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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Ziele nachlaufen, welches ohne Zweifel in dem
Stalle des Verleihers seyn wird, aus dem ich den
Klepper im Städtchen entnahm.

Der alte Baron, das Fräulein und der Schul-
meister näherten sich jetzt dem Orte, wo der Fall
und dieses Gespräch erschollen war, und sahen zwei
Männer, welche sie in nicht geringes Erstaunen
versetzten. Der Eine war eine stämmige Figur,
deren Eigenthümer seine vierzig und mehrere
Jahre zählen mochte, mit einem durchaus blassen,
aber kräftig musculösen Gesichte, aus dem zwei
große lebhafte Augen hervorstrahlten. An seiner
Kleidung zeichnete sich sonst nichts aus, dagegen
konnte ein übermäßig großer Strohhut mit fuß-
breiten Krempen auffallend erscheinen, welcher einige
Schritte von dem Fremden im Sande lag. Dieser
Strohhut war eigentlich kein Strohhut; seine Form
schwankte zwischen Mütze und Casquett. In Zukunft
soll er, wo er noch vorkommt, der Strohhelm heißen.

Der Andere war noch untersetzter und gedrun-
gener, als der Erste, schien mit ihm in gleichen
Jahren zu seyn, hatte aber die gewöhnliche Gesichts-
farbe eines gesunden Menschen. Seine Augen waren
wo möglich noch greller, als die des Herrn, denn

Ziele nachlaufen, welches ohne Zweifel in dem
Stalle des Verleihers ſeyn wird, aus dem ich den
Klepper im Städtchen entnahm.

Der alte Baron, das Fräulein und der Schul-
meiſter näherten ſich jetzt dem Orte, wo der Fall
und dieſes Geſpräch erſchollen war, und ſahen zwei
Männer, welche ſie in nicht geringes Erſtaunen
verſetzten. Der Eine war eine ſtämmige Figur,
deren Eigenthümer ſeine vierzig und mehrere
Jahre zählen mochte, mit einem durchaus blaſſen,
aber kräftig musculöſen Geſichte, aus dem zwei
große lebhafte Augen hervorſtrahlten. An ſeiner
Kleidung zeichnete ſich ſonſt nichts aus, dagegen
konnte ein übermäßig großer Strohhut mit fuß-
breiten Krempen auffallend erſcheinen, welcher einige
Schritte von dem Fremden im Sande lag. Dieſer
Strohhut war eigentlich kein Strohhut; ſeine Form
ſchwankte zwiſchen Mütze und Casquett. In Zukunft
ſoll er, wo er noch vorkommt, der Strohhelm heißen.

Der Andere war noch unterſetzter und gedrun-
gener, als der Erſte, ſchien mit ihm in gleichen
Jahren zu ſeyn, hatte aber die gewöhnliche Geſichts-
farbe eines geſunden Menſchen. Seine Augen waren
wo möglich noch greller, als die des Herrn, denn

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[174/0182] Ziele nachlaufen, welches ohne Zweifel in dem Stalle des Verleihers ſeyn wird, aus dem ich den Klepper im Städtchen entnahm. Der alte Baron, das Fräulein und der Schul- meiſter näherten ſich jetzt dem Orte, wo der Fall und dieſes Geſpräch erſchollen war, und ſahen zwei Männer, welche ſie in nicht geringes Erſtaunen verſetzten. Der Eine war eine ſtämmige Figur, deren Eigenthümer ſeine vierzig und mehrere Jahre zählen mochte, mit einem durchaus blaſſen, aber kräftig musculöſen Geſichte, aus dem zwei große lebhafte Augen hervorſtrahlten. An ſeiner Kleidung zeichnete ſich ſonſt nichts aus, dagegen konnte ein übermäßig großer Strohhut mit fuß- breiten Krempen auffallend erſcheinen, welcher einige Schritte von dem Fremden im Sande lag. Dieſer Strohhut war eigentlich kein Strohhut; ſeine Form ſchwankte zwiſchen Mütze und Casquett. In Zukunft ſoll er, wo er noch vorkommt, der Strohhelm heißen. Der Andere war noch unterſetzter und gedrun- gener, als der Erſte, ſchien mit ihm in gleichen Jahren zu ſeyn, hatte aber die gewöhnliche Geſichts- farbe eines geſunden Menſchen. Seine Augen waren wo möglich noch greller, als die des Herrn, denn

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/182>, abgerufen am 28.11.2024.