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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wollen Sie nun einen Blick hinter den Schleier der Isis thun? -- Voll Mitleid und Grauen machte ich mich mit dem Manne auf den Weg nach ihrem Schlafzimmer. Sein durchbohrender Blick, seine nachherige Freundlichkeit -- diese Kontraste hatten etwas Fürchterliches. Ich will doch heute Nachmittag abreisen, sagte ich zu mir selber, als wir, über Gänge und Stiegen, nach dem entlegensten Theile des Gasthofes schritten.

Wir traten in ein grünverhangenes Stübchen, das der Magnetiseur zu seinen Operationen ausersehen hatte, weil es entfernt von allem Geräusche lag. Querdurch war ein Schirm gestellt. Er hieß mich leise auftreten, führte mich hinter den Schirm, siehe da, die Somnambüle lag, die Augen festgeschlossen, das Haupt zurückgebogen, im Lehnsessel. Als wir uns ihr näherten, zuckte sie zusammen. Sie merkt Ihre Nähe, obgleich ich Sie nicht berührt habe, sprach der Arzt, wunderbar, höchst wunderbar! Treten Sie ihr doch etwas näher! -- Ich trat dicht vor die Schlafende. Ein heftiges Zittern durchflog ihren Körper. Die Wirkung ist so gewaltsam, sagte der Arzt, was bedeutet das? Haben Sie vielleicht Metall bei sich? -- Ich nahm Uhr, Messer und dergleichen, was ich in der Tasche hatte, heraus. Diese Gegenstände mußte ich auf Geheiß des Magnetiseurs ablegen und zwar außerhalb des Schirms, der, wie er sagte, ebenfalls magnetisirt war. Er erzählte

wollen Sie nun einen Blick hinter den Schleier der Isis thun? — Voll Mitleid und Grauen machte ich mich mit dem Manne auf den Weg nach ihrem Schlafzimmer. Sein durchbohrender Blick, seine nachherige Freundlichkeit — diese Kontraste hatten etwas Fürchterliches. Ich will doch heute Nachmittag abreisen, sagte ich zu mir selber, als wir, über Gänge und Stiegen, nach dem entlegensten Theile des Gasthofes schritten.

Wir traten in ein grünverhangenes Stübchen, das der Magnetiseur zu seinen Operationen ausersehen hatte, weil es entfernt von allem Geräusche lag. Querdurch war ein Schirm gestellt. Er hieß mich leise auftreten, führte mich hinter den Schirm, siehe da, die Somnambüle lag, die Augen festgeschlossen, das Haupt zurückgebogen, im Lehnsessel. Als wir uns ihr näherten, zuckte sie zusammen. Sie merkt Ihre Nähe, obgleich ich Sie nicht berührt habe, sprach der Arzt, wunderbar, höchst wunderbar! Treten Sie ihr doch etwas näher! — Ich trat dicht vor die Schlafende. Ein heftiges Zittern durchflog ihren Körper. Die Wirkung ist so gewaltsam, sagte der Arzt, was bedeutet das? Haben Sie vielleicht Metall bei sich? — Ich nahm Uhr, Messer und dergleichen, was ich in der Tasche hatte, heraus. Diese Gegenstände mußte ich auf Geheiß des Magnetiseurs ablegen und zwar außerhalb des Schirms, der, wie er sagte, ebenfalls magnetisirt war. Er erzählte

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/34>, abgerufen am 21.11.2024.