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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Der Mond war in völliger Klarheit über einen
Theil des Himmels gedrungen und beschien fast
taghell die beiden durch einen rohen Zufall einan-
der so Nahegerückten. In der vertraulichsten Nähe
saß der Fremde mit der Fremden, sie stieß leise
Schmerzenstöne an seiner Brust aus, und von
seinen Wangen flossen unaufhaltsame Thränen.
Rings aber um sie her verbreitete sich nach und
nach das Schweigen und die Einsamkeit der Nacht.

Endlich wollte es das Glück, daß ein später
Wanderer durch die Kornfelder ging. Der Ruf
des Jägers erreichte sein Ohr, er eilte herzu und
wurde nach dem Oberhofe geschickt. Bald darauf
ließen sich Fußtritte hügelan-Kommender verneh-
men; es waren die Knechte, welche einen Trag-
sessel mit Kissen brachten. Der Jäger hob die
Verwundete sanft hinein und so gelangte sie spät in
der Nacht unter das Obdach ihres alten Gast-
freundes, der sich freilich sehr verwunderte, die
Erwartete in diesem Zustande ankommen zu sehen.



Der Mond war in völliger Klarheit über einen
Theil des Himmels gedrungen und beſchien faſt
taghell die beiden durch einen rohen Zufall einan-
der ſo Nahegerückten. In der vertraulichſten Nähe
ſaß der Fremde mit der Fremden, ſie ſtieß leiſe
Schmerzenstöne an ſeiner Bruſt aus, und von
ſeinen Wangen floſſen unaufhaltſame Thränen.
Rings aber um ſie her verbreitete ſich nach und
nach das Schweigen und die Einſamkeit der Nacht.

Endlich wollte es das Glück, daß ein ſpäter
Wanderer durch die Kornfelder ging. Der Ruf
des Jägers erreichte ſein Ohr, er eilte herzu und
wurde nach dem Oberhofe geſchickt. Bald darauf
ließen ſich Fußtritte hügelan-Kommender verneh-
men; es waren die Knechte, welche einen Trag-
ſeſſel mit Kiſſen brachten. Der Jäger hob die
Verwundete ſanft hinein und ſo gelangte ſie ſpät in
der Nacht unter das Obdach ihres alten Gaſt-
freundes, der ſich freilich ſehr verwunderte, die
Erwartete in dieſem Zuſtande ankommen zu ſehen.



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[458/0466] Der Mond war in völliger Klarheit über einen Theil des Himmels gedrungen und beſchien faſt taghell die beiden durch einen rohen Zufall einan- der ſo Nahegerückten. In der vertraulichſten Nähe ſaß der Fremde mit der Fremden, ſie ſtieß leiſe Schmerzenstöne an ſeiner Bruſt aus, und von ſeinen Wangen floſſen unaufhaltſame Thränen. Rings aber um ſie her verbreitete ſich nach und nach das Schweigen und die Einſamkeit der Nacht. Endlich wollte es das Glück, daß ein ſpäter Wanderer durch die Kornfelder ging. Der Ruf des Jägers erreichte ſein Ohr, er eilte herzu und wurde nach dem Oberhofe geſchickt. Bald darauf ließen ſich Fußtritte hügelan-Kommender verneh- men; es waren die Knechte, welche einen Trag- ſeſſel mit Kiſſen brachten. Der Jäger hob die Verwundete ſanft hinein und ſo gelangte ſie ſpät in der Nacht unter das Obdach ihres alten Gaſt- freundes, der ſich freilich ſehr verwunderte, die Erwartete in dieſem Zuſtande ankommen zu ſehen.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/466>, abgerufen am 27.11.2024.