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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Es war spät Abends und Cassels Bewohner
schliefen schon, oder legten sich zu Bett. Auf
dem Schlosse aber war es im Cabinett des Für-
sten noch hell. Die Soiree war zwar geen-
digt, jedoch hielt der alte würdige Herrscher noch
einige seiner Auserwählten um sich versammelt.
Man hatte sich auf die gewohnte Weise von der
Zwischenregierung und von dem wunderbaren
Umschwunge der Dinge unterhalten. Der Kurfürst,
welcher seine Gardeuniform, Klappenweste und
steife Stiefeln trug, stand fest auf das spanische
Rohr mit goldnem Knopfe gestützt, und sagte:
Es bleibet dabei, Ich agnoscire Nichts von dem,
was Mein Verwalter Jerome inzwischen angeordnet
hat. Wer darunter leidet, mag sich an Meinen
Verwalter halten, dem Wir nicht die Macht gege-
ben hatten, auf seinen Kopf neue Sachen einzu-
führen, und der mithin bei derartigen Thathandlungen
Mandatum excediret hat. Wir wissen wohl, daß
Wir dieserwegen der Censur etlicher unruhiger
Köpfe unterliegen, aber das läßt Uns völlig unan-
gefochten in Unsrem Gewissen, und Wir vertrauen
hierinnen gänzlich der göttlichen Providentz, die
Uns nach kurzer Ueberwältigung in Unsre Erb-

Es war ſpät Abends und Caſſels Bewohner
ſchliefen ſchon, oder legten ſich zu Bett. Auf
dem Schloſſe aber war es im Cabinett des Für-
ſten noch hell. Die Soirée war zwar geen-
digt, jedoch hielt der alte würdige Herrſcher noch
einige ſeiner Auserwählten um ſich verſammelt.
Man hatte ſich auf die gewohnte Weiſe von der
Zwiſchenregierung und von dem wunderbaren
Umſchwunge der Dinge unterhalten. Der Kurfürſt,
welcher ſeine Gardeuniform, Klappenweſte und
ſteife Stiefeln trug, ſtand feſt auf das ſpaniſche
Rohr mit goldnem Knopfe geſtützt, und ſagte:
Es bleibet dabei, Ich agnoſcire Nichts von dem,
was Mein Verwalter Jerome inzwiſchen angeordnet
hat. Wer darunter leidet, mag ſich an Meinen
Verwalter halten, dem Wir nicht die Macht gege-
ben hatten, auf ſeinen Kopf neue Sachen einzu-
führen, und der mithin bei derartigen Thathandlungen
Mandatum excediret hat. Wir wiſſen wohl, daß
Wir dieſerwegen der Cenſur etlicher unruhiger
Köpfe unterliegen, aber das läßt Uns völlig unan-
gefochten in Unſrem Gewiſſen, und Wir vertrauen
hierinnen gänzlich der göttlichen Providentz, die
Uns nach kurzer Ueberwältigung in Unſre Erb-

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[28/0036] Es war ſpät Abends und Caſſels Bewohner ſchliefen ſchon, oder legten ſich zu Bett. Auf dem Schloſſe aber war es im Cabinett des Für- ſten noch hell. Die Soirée war zwar geen- digt, jedoch hielt der alte würdige Herrſcher noch einige ſeiner Auserwählten um ſich verſammelt. Man hatte ſich auf die gewohnte Weiſe von der Zwiſchenregierung und von dem wunderbaren Umſchwunge der Dinge unterhalten. Der Kurfürſt, welcher ſeine Gardeuniform, Klappenweſte und ſteife Stiefeln trug, ſtand feſt auf das ſpaniſche Rohr mit goldnem Knopfe geſtützt, und ſagte: Es bleibet dabei, Ich agnoſcire Nichts von dem, was Mein Verwalter Jerome inzwiſchen angeordnet hat. Wer darunter leidet, mag ſich an Meinen Verwalter halten, dem Wir nicht die Macht gege- ben hatten, auf ſeinen Kopf neue Sachen einzu- führen, und der mithin bei derartigen Thathandlungen Mandatum excediret hat. Wir wiſſen wohl, daß Wir dieſerwegen der Cenſur etlicher unruhiger Köpfe unterliegen, aber das läßt Uns völlig unan- gefochten in Unſrem Gewiſſen, und Wir vertrauen hierinnen gänzlich der göttlichen Providentz, die Uns nach kurzer Ueberwältigung in Unſre Erb-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/36>, abgerufen am 24.11.2024.