"Ich sende dir diese Zeilen nach Stuttgart entgegen, wo sie in Wilhelms Händen für dich beruhen bleiben, denn du wirst als ein wahrer Glaubiger gewiß erst in unserer National-Kaaba dein Gebet verrichten, bevor du hinausziehst in die Fährlichkeiten des falschen Auslandes.
Nun ist mir erst wohl. Du hast mir die Lec- tion gegeben, und so steht Alles in gehöriger Ord- nung. Daß du mir nachrennst, entzückt mich, denn ich sehe daraus, daß Thorheit ansteckt und mächtiger ist, denn Vernunft. Wenn du kommst, will ich mit dir, geduldig wie ein Lamm heimreisen, sofern sich nicht inzwischen der Schrimbs oder Peppel noch findet, wozu freilich wenig Anschein. Könnte ich nur des alten Jochem erst wieder hab- haft werden! Wer weiß, wo der arme Kerl umherrennt? Ich habe schon in verschiedenen öffentlichen Blättern nach ihm Erkundigung gethan, jedoch bis jetzt vergebens.
Der Jäger an den Oberamtmann Ernſt.
„Ich ſende dir dieſe Zeilen nach Stuttgart entgegen, wo ſie in Wilhelms Händen für dich beruhen bleiben, denn du wirſt als ein wahrer Glaubiger gewiß erſt in unſerer National-Kaaba dein Gebet verrichten, bevor du hinausziehſt in die Fährlichkeiten des falſchen Auslandes.
Nun iſt mir erſt wohl. Du haſt mir die Lec- tion gegeben, und ſo ſteht Alles in gehöriger Ord- nung. Daß du mir nachrennſt, entzückt mich, denn ich ſehe daraus, daß Thorheit anſteckt und mächtiger iſt, denn Vernunft. Wenn du kommſt, will ich mit dir, geduldig wie ein Lamm heimreiſen, ſofern ſich nicht inzwiſchen der Schrimbs oder Peppel noch findet, wozu freilich wenig Anſchein. Könnte ich nur des alten Jochem erſt wieder hab- haft werden! Wer weiß, wo der arme Kerl umherrennt? Ich habe ſchon in verſchiedenen öffentlichen Blättern nach ihm Erkundigung gethan, jedoch bis jetzt vergebens.
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Der Jäger an den Oberamtmann Ernſt.
„Ich ſende dir dieſe Zeilen nach Stuttgart
entgegen, wo ſie in Wilhelms Händen für dich
beruhen bleiben, denn du wirſt als ein wahrer
Glaubiger gewiß erſt in unſerer National-Kaaba
dein Gebet verrichten, bevor du hinausziehſt in
die Fährlichkeiten des falſchen Auslandes.
Nun iſt mir erſt wohl. Du haſt mir die Lec-
tion gegeben, und ſo ſteht Alles in gehöriger Ord-
nung. Daß du mir nachrennſt, entzückt mich,
denn ich ſehe daraus, daß Thorheit anſteckt und
mächtiger iſt, denn Vernunft. Wenn du kommſt,
will ich mit dir, geduldig wie ein Lamm heimreiſen,
ſofern ſich nicht inzwiſchen der Schrimbs oder
Peppel noch findet, wozu freilich wenig Anſchein.
Könnte ich nur des alten Jochem erſt wieder hab-
haft werden! Wer weiß, wo der arme Kerl
umherrennt? Ich habe ſchon in verſchiedenen
öffentlichen Blättern nach ihm Erkundigung gethan,
jedoch bis jetzt vergebens.
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/444>, abgerufen am 25.11.2024.
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