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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Der Fuhrmann trat ein, welcher den Jäger
nach dem Oberhofe befördern sollte und sagte,
daß der Wagen vor der Thüre stehe. Der Jäger
hatte nämlich mit dem Diaconus die Absprache
genommen, sich in der Stadt einquartieren zu
wollen, hielt es jedoch für ziemlich, seinem alten
Wirthe [ - 2 Zeichen fehlen] Person Dank und Lebewohl zu sagen.
Einen Theil des Weges über hatte er weder auf
diesen, noch auf das Fuhrwerk Acht, da seine
Gedanken um den Freistuhl und die Geheimnisse
des Vehmgerichtes schwebten, die noch immer schat-
tenartig in der Gegenwart fortlebten. Sonderbares
Land, rief er für sich, in welchem Alles ewig zu
seyn scheint! Wie kommt es, daß aus dir noch
kein großer Dichter hervorgegangen ist? Diese
Erinnerungen, welche von dem Boden nicht weichen
wollen, diese alten Sitten und Gebräuche mußten
doch wohl im Stande seyn, eine Einbildungskraft
zu entzünden! Er übersah, daß das Talent keine
Feldfrucht ist, sondern wie das Manna in der
Wüste vom Himmel fällt.

Als er auf die Außendinge wieder zu merken
begann, nahm er wahr, daß sein Wäglein sich
schneckenartig fortbewegte, weil das eine Pferd

Immermanns' Münchhausen. 1. Th. 29

Der Fuhrmann trat ein, welcher den Jäger
nach dem Oberhofe befördern ſollte und ſagte,
daß der Wagen vor der Thüre ſtehe. Der Jäger
hatte nämlich mit dem Diaconus die Abſprache
genommen, ſich in der Stadt einquartieren zu
wollen, hielt es jedoch für ziemlich, ſeinem alten
Wirthe [ – 2 Zeichen fehlen] Perſon Dank und Lebewohl zu ſagen.
Einen Theil des Weges über hatte er weder auf
dieſen, noch auf das Fuhrwerk Acht, da ſeine
Gedanken um den Freiſtuhl und die Geheimniſſe
des Vehmgerichtes ſchwebten, die noch immer ſchat-
tenartig in der Gegenwart fortlebten. Sonderbares
Land, rief er für ſich, in welchem Alles ewig zu
ſeyn ſcheint! Wie kommt es, daß aus dir noch
kein großer Dichter hervorgegangen iſt? Dieſe
Erinnerungen, welche von dem Boden nicht weichen
wollen, dieſe alten Sitten und Gebräuche mußten
doch wohl im Stande ſeyn, eine Einbildungskraft
zu entzünden! Er überſah, daß das Talent keine
Feldfrucht iſt, ſondern wie das Manna in der
Wüſte vom Himmel fällt.

Als er auf die Außendinge wieder zu merken
begann, nahm er wahr, daß ſein Wäglein ſich
ſchneckenartig fortbewegte, weil das eine Pferd

Immermanns’ Münchhauſen. 1. Th. 29
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[449/0457] Der Fuhrmann trat ein, welcher den Jäger nach dem Oberhofe befördern ſollte und ſagte, daß der Wagen vor der Thüre ſtehe. Der Jäger hatte nämlich mit dem Diaconus die Abſprache genommen, ſich in der Stadt einquartieren zu wollen, hielt es jedoch für ziemlich, ſeinem alten Wirthe __ Perſon Dank und Lebewohl zu ſagen. Einen Theil des Weges über hatte er weder auf dieſen, noch auf das Fuhrwerk Acht, da ſeine Gedanken um den Freiſtuhl und die Geheimniſſe des Vehmgerichtes ſchwebten, die noch immer ſchat- tenartig in der Gegenwart fortlebten. Sonderbares Land, rief er für ſich, in welchem Alles ewig zu ſeyn ſcheint! Wie kommt es, daß aus dir noch kein großer Dichter hervorgegangen iſt? Dieſe Erinnerungen, welche von dem Boden nicht weichen wollen, dieſe alten Sitten und Gebräuche mußten doch wohl im Stande ſeyn, eine Einbildungskraft zu entzünden! Er überſah, daß das Talent keine Feldfrucht iſt, ſondern wie das Manna in der Wüſte vom Himmel fällt. Als er auf die Außendinge wieder zu merken begann, nahm er wahr, daß ſein Wäglein ſich ſchneckenartig fortbewegte, weil das eine Pferd Immermanns’ Münchhauſen. 1. Th. 29

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/457>, abgerufen am 27.11.2024.