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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Pferdehändler nach dem Stalle, um ihm das Pferd
zu überliefern.

Der Receptor wartete die Rückkunft der Beiden
nicht ab. Mit solchem Klotz ist nichts anzufangen,
sagte er, aber wenn du uns nur nicht so ordentlich
auf die Termine bezahltest, wir wollten dich -- Er
fühlte nach seinen urkundlichen Papieren in der
Tasche, merkte an ihrem Knittern, daß sie noch
darin seien, und schlich vom Hofe.

Aus dem Stalle traten der Roßkamm, der
Schulze und ein Knecht, welcher zwei Pferde, das
des Roßkammes und die erkaufte braune Stute
hinter sich herführte. Der alte Schulze sagte, indem
er die Letztere zum Abschiede streichelte: Es thut
Einem immer Leid, wenn man eine Creatur, die
man aufzog, losschlägt, aber wer kann dawider?
-- Nun, halte dich brav, Bräunchen! rief er und
gab dem Thiere einen herzhaften Schlag auf die
runden, glänzenden Schenkel.

Der Pferdehändler war indessen aufgestiegen
und sah mit seiner langen Figur und der kurzen
Schooßjacke unter dem breitkrämpigen lackirten Hute,
mit seinen erbsengelben Hosen über den dürren
Lenden und den hochhinaufreichenden ledernen Kama-

Pferdehändler nach dem Stalle, um ihm das Pferd
zu überliefern.

Der Receptor wartete die Rückkunft der Beiden
nicht ab. Mit ſolchem Klotz iſt nichts anzufangen,
ſagte er, aber wenn du uns nur nicht ſo ordentlich
auf die Termine bezahlteſt, wir wollten dich — Er
fühlte nach ſeinen urkundlichen Papieren in der
Taſche, merkte an ihrem Knittern, daß ſie noch
darin ſeien, und ſchlich vom Hofe.

Aus dem Stalle traten der Roßkamm, der
Schulze und ein Knecht, welcher zwei Pferde, das
des Roßkammes und die erkaufte braune Stute
hinter ſich herführte. Der alte Schulze ſagte, indem
er die Letztere zum Abſchiede ſtreichelte: Es thut
Einem immer Leid, wenn man eine Creatur, die
man aufzog, losſchlägt, aber wer kann dawider?
— Nun, halte dich brav, Bräunchen! rief er und
gab dem Thiere einen herzhaften Schlag auf die
runden, glänzenden Schenkel.

Der Pferdehändler war indeſſen aufgeſtiegen
und ſah mit ſeiner langen Figur und der kurzen
Schooßjacke unter dem breitkrämpigen lackirten Hute,
mit ſeinen erbſengelben Hoſen über den dürren
Lenden und den hochhinaufreichenden ledernen Kama-

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[265/0273] Pferdehändler nach dem Stalle, um ihm das Pferd zu überliefern. Der Receptor wartete die Rückkunft der Beiden nicht ab. Mit ſolchem Klotz iſt nichts anzufangen, ſagte er, aber wenn du uns nur nicht ſo ordentlich auf die Termine bezahlteſt, wir wollten dich — Er fühlte nach ſeinen urkundlichen Papieren in der Taſche, merkte an ihrem Knittern, daß ſie noch darin ſeien, und ſchlich vom Hofe. Aus dem Stalle traten der Roßkamm, der Schulze und ein Knecht, welcher zwei Pferde, das des Roßkammes und die erkaufte braune Stute hinter ſich herführte. Der alte Schulze ſagte, indem er die Letztere zum Abſchiede ſtreichelte: Es thut Einem immer Leid, wenn man eine Creatur, die man aufzog, losſchlägt, aber wer kann dawider? — Nun, halte dich brav, Bräunchen! rief er und gab dem Thiere einen herzhaften Schlag auf die runden, glänzenden Schenkel. Der Pferdehändler war indeſſen aufgeſtiegen und ſah mit ſeiner langen Figur und der kurzen Schooßjacke unter dem breitkrämpigen lackirten Hute, mit ſeinen erbſengelben Hoſen über den dürren Lenden und den hochhinaufreichenden ledernen Kama-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/273>, abgerufen am 25.11.2024.