Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Vor ein sieben, acht Jahren hätte mir noch
Keiner so etwas bieten dürfen, aber ich bin -- --

-- -- müde geworden, hatte ich geschrieben,
lieber Herr Buchbinder, und recht im Vertrauen
auseinandergesetzt, warum man in der Welt jetzt
so müde werden kann.

Zwei Damen aber, denen ich den Brief vorlas,
sagten, das dürfe durchaus nicht stehen bleiben;
der müde und weinerliche Ton zieme sich platter-
dings nicht für mich.

Sie haben Recht. Mag die Welt uns Alles
versagen, die Geschichte und die Natur kann sie
uns nicht versperren. Ich will die Buben heulen
und greinen lassen über das Elend, welches sie
doch eben hauptsächlich machen helfen.

Nein, Herr Buchbinder, unsere Augen sollen
wacker bleiben, und die Wunden sollen uns
schön stehen.

Aber was halten Sie von dem Münchhausen,
und was meinen Sie, das aus ihm werden wird?



Vor ein ſieben, acht Jahren hätte mir noch
Keiner ſo etwas bieten dürfen, aber ich bin — —

— — müde geworden, hatte ich geſchrieben,
lieber Herr Buchbinder, und recht im Vertrauen
auseinandergeſetzt, warum man in der Welt jetzt
ſo müde werden kann.

Zwei Damen aber, denen ich den Brief vorlas,
ſagten, das dürfe durchaus nicht ſtehen bleiben;
der müde und weinerliche Ton zieme ſich platter-
dings nicht für mich.

Sie haben Recht. Mag die Welt uns Alles
verſagen, die Geſchichte und die Natur kann ſie
uns nicht verſperren. Ich will die Buben heulen
und greinen laſſen über das Elend, welches ſie
doch eben hauptſächlich machen helfen.

Nein, Herr Buchbinder, unſere Augen ſollen
wacker bleiben, und die Wunden ſollen uns
ſchön ſtehen.

Aber was halten Sie von dem Münchhauſen,
und was meinen Sie, das aus ihm werden wird?



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0102" n="94"/>
            <p>Vor ein &#x017F;ieben, acht Jahren hätte mir noch<lb/>
Keiner &#x017F;o etwas bieten dürfen, aber ich bin &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
            <p>&#x2014; &#x2014; müde geworden, hatte ich ge&#x017F;chrieben,<lb/>
lieber Herr Buchbinder, und recht im Vertrauen<lb/>
auseinanderge&#x017F;etzt, warum man in der Welt jetzt<lb/>
&#x017F;o müde werden kann.</p><lb/>
            <p>Zwei Damen aber, denen ich den Brief vorlas,<lb/>
&#x017F;agten, das dürfe durchaus nicht &#x017F;tehen bleiben;<lb/>
der müde und weinerliche Ton zieme &#x017F;ich platter-<lb/>
dings nicht für mich.</p><lb/>
            <p>Sie haben Recht. Mag die Welt uns Alles<lb/>
ver&#x017F;agen, die Ge&#x017F;chichte und die Natur kann &#x017F;ie<lb/>
uns nicht ver&#x017F;perren. Ich will die Buben heulen<lb/>
und greinen la&#x017F;&#x017F;en über das Elend, welches &#x017F;ie<lb/>
doch eben haupt&#x017F;ächlich machen helfen.</p><lb/>
            <p>Nein, Herr Buchbinder, un&#x017F;ere Augen &#x017F;ollen<lb/>
wacker bleiben, und die Wunden &#x017F;ollen uns<lb/>
&#x017F;chön &#x017F;tehen.</p><lb/>
            <p>Aber was halten Sie von dem Münchhau&#x017F;en,<lb/>
und was meinen Sie, das aus ihm werden wird?</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0102] Vor ein ſieben, acht Jahren hätte mir noch Keiner ſo etwas bieten dürfen, aber ich bin — — — — müde geworden, hatte ich geſchrieben, lieber Herr Buchbinder, und recht im Vertrauen auseinandergeſetzt, warum man in der Welt jetzt ſo müde werden kann. Zwei Damen aber, denen ich den Brief vorlas, ſagten, das dürfe durchaus nicht ſtehen bleiben; der müde und weinerliche Ton zieme ſich platter- dings nicht für mich. Sie haben Recht. Mag die Welt uns Alles verſagen, die Geſchichte und die Natur kann ſie uns nicht verſperren. Ich will die Buben heulen und greinen laſſen über das Elend, welches ſie doch eben hauptſächlich machen helfen. Nein, Herr Buchbinder, unſere Augen ſollen wacker bleiben, und die Wunden ſollen uns ſchön ſtehen. Aber was halten Sie von dem Münchhauſen, und was meinen Sie, das aus ihm werden wird?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/102
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/102>, abgerufen am 24.11.2024.