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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Topfe, der ihm den spartanischen Becher oder Ko-
thon bedeuten mußte, und von welchem er rühmte,
daß er, wie jenes antike Schöpfgefäß, wegen seines
eingebognen Randes jegliches Trübe und Unreine
vom Munde abhalte; alle Woche aber holte er
vom Schlosse sich frisches Stroh zur Lagerstatt,
und hieß dieß, sich Schilf im Eurotos schneiden.

Nach einiger Zeit hatte der Baron alle Furcht
vor seinem Gaste verloren. Denn er bemerkte,
daß dieser über jeden Gegenstand so verständig
dachte und redete, wie der gesetzteste Alltags-
mensch, und daß auch seine spartanischen Vor-
stellungen sich zu einer sogenannten unschädlichen
Schrolle, oder zu dem, was man den Wurm bei
einem Menschen nennt, gemildert hatten. In der
That mußte er gestehen, daß unter den Ge-
setzen Schmalhansens, des Küchenmeisters, die
über Schloß und Gartenhäuschen herrschten, die
lacedämonische Einfachheit vollkommen gerechtfer-
tigt war, und daß ihrem Anhänger daher die Zugabe
von der Ahnenschaft des Königs Agesilaus wohl
mit durchgehen konnte. Seine Gesellschaft wurde
ihm nun sehr lieb; er hatte doch Jemand, mit
dem er in den langen Herbst- und Winterabenden

Topfe, der ihm den ſpartaniſchen Becher oder Ko-
thon bedeuten mußte, und von welchem er rühmte,
daß er, wie jenes antike Schöpfgefäß, wegen ſeines
eingebognen Randes jegliches Trübe und Unreine
vom Munde abhalte; alle Woche aber holte er
vom Schloſſe ſich friſches Stroh zur Lagerſtatt,
und hieß dieß, ſich Schilf im Eurotos ſchneiden.

Nach einiger Zeit hatte der Baron alle Furcht
vor ſeinem Gaſte verloren. Denn er bemerkte,
daß dieſer über jeden Gegenſtand ſo verſtändig
dachte und redete, wie der geſetzteſte Alltags-
menſch, und daß auch ſeine ſpartaniſchen Vor-
ſtellungen ſich zu einer ſogenannten unſchädlichen
Schrolle, oder zu dem, was man den Wurm bei
einem Menſchen nennt, gemildert hatten. In der
That mußte er geſtehen, daß unter den Ge-
ſetzen Schmalhanſens, des Küchenmeiſters, die
über Schloß und Gartenhäuschen herrſchten, die
lacedämoniſche Einfachheit vollkommen gerechtfer-
tigt war, und daß ihrem Anhänger daher die Zugabe
von der Ahnenſchaft des Königs Ageſilaus wohl
mit durchgehen konnte. Seine Geſellſchaft wurde
ihm nun ſehr lieb; er hatte doch Jemand, mit
dem er in den langen Herbſt- und Winterabenden

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[158/0166] Topfe, der ihm den ſpartaniſchen Becher oder Ko- thon bedeuten mußte, und von welchem er rühmte, daß er, wie jenes antike Schöpfgefäß, wegen ſeines eingebognen Randes jegliches Trübe und Unreine vom Munde abhalte; alle Woche aber holte er vom Schloſſe ſich friſches Stroh zur Lagerſtatt, und hieß dieß, ſich Schilf im Eurotos ſchneiden. Nach einiger Zeit hatte der Baron alle Furcht vor ſeinem Gaſte verloren. Denn er bemerkte, daß dieſer über jeden Gegenſtand ſo verſtändig dachte und redete, wie der geſetzteſte Alltags- menſch, und daß auch ſeine ſpartaniſchen Vor- ſtellungen ſich zu einer ſogenannten unſchädlichen Schrolle, oder zu dem, was man den Wurm bei einem Menſchen nennt, gemildert hatten. In der That mußte er geſtehen, daß unter den Ge- ſetzen Schmalhanſens, des Küchenmeiſters, die über Schloß und Gartenhäuschen herrſchten, die lacedämoniſche Einfachheit vollkommen gerechtfer- tigt war, und daß ihrem Anhänger daher die Zugabe von der Ahnenſchaft des Königs Ageſilaus wohl mit durchgehen konnte. Seine Geſellſchaft wurde ihm nun ſehr lieb; er hatte doch Jemand, mit dem er in den langen Herbſt- und Winterabenden

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/166>, abgerufen am 27.11.2024.