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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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und dieses nur für die Nachtzeit durch vorgesetzte
Tonnen und Kasten zu versperren.

Wenn man die Fenster die Augen eines Hauses
nennen darf, so konnte man dieses sogenannte
Schloß mit gutem Rechte zum Theil erblindet
heißen. Denn nur vor wenigen und den noth-
wendigsten Zimmern waren jene Augen noch
ersichtlich, viele andere Gelasse waren für immer
durch die zugemachten Läden in Dunkelheit versetzt
worden, weil sich die Scheiben nach und nach aus
den Rahmen verloren hatten.

Zwischen so morsch gewordnen vier Pfählen
und in kahlen, vernutzten Zimmern hauste noch vor
wenigen Jahren ein bejahrter Edelmann, den sie
in der ganzen Gegend nur den alten Baron nannten,
mit seiner gleichfalls verblühten nachgerade vierzig-
jährigen Tochter Emerentia. Er gehörte zu dem
weitläuftigen Geschlechte derer von Schnuck, welches
weit umher in diesen Landschaften seine Besitzungen
hatte, und sich in folgende Linien, Zweige, Aeste
und Nebenäste spaltete, nämlich in die

I. Aeltere, oder graumelirte Linie -- Linie
Schnuck-Muckelig; gestiftet von Paridam, Herrn
auf und zu Schnuck-Muckelig.

und dieſes nur für die Nachtzeit durch vorgeſetzte
Tonnen und Kaſten zu verſperren.

Wenn man die Fenſter die Augen eines Hauſes
nennen darf, ſo konnte man dieſes ſogenannte
Schloß mit gutem Rechte zum Theil erblindet
heißen. Denn nur vor wenigen und den noth-
wendigſten Zimmern waren jene Augen noch
erſichtlich, viele andere Gelaſſe waren für immer
durch die zugemachten Läden in Dunkelheit verſetzt
worden, weil ſich die Scheiben nach und nach aus
den Rahmen verloren hatten.

Zwiſchen ſo morſch gewordnen vier Pfählen
und in kahlen, vernutzten Zimmern hauſte noch vor
wenigen Jahren ein bejahrter Edelmann, den ſie
in der ganzen Gegend nur den alten Baron nannten,
mit ſeiner gleichfalls verblühten nachgerade vierzig-
jährigen Tochter Emerentia. Er gehörte zu dem
weitläuftigen Geſchlechte derer von Schnuck, welches
weit umher in dieſen Landſchaften ſeine Beſitzungen
hatte, und ſich in folgende Linien, Zweige, Aeſte
und Nebenäſte ſpaltete, nämlich in die

I. Aeltere, oder graumelirte Linie — Linie
Schnuck-Muckelig; geſtiftet von Paridam, Herrn
auf und zu Schnuck-Muckelig.
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[101/0109] und dieſes nur für die Nachtzeit durch vorgeſetzte Tonnen und Kaſten zu verſperren. Wenn man die Fenſter die Augen eines Hauſes nennen darf, ſo konnte man dieſes ſogenannte Schloß mit gutem Rechte zum Theil erblindet heißen. Denn nur vor wenigen und den noth- wendigſten Zimmern waren jene Augen noch erſichtlich, viele andere Gelaſſe waren für immer durch die zugemachten Läden in Dunkelheit verſetzt worden, weil ſich die Scheiben nach und nach aus den Rahmen verloren hatten. Zwiſchen ſo morſch gewordnen vier Pfählen und in kahlen, vernutzten Zimmern hauſte noch vor wenigen Jahren ein bejahrter Edelmann, den ſie in der ganzen Gegend nur den alten Baron nannten, mit ſeiner gleichfalls verblühten nachgerade vierzig- jährigen Tochter Emerentia. Er gehörte zu dem weitläuftigen Geſchlechte derer von Schnuck, welches weit umher in dieſen Landſchaften ſeine Beſitzungen hatte, und ſich in folgende Linien, Zweige, Aeſte und Nebenäſte ſpaltete, nämlich in die I. Aeltere, oder graumelirte Linie — Linie Schnuck-Muckelig; geſtiftet von Paridam, Herrn auf und zu Schnuck-Muckelig.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/109>, abgerufen am 18.12.2024.