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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Füßen mit leichter Grazie einher. Jetzt war das
Zarte, Wilde, Flüchtige dem Geschosse des Ver-
steckten gegenüber angelangt, es war so nahe, daß
es fast nicht gefehlt werden konnte, er wollte ab-
drücken, da schreckte das Reh zusammen, that einen
Sprung in veränderter Richtung gerade auf den
Baum zu, hinter welchem der Jäger stand, sein
Schuß ging los, das Wild setzte in gewaltigen
Sprüngen unverwundet waldein, zwischen dem
Korne aber war ein Schrei erschollen, und wenige
Augenblicke nachher kam eine weibliche Gestalt auf
einem schmalen Pfade, der in der Linie des Schusses
lag, aus den Feldern hervorgewankt.

Der Jäger warf die Flinte weg, stürzte auf
die Gestalt zu und meinte vergehen zu müssen,
als er sie erkannte. Es war das schöne Mädchen
von der Blume im Walde. Sie hatte er statt des
Rehes getroffen. Sie hielt die eine Hand auf
der Gegend zwischen Schulter und linker Brust,
dort quoll unter dem Tuche reichlich das Blut
hervor. Ihr Antlitz war bleich und etwas von
Schmerz verzogen, doch nicht entstellt. Sie holte
dreimal tief Athem und sagte dann mit sanfter
und matter Stimme: Gottlob, es muß nichts ge-

Füßen mit leichter Grazie einher. Jetzt war das
Zarte, Wilde, Flüchtige dem Geſchoſſe des Ver-
ſteckten gegenüber angelangt, es war ſo nahe, daß
es faſt nicht gefehlt werden konnte, er wollte ab-
drücken, da ſchreckte das Reh zuſammen, that einen
Sprung in veränderter Richtung gerade auf den
Baum zu, hinter welchem der Jäger ſtand, ſein
Schuß ging los, das Wild ſetzte in gewaltigen
Sprüngen unverwundet waldein, zwiſchen dem
Korne aber war ein Schrei erſchollen, und wenige
Augenblicke nachher kam eine weibliche Geſtalt auf
einem ſchmalen Pfade, der in der Linie des Schuſſes
lag, aus den Feldern hervorgewankt.

Der Jäger warf die Flinte weg, ſtürzte auf
die Geſtalt zu und meinte vergehen zu müſſen,
als er ſie erkannte. Es war das ſchöne Mädchen
von der Blume im Walde. Sie hatte er ſtatt des
Rehes getroffen. Sie hielt die eine Hand auf
der Gegend zwiſchen Schulter und linker Bruſt,
dort quoll unter dem Tuche reichlich das Blut
hervor. Ihr Antlitz war bleich und etwas von
Schmerz verzogen, doch nicht entſtellt. Sie holte
dreimal tief Athem und ſagte dann mit ſanfter
und matter Stimme: Gottlob, es muß nichts ge-

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[455/0463] Füßen mit leichter Grazie einher. Jetzt war das Zarte, Wilde, Flüchtige dem Geſchoſſe des Ver- ſteckten gegenüber angelangt, es war ſo nahe, daß es faſt nicht gefehlt werden konnte, er wollte ab- drücken, da ſchreckte das Reh zuſammen, that einen Sprung in veränderter Richtung gerade auf den Baum zu, hinter welchem der Jäger ſtand, ſein Schuß ging los, das Wild ſetzte in gewaltigen Sprüngen unverwundet waldein, zwiſchen dem Korne aber war ein Schrei erſchollen, und wenige Augenblicke nachher kam eine weibliche Geſtalt auf einem ſchmalen Pfade, der in der Linie des Schuſſes lag, aus den Feldern hervorgewankt. Der Jäger warf die Flinte weg, ſtürzte auf die Geſtalt zu und meinte vergehen zu müſſen, als er ſie erkannte. Es war das ſchöne Mädchen von der Blume im Walde. Sie hatte er ſtatt des Rehes getroffen. Sie hielt die eine Hand auf der Gegend zwiſchen Schulter und linker Bruſt, dort quoll unter dem Tuche reichlich das Blut hervor. Ihr Antlitz war bleich und etwas von Schmerz verzogen, doch nicht entſtellt. Sie holte dreimal tief Athem und ſagte dann mit ſanfter und matter Stimme: Gottlob, es muß nichts ge-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/463>, abgerufen am 23.11.2024.