haben zu wollen, als die heimischen. Trunken von der Magie der Natur lehnte er sich zurück und schloß in süßen Träumereien die Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte sich die Scene ver- ändert.
Ein schönes Mädchen in einfachem Gewande, den Strohhut über den Arm gehängt, kniete vor der Blume, hielt deren Stengel zärtlich, wie den Hals des Geliebten umschlungen, und blickte, die holdeste Freude der Ueberraschung in den Augen, tief in einen der rothen Kelche. Sie mußte, wäh- rend der Jäger zurückgebeugt lag, leise herbeige- kommen seyn. Ihn sah sie nicht; die Klippen verdeckten ihn, und er hütete sich wohl, eine Bewe- gung zu machen, welche ihm die Erscheinung ver- scheuchen konnte. Aber, als sie nach einer Weile athmend von dem Kelche emporschaute, fiel ihr Blick seitwärts in das Wasser, und sie gewahrte den Schatten eines Mannes. Nun sah er sie sich verfärben, die Blume aus ihren Händen entlassen, übrigens aber regungslos auf den Knieen bleiben. Er erhob sich mit halbem Leibe zwischen den Klip- pen, und vier junge, unschuldige Augen trafen einander mit feurigen Strahlen. Nur einen Au-
haben zu wollen, als die heimiſchen. Trunken von der Magie der Natur lehnte er ſich zurück und ſchloß in ſüßen Träumereien die Augen. Als er ſie wieder öffnete, hatte ſich die Scene ver- ändert.
Ein ſchönes Mädchen in einfachem Gewande, den Strohhut über den Arm gehängt, kniete vor der Blume, hielt deren Stengel zärtlich, wie den Hals des Geliebten umſchlungen, und blickte, die holdeſte Freude der Ueberraſchung in den Augen, tief in einen der rothen Kelche. Sie mußte, wäh- rend der Jäger zurückgebeugt lag, leiſe herbeige- kommen ſeyn. Ihn ſah ſie nicht; die Klippen verdeckten ihn, und er hütete ſich wohl, eine Bewe- gung zu machen, welche ihm die Erſcheinung ver- ſcheuchen konnte. Aber, als ſie nach einer Weile athmend von dem Kelche emporſchaute, fiel ihr Blick ſeitwärts in das Waſſer, und ſie gewahrte den Schatten eines Mannes. Nun ſah er ſie ſich verfärben, die Blume aus ihren Händen entlaſſen, übrigens aber regungslos auf den Knieen bleiben. Er erhob ſich mit halbem Leibe zwiſchen den Klip- pen, und vier junge, unſchuldige Augen trafen einander mit feurigen Strahlen. Nur einen Au-
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haben zu wollen, als die heimiſchen. Trunken von
der Magie der Natur lehnte er ſich zurück und
ſchloß in ſüßen Träumereien die Augen. Als
er ſie wieder öffnete, hatte ſich die Scene ver-
ändert.
Ein ſchönes Mädchen in einfachem Gewande,
den Strohhut über den Arm gehängt, kniete vor
der Blume, hielt deren Stengel zärtlich, wie den
Hals des Geliebten umſchlungen, und blickte, die
holdeſte Freude der Ueberraſchung in den Augen,
tief in einen der rothen Kelche. Sie mußte, wäh-
rend der Jäger zurückgebeugt lag, leiſe herbeige-
kommen ſeyn. Ihn ſah ſie nicht; die Klippen
verdeckten ihn, und er hütete ſich wohl, eine Bewe-
gung zu machen, welche ihm die Erſcheinung ver-
ſcheuchen konnte. Aber, als ſie nach einer Weile
athmend von dem Kelche emporſchaute, fiel ihr
Blick ſeitwärts in das Waſſer, und ſie gewahrte
den Schatten eines Mannes. Nun ſah er ſie ſich
verfärben, die Blume aus ihren Händen entlaſſen,
übrigens aber regungslos auf den Knieen bleiben.
Er erhob ſich mit halbem Leibe zwiſchen den Klip-
pen, und vier junge, unſchuldige Augen trafen
einander mit feurigen Strahlen. Nur einen Au-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/421>, abgerufen am 25.11.2024.
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