Da Luft, mithin auch Wind, recht eigentlich den Stoff darstellt, welcher zum Metier der Ac- tiencompagnie gehört;
Da Niemand durch etwas, was zu seinem Metier gehört, beschimpft werden kann, der Ausdruck: Beutel aber ganz unverfänglich ist; ergehet Sentenz, daß die Actionaire einander Windbeutel nennen dürfen, ohne dafür Ge- nugthuung begehren zu können. V. R. W.
Das finde ich ungerecht, sagte Karl Butter- vogel, und wer mich als technischen Mitdirector so nennt, dem gebe ich eine Ohrfeige.
Der Actuarius macht sich zu laut, sagte der alte Baron. Gehe Er hinaus, Buttervogel, ich habe überdieß an seinen Herrn eine Frage zu rich- ten, bei welcher ich Seine Anwesenheit nicht wün- sche. Karl entfernte sich eiligst.
Der Schloßherr holte aus einem Winkel drei alte bestäubte Familienbildnisse hervor, nämlich einen Mann im Harnisch mit Tressenhut und Com- mandostab, einen im schwarzen Mantel und weißen Halskragen und einen im lichtblauen Hofkleide;
Urtheil des alten Barons.
Da Wind Luft iſt, nur Luft in Bewegung;
Da Luft, mithin auch Wind, recht eigentlich den Stoff darſtellt, welcher zum Metier der Ac- tiencompagnie gehört;
Da Niemand durch etwas, was zu ſeinem Metier gehört, beſchimpft werden kann, der Ausdruck: Beutel aber ganz unverfänglich iſt; ergehet Sentenz, daß die Actionaire einander Windbeutel nennen dürfen, ohne dafür Ge- nugthuung begehren zu können. V. R. W.
Das finde ich ungerecht, ſagte Karl Butter- vogel, und wer mich als techniſchen Mitdirector ſo nennt, dem gebe ich eine Ohrfeige.
Der Actuarius macht ſich zu laut, ſagte der alte Baron. Gehe Er hinaus, Buttervogel, ich habe überdieß an ſeinen Herrn eine Frage zu rich- ten, bei welcher ich Seine Anweſenheit nicht wün- ſche. Karl entfernte ſich eiligſt.
Der Schloßherr holte aus einem Winkel drei alte beſtäubte Familienbildniſſe hervor, nämlich einen Mann im Harniſch mit Treſſenhut und Com- mandoſtab, einen im ſchwarzen Mantel und weißen Halskragen und einen im lichtblauen Hofkleide;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0118"n="100"/><divn="3"><head><hirendition="#g">Urtheil des alten Barons</hi>.</head><lb/><p>Da Wind Luft iſt, nur Luft in Bewegung;</p><lb/><p>Da Luft, mithin auch Wind, recht eigentlich<lb/>
den Stoff darſtellt, welcher zum Metier der Ac-<lb/>
tiencompagnie gehört;</p><lb/><p>Da Niemand durch etwas, was zu ſeinem Metier<lb/>
gehört, beſchimpft werden kann, der Ausdruck:<lb/>
Beutel aber ganz unverfänglich iſt;<lb/><hirendition="#et">ergehet Sentenz, daß die Actionaire einander<lb/>
Windbeutel nennen dürfen, ohne dafür Ge-<lb/>
nugthuung begehren zu können. V. R. W.</hi></p><lb/><p>Das finde ich ungerecht, ſagte Karl Butter-<lb/>
vogel, und wer mich als techniſchen Mitdirector ſo<lb/>
nennt, dem gebe ich eine Ohrfeige.</p><lb/><p>Der Actuarius macht ſich zu laut, ſagte der<lb/>
alte Baron. Gehe Er hinaus, Buttervogel, ich<lb/>
habe überdieß an ſeinen Herrn eine Frage zu rich-<lb/>
ten, bei welcher ich Seine Anweſenheit nicht wün-<lb/>ſche. Karl entfernte ſich eiligſt.</p><lb/><p>Der Schloßherr holte aus einem Winkel drei<lb/>
alte beſtäubte Familienbildniſſe hervor, nämlich<lb/>
einen Mann im Harniſch mit Treſſenhut und Com-<lb/>
mandoſtab, einen im ſchwarzen Mantel und weißen<lb/>
Halskragen und einen im lichtblauen Hofkleide;<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[100/0118]
Urtheil des alten Barons.
Da Wind Luft iſt, nur Luft in Bewegung;
Da Luft, mithin auch Wind, recht eigentlich
den Stoff darſtellt, welcher zum Metier der Ac-
tiencompagnie gehört;
Da Niemand durch etwas, was zu ſeinem Metier
gehört, beſchimpft werden kann, der Ausdruck:
Beutel aber ganz unverfänglich iſt;
ergehet Sentenz, daß die Actionaire einander
Windbeutel nennen dürfen, ohne dafür Ge-
nugthuung begehren zu können. V. R. W.
Das finde ich ungerecht, ſagte Karl Butter-
vogel, und wer mich als techniſchen Mitdirector ſo
nennt, dem gebe ich eine Ohrfeige.
Der Actuarius macht ſich zu laut, ſagte der
alte Baron. Gehe Er hinaus, Buttervogel, ich
habe überdieß an ſeinen Herrn eine Frage zu rich-
ten, bei welcher ich Seine Anweſenheit nicht wün-
ſche. Karl entfernte ſich eiligſt.
Der Schloßherr holte aus einem Winkel drei
alte beſtäubte Familienbildniſſe hervor, nämlich
einen Mann im Harniſch mit Treſſenhut und Com-
mandoſtab, einen im ſchwarzen Mantel und weißen
Halskragen und einen im lichtblauen Hofkleide;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/118>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.