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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Mich geht das nichts an, antwortete der Jäger
verwirrt, wenn ich nur wüßte, wo mein Gewehr
ist. Dieses will ich Ihnen sagen, antwortete der
junge Bauer, der Schwiegervater hat es heimlich
weggenommen und dort hinter dem großen Schranke
versteckt, denn er sagte, der dritte Choral aus
Ihrer Geschichte wäre --

Was? Choral? Ihr wollt wohl Moral sagen?

Ja wohl. Also der dritte Choral aus Ihrer
Geschichte wäre, daß man einem Fehlschützen von
Mutterleib aus kein Schießgewehr unter Händen
lassen müsse. Ein gewöhnlicher Fehlschütz wäre
wenig zu aestimiren, aber ein Fehlschütz von Mut-
terleib könnte großen Schaden anrichten.

Der Jäger hörte nicht länger auf diese Reden
hin, warf vielmehr seine Waidtasche um, eilte nach
dem Schranke, zog hinter demselben das Gewehr
hervor, lud, und war mit zwei Schritten aus dem
Hofe nach dem Freistuhl, sich die unruhig wogen-
den Bilder aus der Seele zu schießen. Schon im
duftigen goldenen Dämmer des Eichenkamps hatte
er seine Lebensgeister wieder beisammen. -- Nun das
muß wahr seyn, rief er, die Idyllenschreiber haben
uns die Bauernwelt arg verzeichnet! Sowohl die

Mich geht das nichts an, antwortete der Jäger
verwirrt, wenn ich nur wüßte, wo mein Gewehr
iſt. Dieſes will ich Ihnen ſagen, antwortete der
junge Bauer, der Schwiegervater hat es heimlich
weggenommen und dort hinter dem großen Schranke
verſteckt, denn er ſagte, der dritte Choral aus
Ihrer Geſchichte wäre —

Was? Choral? Ihr wollt wohl Moral ſagen?

Ja wohl. Alſo der dritte Choral aus Ihrer
Geſchichte wäre, daß man einem Fehlſchützen von
Mutterleib aus kein Schießgewehr unter Händen
laſſen müſſe. Ein gewöhnlicher Fehlſchütz wäre
wenig zu aeſtimiren, aber ein Fehlſchütz von Mut-
terleib könnte großen Schaden anrichten.

Der Jäger hörte nicht länger auf dieſe Reden
hin, warf vielmehr ſeine Waidtaſche um, eilte nach
dem Schranke, zog hinter demſelben das Gewehr
hervor, lud, und war mit zwei Schritten aus dem
Hofe nach dem Freiſtuhl, ſich die unruhig wogen-
den Bilder aus der Seele zu ſchießen. Schon im
duftigen goldenen Dämmer des Eichenkamps hatte
er ſeine Lebensgeiſter wieder beiſammen. — Nun das
muß wahr ſeyn, rief er, die Idyllenſchreiber haben
uns die Bauernwelt arg verzeichnet! Sowohl die

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[452/0460] Mich geht das nichts an, antwortete der Jäger verwirrt, wenn ich nur wüßte, wo mein Gewehr iſt. Dieſes will ich Ihnen ſagen, antwortete der junge Bauer, der Schwiegervater hat es heimlich weggenommen und dort hinter dem großen Schranke verſteckt, denn er ſagte, der dritte Choral aus Ihrer Geſchichte wäre — Was? Choral? Ihr wollt wohl Moral ſagen? Ja wohl. Alſo der dritte Choral aus Ihrer Geſchichte wäre, daß man einem Fehlſchützen von Mutterleib aus kein Schießgewehr unter Händen laſſen müſſe. Ein gewöhnlicher Fehlſchütz wäre wenig zu aeſtimiren, aber ein Fehlſchütz von Mut- terleib könnte großen Schaden anrichten. Der Jäger hörte nicht länger auf dieſe Reden hin, warf vielmehr ſeine Waidtaſche um, eilte nach dem Schranke, zog hinter demſelben das Gewehr hervor, lud, und war mit zwei Schritten aus dem Hofe nach dem Freiſtuhl, ſich die unruhig wogen- den Bilder aus der Seele zu ſchießen. Schon im duftigen goldenen Dämmer des Eichenkamps hatte er ſeine Lebensgeiſter wieder beiſammen. — Nun das muß wahr ſeyn, rief er, die Idyllenſchreiber haben uns die Bauernwelt arg verzeichnet! Sowohl die

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/460>, abgerufen am 23.11.2024.