Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.
Der Eine? -- Gott bewahre uns in Gnaden! der rei- set das ganze Jahr hier herum und dort herum. Bald hat er zu viel Arbeit, bald wird er krank. -- Nun kriegt auch wohl wieder ein anderer darüber zu sprechen. Wir gehen hin, und wieder her, suchen, betteln, es kostet uns schweres Geld, die Arbeit bleibt auch liegen. -- -- Ehe wir es uns versehen, kömmt ein Bescheid: "Wegen Widerspenstigkeit hiermit ab und zur "Ruhe verwiesen." Der Amtmann läßt ihn publiciren -- haut uns den Wald vor der Nase weg -- fährt mit Frau und Kindern ins Bad -- und am Ende kostet es zwei tausend Thaler. Obfstr. Er thut dem Dinge zu viel. Es giebt red- liche Männer in der Stadt, und ich will ihnen Alles so unter die Augen legen, daß sie sich der Sache wohl sol- len annehmen müssen. Schulz. Hoho -- habe all mein Leben gehört -- "Keine Krähe hackt der andern die Augen aus. Die Frau Amtmannin hat dem Herrn Amtmann das Amt so gleichsam zum Heiratsgut mitgebracht: der giebt nun am rechten Orte Steuern und Gaben -- drum frägt ihn kein Mensch, wie er es mit uns treibt. -- Warum wollten Sie Sich Feinde machen? Lassen Sie es gehen, wies geht!
Der Eine? — Gott bewahre uns in Gnaden! der rei- ſet das ganze Jahr hier herum und dort herum. Bald hat er zu viel Arbeit, bald wird er krank. — Nun kriegt auch wohl wieder ein anderer daruͤber zu ſprechen. Wir gehen hin, und wieder her, ſuchen, betteln, es koſtet uns ſchweres Geld, die Arbeit bleibt auch liegen. — — Ehe wir es uns verſehen, koͤmmt ein Beſcheid: „Wegen Widerſpenſtigkeit hiermit ab und zur „Ruhe verwieſen.“ Der Amtmann laͤßt ihn publiciren — haut uns den Wald vor der Naſe weg — faͤhrt mit Frau und Kindern ins Bad — und am Ende koſtet es zwei tauſend Thaler. Obfſtr. Er thut dem Dinge zu viel. Es giebt red- liche Maͤnner in der Stadt, und ich will ihnen Alles ſo unter die Augen legen, daß ſie ſich der Sache wohl ſol- len annehmen muͤſſen. Schulz. Hoho — habe all mein Leben gehoͤrt — „Keine Kraͤhe hackt der andern die Augen aus. Die Frau Amtmannin hat dem Herrn Amtmann das Amt ſo gleichſam zum Heiratsgut mitgebracht: der giebt nun am rechten Orte Steuern und Gaben — drum fraͤgt ihn kein Menſch, wie er es mit uns treibt. — Warum wollten Sie Sich Feinde machen? Laſſen Sie es gehen, wies geht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SCHU"> <p><pb facs="#f0035" n="29"/> Der <hi rendition="#g">Eine</hi>? — Gott bewahre uns in Gnaden! der rei-<lb/> ſet das ganze Jahr hier herum und dort herum. Bald<lb/> hat er zu viel Arbeit, bald wird er krank. — Nun kriegt<lb/> auch wohl wieder ein anderer daruͤber zu ſprechen. Wir<lb/> gehen hin, und wieder her, ſuchen, betteln, es koſtet<lb/> uns ſchweres Geld, die Arbeit bleibt auch liegen. — —<lb/> Ehe wir es uns verſehen, koͤmmt ein Beſcheid:<lb/><hi rendition="#et">„Wegen Widerſpenſtigkeit hiermit ab und zur<lb/> „Ruhe verwieſen.“</hi></p><lb/> <p>Der Amtmann laͤßt ihn publiciren — haut uns den<lb/> Wald vor der Naſe weg — faͤhrt mit Frau und Kindern<lb/> ins Bad — und am Ende koſtet es <hi rendition="#g">zwei</hi> tauſend Thaler.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Er thut dem Dinge zu viel. Es giebt red-<lb/> liche Maͤnner in der Stadt, und ich will ihnen Alles ſo<lb/> unter die Augen legen, daß ſie ſich der Sache wohl ſol-<lb/> len annehmen muͤſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHU"> <speaker>Schulz.</speaker> <p>Hoho — habe all mein Leben gehoͤrt —<lb/> „Keine Kraͤhe hackt der andern die Augen aus. Die<lb/> Frau Amtmannin hat dem Herrn Amtmann das Amt<lb/> ſo gleichſam zum Heiratsgut mitgebracht: der giebt nun<lb/> am rechten Orte Steuern und Gaben — drum fraͤgt<lb/> ihn kein Menſch, wie er es mit uns treibt. — Warum<lb/> wollten Sie Sich Feinde machen? Laſſen Sie es gehen,<lb/> wies geht!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0035]
Der Eine? — Gott bewahre uns in Gnaden! der rei-
ſet das ganze Jahr hier herum und dort herum. Bald
hat er zu viel Arbeit, bald wird er krank. — Nun kriegt
auch wohl wieder ein anderer daruͤber zu ſprechen. Wir
gehen hin, und wieder her, ſuchen, betteln, es koſtet
uns ſchweres Geld, die Arbeit bleibt auch liegen. — —
Ehe wir es uns verſehen, koͤmmt ein Beſcheid:
„Wegen Widerſpenſtigkeit hiermit ab und zur
„Ruhe verwieſen.“
Der Amtmann laͤßt ihn publiciren — haut uns den
Wald vor der Naſe weg — faͤhrt mit Frau und Kindern
ins Bad — und am Ende koſtet es zwei tauſend Thaler.
Obfſtr. Er thut dem Dinge zu viel. Es giebt red-
liche Maͤnner in der Stadt, und ich will ihnen Alles ſo
unter die Augen legen, daß ſie ſich der Sache wohl ſol-
len annehmen muͤſſen.
Schulz. Hoho — habe all mein Leben gehoͤrt —
„Keine Kraͤhe hackt der andern die Augen aus. Die
Frau Amtmannin hat dem Herrn Amtmann das Amt
ſo gleichſam zum Heiratsgut mitgebracht: der giebt nun
am rechten Orte Steuern und Gaben — drum fraͤgt
ihn kein Menſch, wie er es mit uns treibt. — Warum
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