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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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in der Sache abzusprechen habe und welcher, wenn
sie ihn recht zu behandeln wüßten, schon ein Zeug-
niß ausstellen werde, daß die Straße auch anders
gelegt werden könne, und was dergleichen mehr
war, welches freilich auf eine ganz andere Sinnes-
weise hinauszulaufen schien, als die mir schon von
dem Hofschulzen in seinem Verkehre mit Menschen
kennen gelernt haben.

Indessen wurde aus seinem Gespräche mit den
Nachbarn klar, daß diese Bauern sich den Heischun-
gen des Staats zum öffentlichen Nutzen gegenüber
im Zustande des Krieges glaubten, welcher bekannt-
lich alle Mittel, die zum Zweck führen, gutheißt.
Wir werden schon unsre Frucht einfahren und zu
Markte führen können, wie bisher, ohne große Stra-
ßen nöthig zu haben, und was geht uns alles
Uebrige an? sagte der Hofschulze im Verlaufe der
Unterredung. Mogen sie bauen und graben, was
sie wollen, sie sollen uns aber ungeschoren lassen.
Wenn es nach denen ginge, so wären wir bald vom
Erb von wegen des gemeinen Nutzens, wie es
heißen würde, fügte er hinzu.

Guten Tag, wie geht's? rief eine hier wohl-
bekannte Stimme. Ein Fußwanderer, ein Mann

in der Sache abzuſprechen habe und welcher, wenn
ſie ihn recht zu behandeln wüßten, ſchon ein Zeug-
niß ausſtellen werde, daß die Straße auch anders
gelegt werden könne, und was dergleichen mehr
war, welches freilich auf eine ganz andere Sinnes-
weiſe hinauszulaufen ſchien, als die mir ſchon von
dem Hofſchulzen in ſeinem Verkehre mit Menſchen
kennen gelernt haben.

Indeſſen wurde aus ſeinem Geſpräche mit den
Nachbarn klar, daß dieſe Bauern ſich den Heiſchun-
gen des Staats zum öffentlichen Nutzen gegenüber
im Zuſtande des Krieges glaubten, welcher bekannt-
lich alle Mittel, die zum Zweck führen, gutheißt.
Wir werden ſchon unſre Frucht einfahren und zu
Markte führen können, wie bisher, ohne große Stra-
ßen nöthig zu haben, und was geht uns alles
Uebrige an? ſagte der Hofſchulze im Verlaufe der
Unterredung. Mogen ſie bauen und graben, was
ſie wollen, ſie ſollen uns aber ungeſchoren laſſen.
Wenn es nach denen ginge, ſo wären wir bald vom
Erb von wegen des gemeinen Nutzens, wie es
heißen würde, fügte er hinzu.

Guten Tag, wie geht’s? rief eine hier wohl-
bekannte Stimme. Ein Fußwanderer, ein Mann

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[274/0282] in der Sache abzuſprechen habe und welcher, wenn ſie ihn recht zu behandeln wüßten, ſchon ein Zeug- niß ausſtellen werde, daß die Straße auch anders gelegt werden könne, und was dergleichen mehr war, welches freilich auf eine ganz andere Sinnes- weiſe hinauszulaufen ſchien, als die mir ſchon von dem Hofſchulzen in ſeinem Verkehre mit Menſchen kennen gelernt haben. Indeſſen wurde aus ſeinem Geſpräche mit den Nachbarn klar, daß dieſe Bauern ſich den Heiſchun- gen des Staats zum öffentlichen Nutzen gegenüber im Zuſtande des Krieges glaubten, welcher bekannt- lich alle Mittel, die zum Zweck führen, gutheißt. Wir werden ſchon unſre Frucht einfahren und zu Markte führen können, wie bisher, ohne große Stra- ßen nöthig zu haben, und was geht uns alles Uebrige an? ſagte der Hofſchulze im Verlaufe der Unterredung. Mogen ſie bauen und graben, was ſie wollen, ſie ſollen uns aber ungeſchoren laſſen. Wenn es nach denen ginge, ſo wären wir bald vom Erb von wegen des gemeinen Nutzens, wie es heißen würde, fügte er hinzu. Guten Tag, wie geht’s? rief eine hier wohl- bekannte Stimme. Ein Fußwanderer, ein Mann

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/282>, abgerufen am 24.11.2024.