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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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nicht, wenn du von mir hörst, was du auch von mir hören magst! Gieb mir ein Pfand, daß du nicht richten willst. Ich gab ihr einen Ring, den ich trug, und sagte: Was du auch dir vorzuwerfen hast, mir bist du edel, gütig und liebevoll begegnet. Ich werde deiner mit schwerem Herzen denken! Vertraue dich mir! Ist keine Hoffnung, daß dieses sonderbare Begegnen zum Glücke führt? -- Keine! versetzte sie langsam und fest. Ernster und trüber sind wohl nie Ringe gewechselt worden. -- Ein Geräusch machte mich aufsehn. Der Arzt stand vor uns. Dieselbe Scene, wie gestern! Derselbe fürchterliche, durchbohrende Blick, dann dieselbe sanfte Höflichkeit. Sidonie wankte, ich empfing sie in meinen Armen. Sehen Sie wohl, meine gnädigste Gräfin, sprach der Arzt in jenem abscheulichen glatten Tone, wie gefährlich Ihnen Morgenspaziergänge sind! Sie schwindeln, der Thau ist Ihnen auf die Nerven gefallen. Sie müssen wahrhaftig dergleichen Ausschweifungen unterlassen und besseres Regime halten. -- Sidonie drückte mir heftig die Hand, sah gen Himmel und rief: Räche mich! -- Dann ging sie, ohne mich anzublicken, den Waldpfad, der zum Bade führte, zurück. Sie haben meinem Zutrauen wenig entsprochen, sagte der Arzt zu mir. Sie haben Leidenschaft und Verworrenheit in den heiligsten Kreis getragen. Schon gestern ahnte ich, daß Sie die Reizbarkeit einer nervösen Natur selbstsüchtig zu entzünden gewußt hatten, schon gestern zürnte ich Ihnen. Wissen Sie nicht, daß der

nicht, wenn du von mir hörst, was du auch von mir hören magst! Gieb mir ein Pfand, daß du nicht richten willst. Ich gab ihr einen Ring, den ich trug, und sagte: Was du auch dir vorzuwerfen hast, mir bist du edel, gütig und liebevoll begegnet. Ich werde deiner mit schwerem Herzen denken! Vertraue dich mir! Ist keine Hoffnung, daß dieses sonderbare Begegnen zum Glücke führt? — Keine! versetzte sie langsam und fest. Ernster und trüber sind wohl nie Ringe gewechselt worden. — Ein Geräusch machte mich aufsehn. Der Arzt stand vor uns. Dieselbe Scene, wie gestern! Derselbe fürchterliche, durchbohrende Blick, dann dieselbe sanfte Höflichkeit. Sidonie wankte, ich empfing sie in meinen Armen. Sehen Sie wohl, meine gnädigste Gräfin, sprach der Arzt in jenem abscheulichen glatten Tone, wie gefährlich Ihnen Morgenspaziergänge sind! Sie schwindeln, der Thau ist Ihnen auf die Nerven gefallen. Sie müssen wahrhaftig dergleichen Ausschweifungen unterlassen und besseres Regime halten. — Sidonie drückte mir heftig die Hand, sah gen Himmel und rief: Räche mich! — Dann ging sie, ohne mich anzublicken, den Waldpfad, der zum Bade führte, zurück. Sie haben meinem Zutrauen wenig entsprochen, sagte der Arzt zu mir. Sie haben Leidenschaft und Verworrenheit in den heiligsten Kreis getragen. Schon gestern ahnte ich, daß Sie die Reizbarkeit einer nervösen Natur selbstsüchtig zu entzünden gewußt hatten, schon gestern zürnte ich Ihnen. Wissen Sie nicht, daß der

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/47>, abgerufen am 24.11.2024.