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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Eure Moralien klingen zwar ziemlich hausbacken,
aber es liegt doch etwas Wahres darin, sagte
der Jäger. Der gesunde Menschenverstand behält
immer Recht, obschon er selbst nicht das letzte
Recht ist. Was meine Eltern betrifft, so spricht
deren nachheriges Verhältniß auch gewissermaaßen
für Eure Sätze. Meine Mutter ist nach dem ent-
setzlichen Schreck wie umgewandelt gewesen, er
hatte auf sie wie ein Sturzbad gewirkt, der Vater hat
späterhin gehen, kommen, sich kleiden dürfen, wie,
vornehmen können, was er gewollt, und von der
Zeit an, wo ich selbst zum Bewußtseyn gelangte,
erinnere ich mich der Ehe meiner Eltern, als einer
zwar liebevollen, aber freien und ruhigen.

Ja, Ja, sprach der Hofschulze, so mußte es sich
wenden. Allzuscharf macht schartig, der Bogen,
welcher zu sehr gespannt wird, bricht, und hinter
heißem Wetter kommt kühles. Aber Ihnen will ich
doch eine gute Lehre geben, junger Herr. Wenn Sie
incognito bleiben, und wie Sie sich mir verkündiget
haben, für den Sohn von Bürgersleuten gelten wol-
len, so müssen Sie mir keine Geschichte erzählen von
Jagdschlössern und fürstlichen Banquetten und golde-
nen Uniformen und Bedienten und Reitknechten.


Eure Moralien klingen zwar ziemlich hausbacken,
aber es liegt doch etwas Wahres darin, ſagte
der Jäger. Der geſunde Menſchenverſtand behält
immer Recht, obſchon er ſelbſt nicht das letzte
Recht iſt. Was meine Eltern betrifft, ſo ſpricht
deren nachheriges Verhältniß auch gewiſſermaaßen
für Eure Sätze. Meine Mutter iſt nach dem ent-
ſetzlichen Schreck wie umgewandelt geweſen, er
hatte auf ſie wie ein Sturzbad gewirkt, der Vater hat
ſpäterhin gehen, kommen, ſich kleiden dürfen, wie,
vornehmen können, was er gewollt, und von der
Zeit an, wo ich ſelbſt zum Bewußtſeyn gelangte,
erinnere ich mich der Ehe meiner Eltern, als einer
zwar liebevollen, aber freien und ruhigen.

Ja, Ja, ſprach der Hofſchulze, ſo mußte es ſich
wenden. Allzuſcharf macht ſchartig, der Bogen,
welcher zu ſehr geſpannt wird, bricht, und hinter
heißem Wetter kommt kühles. Aber Ihnen will ich
doch eine gute Lehre geben, junger Herr. Wenn Sie
incognito bleiben, und wie Sie ſich mir verkündiget
haben, für den Sohn von Bürgersleuten gelten wol-
len, ſo müſſen Sie mir keine Geſchichte erzählen von
Jagdſchlöſſern und fürſtlichen Banquetten und golde-
nen Uniformen und Bedienten und Reitknechten.


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[372/0380] Eure Moralien klingen zwar ziemlich hausbacken, aber es liegt doch etwas Wahres darin, ſagte der Jäger. Der geſunde Menſchenverſtand behält immer Recht, obſchon er ſelbſt nicht das letzte Recht iſt. Was meine Eltern betrifft, ſo ſpricht deren nachheriges Verhältniß auch gewiſſermaaßen für Eure Sätze. Meine Mutter iſt nach dem ent- ſetzlichen Schreck wie umgewandelt geweſen, er hatte auf ſie wie ein Sturzbad gewirkt, der Vater hat ſpäterhin gehen, kommen, ſich kleiden dürfen, wie, vornehmen können, was er gewollt, und von der Zeit an, wo ich ſelbſt zum Bewußtſeyn gelangte, erinnere ich mich der Ehe meiner Eltern, als einer zwar liebevollen, aber freien und ruhigen. Ja, Ja, ſprach der Hofſchulze, ſo mußte es ſich wenden. Allzuſcharf macht ſchartig, der Bogen, welcher zu ſehr geſpannt wird, bricht, und hinter heißem Wetter kommt kühles. Aber Ihnen will ich doch eine gute Lehre geben, junger Herr. Wenn Sie incognito bleiben, und wie Sie ſich mir verkündiget haben, für den Sohn von Bürgersleuten gelten wol- len, ſo müſſen Sie mir keine Geſchichte erzählen von Jagdſchlöſſern und fürſtlichen Banquetten und golde- nen Uniformen und Bedienten und Reitknechten.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/380>, abgerufen am 22.11.2024.