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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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oder vielmehr ich wollte berichten, was mir bei Gelegenheit desselben begegnete; denn von dem Carneval selbst habe ich auch nichts gesehen. Und wirklich stände wohl nichts im Wege, jetzt zur Sache zu kommen.

Unser deutsches Fest unterscheidet sich von dem römischen und venetianischen bekanntlich darin, daß wir nichts wie die Leute im Süden, das Entstehen des Scherzes einem blinden Ungefähr überlassen, sondern denselben gehörig vorbereiten und nach einem gewissen Systeme erziehen. Wenn es in jener berühmten Schilderung der italienischen Freude heißt, daß mit dem Glockenschlage vom Capitol herab die Erlaubniß gegeben werde, unter freiem Himmel thöricht zu sein, so klingt das zwar recht hübsch. Und für Leute ohne Nachdenken mag diese Art und Weise sich passen. Wir aber haben die Idee des Festes ernsthafter, oder, wie man jetzt zu sagen pflegt, tiefer und großartiger aufgefaßt.

Ein festordnendes Comite wird lange vor den Faschingstagen ernannt, Generalversammlungen und Specialausschüsse bestimmen, welche Scherze im Allgemeinen und welche im Besonderen gemacht werden sollen, eine eigene Carnevalszeitung erscheint in verschiedenen Nummern und hat einen verantwortlichen Redacteur, kurz, nichts unterbleibt, was der Sache eine gewisse Konsistenz und Konsequenz geben kann. Die alte tolle Stadt Köln, wie sie sich selbst in jener Periode nennt, schickt sich zu ihrer Unvernunft mit Ueberlegung an und verschmäht es,

oder vielmehr ich wollte berichten, was mir bei Gelegenheit desselben begegnete; denn von dem Carneval selbst habe ich auch nichts gesehen. Und wirklich stände wohl nichts im Wege, jetzt zur Sache zu kommen.

Unser deutsches Fest unterscheidet sich von dem römischen und venetianischen bekanntlich darin, daß wir nichts wie die Leute im Süden, das Entstehen des Scherzes einem blinden Ungefähr überlassen, sondern denselben gehörig vorbereiten und nach einem gewissen Systeme erziehen. Wenn es in jener berühmten Schilderung der italienischen Freude heißt, daß mit dem Glockenschlage vom Capitol herab die Erlaubniß gegeben werde, unter freiem Himmel thöricht zu sein, so klingt das zwar recht hübsch. Und für Leute ohne Nachdenken mag diese Art und Weise sich passen. Wir aber haben die Idee des Festes ernsthafter, oder, wie man jetzt zu sagen pflegt, tiefer und großartiger aufgefaßt.

Ein festordnendes Comité wird lange vor den Faschingstagen ernannt, Generalversammlungen und Specialausschüsse bestimmen, welche Scherze im Allgemeinen und welche im Besonderen gemacht werden sollen, eine eigene Carnevalszeitung erscheint in verschiedenen Nummern und hat einen verantwortlichen Redacteur, kurz, nichts unterbleibt, was der Sache eine gewisse Konsistenz und Konsequenz geben kann. Die alte tolle Stadt Köln, wie sie sich selbst in jener Periode nennt, schickt sich zu ihrer Unvernunft mit Ueberlegung an und verschmäht es,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/14>, abgerufen am 21.11.2024.