beschränkte er sich fast nur auf das Zusehen; das heutige Ceremonialessen war nicht nach seinem Geschmack.
Nach beendigtem Mahle sagte der Küster zu den beiden Mägden, welche diesen Tisch bedient hatten, feierlich schmunzelnd: Jetzt wollen wir denn, geliebt es Gott, die allhier erfallende Ge- bühr und den guten Willen in Empfang nehmen. Die Mägde hatten vorher schon den Tisch abge- räumt und gingen jetzt hinaus, der Küster aber setzte sich auf einen Stuhl mitten in der Stube, die beiden Frauenspersonen, die Küsterin und die Magd, setzten sich ihm rechts und links zur Seite, vor sich die neugeöffneten Körbe. Nachdem die Erwartung, welche diese Drei ausdrückten, einige Minuten gedauert hatte, traten die beiden Mägde, begleitet von ihrem Herrn, dem Hofschulzen, wie- der ein. Die Erste trug einen Korb mit weit- läuftigem Flechtwerk oben, in welchem Hühner ängstlich gackerten und mit den Flügeln pluhsterten. Sie stellte ihn vor den Küster hin und dieser sagte, hineinschauend und nachzählend: Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf, Sechs; es ist ganz richtig. Darauf zählte die zweite Magd aus einem großen Tuche
beſchränkte er ſich faſt nur auf das Zuſehen; das heutige Ceremonialeſſen war nicht nach ſeinem Geſchmack.
Nach beendigtem Mahle ſagte der Küſter zu den beiden Mägden, welche dieſen Tiſch bedient hatten, feierlich ſchmunzelnd: Jetzt wollen wir denn, geliebt es Gott, die allhier erfallende Ge- bühr und den guten Willen in Empfang nehmen. Die Mägde hatten vorher ſchon den Tiſch abge- räumt und gingen jetzt hinaus, der Küſter aber ſetzte ſich auf einen Stuhl mitten in der Stube, die beiden Frauensperſonen, die Küſterin und die Magd, ſetzten ſich ihm rechts und links zur Seite, vor ſich die neugeöffneten Körbe. Nachdem die Erwartung, welche dieſe Drei ausdrückten, einige Minuten gedauert hatte, traten die beiden Mägde, begleitet von ihrem Herrn, dem Hofſchulzen, wie- der ein. Die Erſte trug einen Korb mit weit- läuftigem Flechtwerk oben, in welchem Hühner ängſtlich gackerten und mit den Flügeln pluhſterten. Sie ſtellte ihn vor den Küſter hin und dieſer ſagte, hineinſchauend und nachzählend: Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf, Sechs; es iſt ganz richtig. Darauf zählte die zweite Magd aus einem großen Tuche
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beſchränkte er ſich faſt nur auf das Zuſehen; das
heutige Ceremonialeſſen war nicht nach ſeinem
Geſchmack.
Nach beendigtem Mahle ſagte der Küſter zu
den beiden Mägden, welche dieſen Tiſch bedient
hatten, feierlich ſchmunzelnd: Jetzt wollen wir
denn, geliebt es Gott, die allhier erfallende Ge-
bühr und den guten Willen in Empfang nehmen.
Die Mägde hatten vorher ſchon den Tiſch abge-
räumt und gingen jetzt hinaus, der Küſter aber
ſetzte ſich auf einen Stuhl mitten in der Stube,
die beiden Frauensperſonen, die Küſterin und die
Magd, ſetzten ſich ihm rechts und links zur Seite,
vor ſich die neugeöffneten Körbe. Nachdem die
Erwartung, welche dieſe Drei ausdrückten, einige
Minuten gedauert hatte, traten die beiden Mägde,
begleitet von ihrem Herrn, dem Hofſchulzen, wie-
der ein. Die Erſte trug einen Korb mit weit-
läuftigem Flechtwerk oben, in welchem Hühner
ängſtlich gackerten und mit den Flügeln pluhſterten.
Sie ſtellte ihn vor den Küſter hin und dieſer ſagte,
hineinſchauend und nachzählend: Eins, Zwei, Drei,
Vier, Fünf, Sechs; es iſt ganz richtig. Darauf
zählte die zweite Magd aus einem großen Tuche
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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