O! rief der Pferdehändler, da liegen hier meh- rere solcher Höfe herum, man heißt sie Oberhöfe; wenn die nicht manchen Edelmann ausstechen, so will ich nicht Marx heißen. Das Erdreich ist von uralter Zeit zusammengeblieben. Und sparsam und fleißig ist der Nichtsnutz von jeher gewesen, das muß man ihm lassen. Sie sahen ja, wie er sich abäscherte, nur um dem Schmidt die paar Groschen Verdienst zu nehmen. Jetzt freit seine Tochter einen andern jungen Geldschlingel; die kriegt mit! Ich bin an der Leinwandkammer durch- gegangen, der Flachs und das Garn, das Gebild, die Wäsche und alle mögliche Kramerei ist bis unter die Decke gestopft. Und dazu giebt ihr der alte Schabhals noch baare sechstausend Thaler mit. Blicken Sie nur um sich; ist es nicht hier, als ob man bei einem Grafen wäre?
Während der letzten Reden hatte der verdrieß- liche Pferdehändler sacht in die Geldkatze gegriffen und den zwanzig Goldstücken, gleichsam gleichgül- tig thuend, noch sechs hinzugefügt. Der Hof- schulze trat wieder in die Thüre, und der Andre sagte brummend, ohne ihn anzusehen: Da lie-
Woher hat er’s denn? fragte der Receptor.
O! rief der Pferdehändler, da liegen hier meh- rere ſolcher Höfe herum, man heißt ſie Oberhöfe; wenn die nicht manchen Edelmann ausſtechen, ſo will ich nicht Marx heißen. Das Erdreich iſt von uralter Zeit zuſammengeblieben. Und ſparſam und fleißig iſt der Nichtsnutz von jeher geweſen, das muß man ihm laſſen. Sie ſahen ja, wie er ſich abäſcherte, nur um dem Schmidt die paar Groſchen Verdienſt zu nehmen. Jetzt freit ſeine Tochter einen andern jungen Geldſchlingel; die kriegt mit! Ich bin an der Leinwandkammer durch- gegangen, der Flachs und das Garn, das Gebild, die Wäſche und alle mögliche Kramerei iſt bis unter die Decke geſtopft. Und dazu giebt ihr der alte Schabhals noch baare ſechstauſend Thaler mit. Blicken Sie nur um ſich; iſt es nicht hier, als ob man bei einem Grafen wäre?
Während der letzten Reden hatte der verdrieß- liche Pferdehändler ſacht in die Geldkatze gegriffen und den zwanzig Goldſtücken, gleichſam gleichgül- tig thuend, noch ſechs hinzugefügt. Der Hof- ſchulze trat wieder in die Thüre, und der Andre ſagte brummend, ohne ihn anzuſehen: Da lie-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0271"n="263"/><p>Woher hat er’s denn? fragte der Receptor.</p><lb/><p>O! rief der Pferdehändler, da liegen hier meh-<lb/>
rere ſolcher Höfe herum, man heißt ſie Oberhöfe;<lb/>
wenn die nicht manchen Edelmann ausſtechen, ſo<lb/>
will ich nicht Marx heißen. Das Erdreich iſt von<lb/>
uralter Zeit zuſammengeblieben. Und ſparſam<lb/>
und fleißig iſt der Nichtsnutz von jeher geweſen,<lb/>
das muß man ihm laſſen. Sie ſahen ja, wie er<lb/>ſich abäſcherte, nur um dem Schmidt die paar<lb/>
Groſchen Verdienſt zu nehmen. Jetzt freit ſeine<lb/>
Tochter einen andern jungen Geldſchlingel; die<lb/>
kriegt mit! Ich bin an der Leinwandkammer durch-<lb/>
gegangen, der Flachs und das Garn, das Gebild,<lb/>
die Wäſche und alle mögliche Kramerei iſt bis<lb/>
unter die Decke geſtopft. Und dazu giebt ihr der<lb/>
alte Schabhals noch baare ſechstauſend Thaler mit.<lb/>
Blicken Sie nur um ſich; iſt es nicht hier, als ob<lb/>
man bei einem Grafen wäre?</p><lb/><p>Während der letzten Reden hatte der verdrieß-<lb/>
liche Pferdehändler ſacht in die Geldkatze gegriffen<lb/>
und den zwanzig Goldſtücken, gleichſam gleichgül-<lb/>
tig thuend, noch ſechs hinzugefügt. Der Hof-<lb/>ſchulze trat wieder in die Thüre, und der Andre<lb/>ſagte brummend, ohne ihn anzuſehen: Da lie-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[263/0271]
Woher hat er’s denn? fragte der Receptor.
O! rief der Pferdehändler, da liegen hier meh-
rere ſolcher Höfe herum, man heißt ſie Oberhöfe;
wenn die nicht manchen Edelmann ausſtechen, ſo
will ich nicht Marx heißen. Das Erdreich iſt von
uralter Zeit zuſammengeblieben. Und ſparſam
und fleißig iſt der Nichtsnutz von jeher geweſen,
das muß man ihm laſſen. Sie ſahen ja, wie er
ſich abäſcherte, nur um dem Schmidt die paar
Groſchen Verdienſt zu nehmen. Jetzt freit ſeine
Tochter einen andern jungen Geldſchlingel; die
kriegt mit! Ich bin an der Leinwandkammer durch-
gegangen, der Flachs und das Garn, das Gebild,
die Wäſche und alle mögliche Kramerei iſt bis
unter die Decke geſtopft. Und dazu giebt ihr der
alte Schabhals noch baare ſechstauſend Thaler mit.
Blicken Sie nur um ſich; iſt es nicht hier, als ob
man bei einem Grafen wäre?
Während der letzten Reden hatte der verdrieß-
liche Pferdehändler ſacht in die Geldkatze gegriffen
und den zwanzig Goldſtücken, gleichſam gleichgül-
tig thuend, noch ſechs hinzugefügt. Der Hof-
ſchulze trat wieder in die Thüre, und der Andre
ſagte brummend, ohne ihn anzuſehen: Da lie-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/271>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.