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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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nicht an das grelle Licht des Tages, nicht in die Fluth eines frivolen Geklätsches gerissen hätte. Durch diese Entweihung ist es der Fratze möglich geworden, in den Tempel zu dringen: durch sie haben Betrüger die Mittel gewonnen, das Werk der Finsterniß unter dem Schein des Lichts zu treiben....

Bei diesen Worten erhob sich im Nebenzimmer ein leises aber heftiges Weinen. Der Magnetiseur horchte auf, schien betroffen zu sein, sammelte sich aber sogleich und fuhr mit fester Stimme fort: Schwören Sie, mein Herr, keinem Unberufenen etwas von dem zu entdecken, was Sie sogleich hören werden; schwören Sie auf dieses Symbol des Todes, und Schwerter, scharf wie die, welche Sie vor sich sehen, mögen den Busen des Eidbrüchigen durchschneiden! -- Ich fand freilich, daß in der ganzen Ceremonie etwas wie Rosenkreuzerei, Geisterbannen oder Charlatanerie steckte, indessen dachte ich: Klingeln gehört zum Handwerk; legte die Finger auf den Todtenschädel und gelobte Verschwiegenheit. Ich bat ihn darauf, Platz zu nehmen, er setzte sich hinter die Kerzen und sein Geräthe und erzählte mir Folgendes.

Gräfin Sidonie, von Jugend auf zart und reizbar, litt seit den Entwicklungsjahren an den heftigsten Nervenübeln....

Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche, sagte ich. Die Dame hat ja die blühendste, gesündeste Farbe.

Und ich wiederhole Ihnen, fuhr der Arzt in einem etwas imponirenden Tone fort, daß sie an Nervenübeln

nicht an das grelle Licht des Tages, nicht in die Fluth eines frivolen Geklätsches gerissen hätte. Durch diese Entweihung ist es der Fratze möglich geworden, in den Tempel zu dringen: durch sie haben Betrüger die Mittel gewonnen, das Werk der Finsterniß unter dem Schein des Lichts zu treiben....

Bei diesen Worten erhob sich im Nebenzimmer ein leises aber heftiges Weinen. Der Magnetiseur horchte auf, schien betroffen zu sein, sammelte sich aber sogleich und fuhr mit fester Stimme fort: Schwören Sie, mein Herr, keinem Unberufenen etwas von dem zu entdecken, was Sie sogleich hören werden; schwören Sie auf dieses Symbol des Todes, und Schwerter, scharf wie die, welche Sie vor sich sehen, mögen den Busen des Eidbrüchigen durchschneiden! — Ich fand freilich, daß in der ganzen Ceremonie etwas wie Rosenkreuzerei, Geisterbannen oder Charlatanerie steckte, indessen dachte ich: Klingeln gehört zum Handwerk; legte die Finger auf den Todtenschädel und gelobte Verschwiegenheit. Ich bat ihn darauf, Platz zu nehmen, er setzte sich hinter die Kerzen und sein Geräthe und erzählte mir Folgendes.

Gräfin Sidonie, von Jugend auf zart und reizbar, litt seit den Entwicklungsjahren an den heftigsten Nervenübeln....

Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche, sagte ich. Die Dame hat ja die blühendste, gesündeste Farbe.

Und ich wiederhole Ihnen, fuhr der Arzt in einem etwas imponirenden Tone fort, daß sie an Nervenübeln

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[0025] nicht an das grelle Licht des Tages, nicht in die Fluth eines frivolen Geklätsches gerissen hätte. Durch diese Entweihung ist es der Fratze möglich geworden, in den Tempel zu dringen: durch sie haben Betrüger die Mittel gewonnen, das Werk der Finsterniß unter dem Schein des Lichts zu treiben.... Bei diesen Worten erhob sich im Nebenzimmer ein leises aber heftiges Weinen. Der Magnetiseur horchte auf, schien betroffen zu sein, sammelte sich aber sogleich und fuhr mit fester Stimme fort: Schwören Sie, mein Herr, keinem Unberufenen etwas von dem zu entdecken, was Sie sogleich hören werden; schwören Sie auf dieses Symbol des Todes, und Schwerter, scharf wie die, welche Sie vor sich sehen, mögen den Busen des Eidbrüchigen durchschneiden! — Ich fand freilich, daß in der ganzen Ceremonie etwas wie Rosenkreuzerei, Geisterbannen oder Charlatanerie steckte, indessen dachte ich: Klingeln gehört zum Handwerk; legte die Finger auf den Todtenschädel und gelobte Verschwiegenheit. Ich bat ihn darauf, Platz zu nehmen, er setzte sich hinter die Kerzen und sein Geräthe und erzählte mir Folgendes. Gräfin Sidonie, von Jugend auf zart und reizbar, litt seit den Entwicklungsjahren an den heftigsten Nervenübeln.... Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche, sagte ich. Die Dame hat ja die blühendste, gesündeste Farbe. Und ich wiederhole Ihnen, fuhr der Arzt in einem etwas imponirenden Tone fort, daß sie an Nervenübeln

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/25>, abgerufen am 24.11.2024.