbe nicht los wird. Es kann nicht überall Altniederland ſeyn, ver- ſetzte der Diener und ſtopfte ſich eine kleine thö- nerne Pfeife; es muß auch ſolche nichtsnutzige Striche Landes geben. Wenn ich da mein Landhaus Welgelegen be- trachte, fuhr Myn Heer van Streef fort, der jetzt etwas geſprächiger wurde, obgleich ſein Geſicht ſo verdrießlich blieb, wie früher, was für eine andere Gegend iſt das! Neben an liegt Myn Heer de Jonghe’s Schoone Zicht und auf der andern Seite Myn Heer van Toll’s Vrouw Elizabeth, und mit- ten inne liegt Welgelegen. Ich will nun gar nicht reden von meinen innerlichen Schönheiten und bequemen Dingen, von der Menagerie, von mei- nem mit bunten Steinen gepflaſterten Hofe, vom

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/196>, abgerufen am 23.12.2024.