Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Gott bewahre mich, daß ich über etwas, was
ich in diesem Lande gesehen, spöttelte! versetzte der
Jäger. Ich freue mich jetzt, daß mich ein toller
Streich zwischen diese Wälder und Felder geschleu-
dert hat, denn sonst würde ich die Gegend wohl
nicht kennen gelernt haben, da sie auswärts wenig
in Ruf steht, und in der That auch nichts Anzie-
hendes für abgespannte und überreizte Touristen
haben kann. Aber mich hat hier die Empfindung
stärker, als selbst in meiner Heimath angefaßt:
Das ist der Boden, den seit mehr als tausend
Jahren ein unvermischter Stamm trat! Und die
Idee des unsterblichen Volkes wehte mir im Rau-
schen dieser Eichen und des uns umwallenden
Fruchtsegens fast greiflich möchte ich sagen, ent-
gegen.

Es ergaben sich aus dieser Aeußerung Reden zwi-
schen dem Diaconus und dem Jäger, welche Beide
führten, indem sie der Karre langsam folgten.



Gott bewahre mich, daß ich über etwas, was
ich in dieſem Lande geſehen, ſpöttelte! verſetzte der
Jäger. Ich freue mich jetzt, daß mich ein toller
Streich zwiſchen dieſe Wälder und Felder geſchleu-
dert hat, denn ſonſt würde ich die Gegend wohl
nicht kennen gelernt haben, da ſie auswärts wenig
in Ruf ſteht, und in der That auch nichts Anzie-
hendes für abgeſpannte und überreizte Touriſten
haben kann. Aber mich hat hier die Empfindung
ſtärker, als ſelbſt in meiner Heimath angefaßt:
Das iſt der Boden, den ſeit mehr als tauſend
Jahren ein unvermiſchter Stamm trat! Und die
Idee des unſterblichen Volkes wehte mir im Rau-
ſchen dieſer Eichen und des uns umwallenden
Fruchtſegens faſt greiflich möchte ich ſagen, ent-
gegen.

Es ergaben ſich aus dieſer Aeußerung Reden zwi-
ſchen dem Diaconus und dem Jäger, welche Beide
führten, indem ſie der Karre langſam folgten.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0402" n="394"/>
          <p>Gott bewahre mich, daß ich über etwas, was<lb/>
ich in die&#x017F;em Lande ge&#x017F;ehen, &#x017F;pöttelte! ver&#x017F;etzte der<lb/>
Jäger. Ich freue mich jetzt, daß mich ein toller<lb/>
Streich zwi&#x017F;chen die&#x017F;e Wälder und Felder ge&#x017F;chleu-<lb/>
dert hat, denn &#x017F;on&#x017F;t würde ich die Gegend wohl<lb/>
nicht kennen gelernt haben, da &#x017F;ie auswärts wenig<lb/>
in Ruf &#x017F;teht, und in der That auch nichts Anzie-<lb/>
hendes für abge&#x017F;pannte und überreizte Touri&#x017F;ten<lb/>
haben kann. Aber mich hat hier die Empfindung<lb/>
&#x017F;tärker, als &#x017F;elb&#x017F;t in meiner Heimath angefaßt:<lb/>
Das i&#x017F;t der Boden, den &#x017F;eit mehr als tau&#x017F;end<lb/>
Jahren ein unvermi&#x017F;chter Stamm trat! Und die<lb/>
Idee des un&#x017F;terblichen Volkes wehte mir im Rau-<lb/>
&#x017F;chen die&#x017F;er Eichen und des uns umwallenden<lb/>
Frucht&#x017F;egens fa&#x017F;t greiflich möchte ich &#x017F;agen, ent-<lb/>
gegen.</p><lb/>
          <p>Es ergaben &#x017F;ich aus die&#x017F;er Aeußerung Reden zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem Diaconus und dem Jäger, welche Beide<lb/>
führten, indem &#x017F;ie der Karre lang&#x017F;am folgten.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0402] Gott bewahre mich, daß ich über etwas, was ich in dieſem Lande geſehen, ſpöttelte! verſetzte der Jäger. Ich freue mich jetzt, daß mich ein toller Streich zwiſchen dieſe Wälder und Felder geſchleu- dert hat, denn ſonſt würde ich die Gegend wohl nicht kennen gelernt haben, da ſie auswärts wenig in Ruf ſteht, und in der That auch nichts Anzie- hendes für abgeſpannte und überreizte Touriſten haben kann. Aber mich hat hier die Empfindung ſtärker, als ſelbſt in meiner Heimath angefaßt: Das iſt der Boden, den ſeit mehr als tauſend Jahren ein unvermiſchter Stamm trat! Und die Idee des unſterblichen Volkes wehte mir im Rau- ſchen dieſer Eichen und des uns umwallenden Fruchtſegens faſt greiflich möchte ich ſagen, ent- gegen. Es ergaben ſich aus dieſer Aeußerung Reden zwi- ſchen dem Diaconus und dem Jäger, welche Beide führten, indem ſie der Karre langſam folgten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/402
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/402>, abgerufen am 19.08.2024.