Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

sie sollen verspüren, daß der Schwab auch ein fei-
ner Vogel seyn kann, wann's Noth thut.

Immer rechts dich gehalten, mein Jochem, denn
dahin weisen die letzten Spuren von dem Schrimbs
oder Peppel, sagte der junge Mann, indem er auf-
stand, und dem Alten zum Abschiede herzlich die Hand
schüttelte. Immer rechts, versteht sich, erwiederte
Dieser, gab dem Andern die vollgestopfte Waidtasche,
die er bis jetzt getragen hatte, lupfte den Hut,
und ging dann zwischen den Kornfeldern einen
Seitenpfad rechts nach der Gegend zu hinab, wo
man in der Ferne eine der im vorigen Capitel
angedeuteten Thurmspitzen ragen sah.

Der junge Mann mit der Jagdflinte ging dage-
gen gerade gegen den Oberhof hinunter. Er mochte
etwa hundert Schritte weit gegangen seyn, als er
etwas keuchend hinter sich herkommen hörte und
sich umdrehend sah, daß sein alter Begleiter ihm
folgte. Ich wollte Sie noch um Eins gebeten
und ersucht haben, rief Dieser, thun Sie, da Sie
nun allein und sich selbst überlassen sind, das Schieß-
gewehr von sich, denn Sie treffen doch nichts und
richten, weiß Gott, noch einmal ein Unglück an,
wie neulich schon beinahe geschehen wäre, da Sie

ſie ſollen verſpüren, daß der Schwab auch ein fei-
ner Vogel ſeyn kann, wann’s Noth thut.

Immer rechts dich gehalten, mein Jochem, denn
dahin weiſen die letzten Spuren von dem Schrimbs
oder Peppel, ſagte der junge Mann, indem er auf-
ſtand, und dem Alten zum Abſchiede herzlich die Hand
ſchüttelte. Immer rechts, verſteht ſich, erwiederte
Dieſer, gab dem Andern die vollgeſtopfte Waidtaſche,
die er bis jetzt getragen hatte, lupfte den Hut,
und ging dann zwiſchen den Kornfeldern einen
Seitenpfad rechts nach der Gegend zu hinab, wo
man in der Ferne eine der im vorigen Capitel
angedeuteten Thurmſpitzen ragen ſah.

Der junge Mann mit der Jagdflinte ging dage-
gen gerade gegen den Oberhof hinunter. Er mochte
etwa hundert Schritte weit gegangen ſeyn, als er
etwas keuchend hinter ſich herkommen hörte und
ſich umdrehend ſah, daß ſein alter Begleiter ihm
folgte. Ich wollte Sie noch um Eins gebeten
und erſucht haben, rief Dieſer, thun Sie, da Sie
nun allein und ſich ſelbſt überlaſſen ſind, das Schieß-
gewehr von ſich, denn Sie treffen doch nichts und
richten, weiß Gott, noch einmal ein Unglück an,
wie neulich ſchon beinahe geſchehen wäre, da Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0309" n="301"/>
&#x017F;ie &#x017F;ollen ver&#x017F;püren, daß der Schwab auch ein fei-<lb/>
ner Vogel &#x017F;eyn kann, wann&#x2019;s Noth thut.</p><lb/>
          <p>Immer rechts dich gehalten, mein Jochem, denn<lb/>
dahin wei&#x017F;en die letzten Spuren von dem Schrimbs<lb/>
oder Peppel, &#x017F;agte der junge Mann, indem er auf-<lb/>
&#x017F;tand, und dem Alten zum Ab&#x017F;chiede herzlich die Hand<lb/>
&#x017F;chüttelte. Immer rechts, ver&#x017F;teht &#x017F;ich, erwiederte<lb/>
Die&#x017F;er, gab dem Andern die vollge&#x017F;topfte Waidta&#x017F;che,<lb/>
die er bis jetzt getragen hatte, lupfte den Hut,<lb/>
und ging dann zwi&#x017F;chen den Kornfeldern einen<lb/>
Seitenpfad rechts nach der Gegend zu hinab, wo<lb/>
man in der Ferne eine der im vorigen Capitel<lb/>
angedeuteten Thurm&#x017F;pitzen ragen &#x017F;ah.</p><lb/>
          <p>Der junge Mann mit der Jagdflinte ging dage-<lb/>
gen gerade gegen den Oberhof hinunter. Er mochte<lb/>
etwa hundert Schritte weit gegangen &#x017F;eyn, als er<lb/>
etwas keuchend hinter &#x017F;ich herkommen hörte und<lb/>
&#x017F;ich umdrehend &#x017F;ah, daß &#x017F;ein alter Begleiter ihm<lb/>
folgte. Ich wollte Sie noch um Eins gebeten<lb/>
und er&#x017F;ucht haben, rief Die&#x017F;er, thun Sie, da Sie<lb/>
nun allein und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t überla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind, das Schieß-<lb/>
gewehr von &#x017F;ich, denn Sie treffen doch nichts und<lb/>
richten, weiß Gott, noch einmal ein Unglück an,<lb/>
wie neulich &#x017F;chon beinahe ge&#x017F;chehen wäre, da Sie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0309] ſie ſollen verſpüren, daß der Schwab auch ein fei- ner Vogel ſeyn kann, wann’s Noth thut. Immer rechts dich gehalten, mein Jochem, denn dahin weiſen die letzten Spuren von dem Schrimbs oder Peppel, ſagte der junge Mann, indem er auf- ſtand, und dem Alten zum Abſchiede herzlich die Hand ſchüttelte. Immer rechts, verſteht ſich, erwiederte Dieſer, gab dem Andern die vollgeſtopfte Waidtaſche, die er bis jetzt getragen hatte, lupfte den Hut, und ging dann zwiſchen den Kornfeldern einen Seitenpfad rechts nach der Gegend zu hinab, wo man in der Ferne eine der im vorigen Capitel angedeuteten Thurmſpitzen ragen ſah. Der junge Mann mit der Jagdflinte ging dage- gen gerade gegen den Oberhof hinunter. Er mochte etwa hundert Schritte weit gegangen ſeyn, als er etwas keuchend hinter ſich herkommen hörte und ſich umdrehend ſah, daß ſein alter Begleiter ihm folgte. Ich wollte Sie noch um Eins gebeten und erſucht haben, rief Dieſer, thun Sie, da Sie nun allein und ſich ſelbſt überlaſſen ſind, das Schieß- gewehr von ſich, denn Sie treffen doch nichts und richten, weiß Gott, noch einmal ein Unglück an, wie neulich ſchon beinahe geſchehen wäre, da Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/309
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/309>, abgerufen am 22.11.2024.