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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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ster zu, ergriff seine Hand und sagte: Nun, wie
geht's Euch, alter närrischer Teufel? Was für
Streiche habt ihr denn angefangen, Agesel?

Agesilaus, wenn ich bitten darf, gnädiger Herr,
erwiederte der Schulmeister sanft und höflich. Ich
habe diesen meinen guten, ehrlichen Stammnamen
wieder angenommen.

Der Baron entfernte sich nun doch wieder
etwas von seinem Besuche, und sah ihn mit scheuen
Blicken von der Seite an. Der Schulmeister aber
fuhr gesetzten Wesens so fort: Ich weiß, was
Sie von mir denken, mein Gönner. Sie halten
mich für verrückt. Sie irren sich, Herr Baron;
ich bin nicht verrückt. Es sollte mir Leid thun,
wenn ich mich in diesem Zustande befände, denn
dann könnten Sie mir mit Recht dasjenige versa-
gen, um welches ich Sie dringend ansprechen muß.
Ich habe meine fünf Sinne vollkommen beisammen,
und weiß, daß ich ein Nachkomme des alten Königs
Agesilaus bin, daß ich folglich die Verpflichtung
habe, spartanisches Leben und Wesen in mir dar-
zustellen, welches wohl überhaupt ein herrliches
Correctivum für diese weichliche, abgeschwächte,
übergelahrte und sophistische Zeit seyn möchte.


ſter zu, ergriff ſeine Hand und ſagte: Nun, wie
geht’s Euch, alter närriſcher Teufel? Was für
Streiche habt ihr denn angefangen, Ageſel?

Ageſilaus, wenn ich bitten darf, gnädiger Herr,
erwiederte der Schulmeiſter ſanft und höflich. Ich
habe dieſen meinen guten, ehrlichen Stammnamen
wieder angenommen.

Der Baron entfernte ſich nun doch wieder
etwas von ſeinem Beſuche, und ſah ihn mit ſcheuen
Blicken von der Seite an. Der Schulmeiſter aber
fuhr geſetzten Weſens ſo fort: Ich weiß, was
Sie von mir denken, mein Gönner. Sie halten
mich für verrückt. Sie irren ſich, Herr Baron;
ich bin nicht verrückt. Es ſollte mir Leid thun,
wenn ich mich in dieſem Zuſtande befände, denn
dann könnten Sie mir mit Recht dasjenige verſa-
gen, um welches ich Sie dringend anſprechen muß.
Ich habe meine fünf Sinne vollkommen beiſammen,
und weiß, daß ich ein Nachkomme des alten Königs
Ageſilaus bin, daß ich folglich die Verpflichtung
habe, ſpartaniſches Leben und Weſen in mir dar-
zuſtellen, welches wohl überhaupt ein herrliches
Correctivum für dieſe weichliche, abgeſchwächte,
übergelahrte und ſophiſtiſche Zeit ſeyn möchte.


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[154/0162] ſter zu, ergriff ſeine Hand und ſagte: Nun, wie geht’s Euch, alter närriſcher Teufel? Was für Streiche habt ihr denn angefangen, Ageſel? Ageſilaus, wenn ich bitten darf, gnädiger Herr, erwiederte der Schulmeiſter ſanft und höflich. Ich habe dieſen meinen guten, ehrlichen Stammnamen wieder angenommen. Der Baron entfernte ſich nun doch wieder etwas von ſeinem Beſuche, und ſah ihn mit ſcheuen Blicken von der Seite an. Der Schulmeiſter aber fuhr geſetzten Weſens ſo fort: Ich weiß, was Sie von mir denken, mein Gönner. Sie halten mich für verrückt. Sie irren ſich, Herr Baron; ich bin nicht verrückt. Es ſollte mir Leid thun, wenn ich mich in dieſem Zuſtande befände, denn dann könnten Sie mir mit Recht dasjenige verſa- gen, um welches ich Sie dringend anſprechen muß. Ich habe meine fünf Sinne vollkommen beiſammen, und weiß, daß ich ein Nachkomme des alten Königs Ageſilaus bin, daß ich folglich die Verpflichtung habe, ſpartaniſches Leben und Weſen in mir dar- zuſtellen, welches wohl überhaupt ein herrliches Correctivum für dieſe weichliche, abgeſchwächte, übergelahrte und ſophiſtiſche Zeit ſeyn möchte.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/162>, abgerufen am 27.11.2024.