mich ein göttlichschöner Sonnentag, den ich vor Zeiten in den Waldgründen des Spessart ver- lebte, zuerst anspornte. Ich glaube, es wird dir gefallen. Es heißt: Die Wunder des Spes- sart.
Am liebsten sitze ich droben auf dem Hügel an einem stillen Platze zwischen den Kornfeldern des Hofschulzen, die dort zu Ende gehen. Man hat eine geräumige mit Kraut und Brombeerge- büsch bewachsene Einsenkung des Bodens vor sich; rings im Kreise um sie her liegen große Steine, einer, gerade dem Felde gegenüber, ist der größte, über dem spannen drei alte Linden ihre Zweige aus. Dahinter rauscht der Wald. Die Stelle ist unendlich einsam und beschlossen und heimlich, besonders jetzt, wo man im Rücken das manns- hohe Korn hat. Da droben bin ich viel. Freilich nicht immer in sentimentaler Naturbetrachtung, es ist auch mein gewöhnlicher abendlicher Anstandsort, von wo ich dem Schulzen die Reh' und Hirsch' aus dem Korn schieße.
Sie nennen den Platz den Freistuhl. Vermuth- lich hat also dort vor Alters das Vehmgericht im Schrecken der Nacht seine Verdicte ausgebrütet.
mich ein göttlichſchöner Sonnentag, den ich vor Zeiten in den Waldgründen des Speſſart ver- lebte, zuerſt anſpornte. Ich glaube, es wird dir gefallen. Es heißt: Die Wunder des Speſ- ſart.
Am liebſten ſitze ich droben auf dem Hügel an einem ſtillen Platze zwiſchen den Kornfeldern des Hofſchulzen, die dort zu Ende gehen. Man hat eine geräumige mit Kraut und Brombeerge- büſch bewachſene Einſenkung des Bodens vor ſich; rings im Kreiſe um ſie her liegen große Steine, einer, gerade dem Felde gegenüber, iſt der größte, über dem ſpannen drei alte Linden ihre Zweige aus. Dahinter rauſcht der Wald. Die Stelle iſt unendlich einſam und beſchloſſen und heimlich, beſonders jetzt, wo man im Rücken das manns- hohe Korn hat. Da droben bin ich viel. Freilich nicht immer in ſentimentaler Naturbetrachtung, es iſt auch mein gewöhnlicher abendlicher Anſtandsort, von wo ich dem Schulzen die Reh’ und Hirſch’ aus dem Korn ſchieße.
Sie nennen den Platz den Freiſtuhl. Vermuth- lich hat alſo dort vor Alters das Vehmgericht im Schrecken der Nacht ſeine Verdicte ausgebrütet.
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mich ein göttlichſchöner Sonnentag, den ich vor
Zeiten in den Waldgründen des Speſſart ver-
lebte, zuerſt anſpornte. Ich glaube, es wird dir
gefallen. Es heißt: Die Wunder des Speſ-
ſart.
Am liebſten ſitze ich droben auf dem Hügel
an einem ſtillen Platze zwiſchen den Kornfeldern
des Hofſchulzen, die dort zu Ende gehen. Man
hat eine geräumige mit Kraut und Brombeerge-
büſch bewachſene Einſenkung des Bodens vor ſich;
rings im Kreiſe um ſie her liegen große Steine,
einer, gerade dem Felde gegenüber, iſt der größte,
über dem ſpannen drei alte Linden ihre Zweige
aus. Dahinter rauſcht der Wald. Die Stelle
iſt unendlich einſam und beſchloſſen und heimlich,
beſonders jetzt, wo man im Rücken das manns-
hohe Korn hat. Da droben bin ich viel. Freilich
nicht immer in ſentimentaler Naturbetrachtung, es
iſt auch mein gewöhnlicher abendlicher Anſtandsort,
von wo ich dem Schulzen die Reh’ und Hirſch’
aus dem Korn ſchieße.
Sie nennen den Platz den Freiſtuhl. Vermuth-
lich hat alſo dort vor Alters das Vehmgericht im
Schrecken der Nacht ſeine Verdicte ausgebrütet.
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/352>, abgerufen am 25.11.2024.
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