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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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von selbst, zum Alterthume hingeführt, und eine
erinnernde Stimmung bemächtigt sich der Seele.
Dazu kommt, daß auch ein Theil der Bevölkerung
aus menschlichen Ruinen besteht.

Wie so? fragte der Jäger.

Weil es hier sehr wohlfeil leben ist, ferner
wegen der Stille des Orts und vielleicht auch we-
gen seiner dem menschlichen Alter ähnlichen Phy-
siognomie ziehen sich hieher viele bejahrte Leute
aus Amt und Geschäft zurück, ihre letzten Tage
unter diesem verwitternden Gemäuer zuzubringen,
sagte der Diaconus. Greiser Beamten und Offi-
ziere, welche hier ihre Pensionen verzehren, betagter
Rentner, welche das Comptoir jüngeren Händen
überlassen haben, giebt es hier eine Menge. Wenn
nun auch Viele dieser Ausruhenden nur langwei-
lige alte Tröpfe sind, so stößt man doch auch auf
Manchen, der sich umgethan hat, einen reichen
Schatz von Erfahrung bewahrt und von dem man
Dinge zu hören bekommt, die nicht so allgemein
bekannt sind. So erzählen gewissermaßen die stei-
nernen Trümmer Geschichte und die Menschentrüm-
mer, welche darunter umherwanken, Memoiren.
Hier sollen Sie gleich ein solches Fragment kennen

Immermann's Münchhausen 1. Th. 27

von ſelbſt, zum Alterthume hingeführt, und eine
erinnernde Stimmung bemächtigt ſich der Seele.
Dazu kommt, daß auch ein Theil der Bevölkerung
aus menſchlichen Ruinen beſteht.

Wie ſo? fragte der Jäger.

Weil es hier ſehr wohlfeil leben iſt, ferner
wegen der Stille des Orts und vielleicht auch we-
gen ſeiner dem menſchlichen Alter ähnlichen Phy-
ſiognomie ziehen ſich hieher viele bejahrte Leute
aus Amt und Geſchäft zurück, ihre letzten Tage
unter dieſem verwitternden Gemäuer zuzubringen,
ſagte der Diaconus. Greiſer Beamten und Offi-
ziere, welche hier ihre Penſionen verzehren, betagter
Rentner, welche das Comptoir jüngeren Händen
überlaſſen haben, giebt es hier eine Menge. Wenn
nun auch Viele dieſer Ausruhenden nur langwei-
lige alte Tröpfe ſind, ſo ſtößt man doch auch auf
Manchen, der ſich umgethan hat, einen reichen
Schatz von Erfahrung bewahrt und von dem man
Dinge zu hören bekommt, die nicht ſo allgemein
bekannt ſind. So erzählen gewiſſermaßen die ſtei-
nernen Trümmer Geſchichte und die Menſchentrüm-
mer, welche darunter umherwanken, Memoiren.
Hier ſollen Sie gleich ein ſolches Fragment kennen

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[417/0425] von ſelbſt, zum Alterthume hingeführt, und eine erinnernde Stimmung bemächtigt ſich der Seele. Dazu kommt, daß auch ein Theil der Bevölkerung aus menſchlichen Ruinen beſteht. Wie ſo? fragte der Jäger. Weil es hier ſehr wohlfeil leben iſt, ferner wegen der Stille des Orts und vielleicht auch we- gen ſeiner dem menſchlichen Alter ähnlichen Phy- ſiognomie ziehen ſich hieher viele bejahrte Leute aus Amt und Geſchäft zurück, ihre letzten Tage unter dieſem verwitternden Gemäuer zuzubringen, ſagte der Diaconus. Greiſer Beamten und Offi- ziere, welche hier ihre Penſionen verzehren, betagter Rentner, welche das Comptoir jüngeren Händen überlaſſen haben, giebt es hier eine Menge. Wenn nun auch Viele dieſer Ausruhenden nur langwei- lige alte Tröpfe ſind, ſo ſtößt man doch auch auf Manchen, der ſich umgethan hat, einen reichen Schatz von Erfahrung bewahrt und von dem man Dinge zu hören bekommt, die nicht ſo allgemein bekannt ſind. So erzählen gewiſſermaßen die ſtei- nernen Trümmer Geſchichte und die Menſchentrüm- mer, welche darunter umherwanken, Memoiren. Hier ſollen Sie gleich ein ſolches Fragment kennen Immermann’s Münchhauſen 1. Th. 27

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/425>, abgerufen am 25.11.2024.