Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Wirthin. Mein Gott! Was ist Ihnen? -- Sie blu-
ten ja aus der Nase, Herr Förster! (sie ergreift seine Hand.)
Anton. (wendet sich etwas ab und hält das Tuch vor.)
Sie sollten Riekchen gut halten -- ich wollt es ihnen
ewig -- ewig danken -- und ich wollte mich gut halten
und brav werden -- (fast mit Schluchzen.) und wenn
ich zu sterben käme -- so sollten sie Riekchen zur Erbin
einsezzen, und -- Mutter, Gott tröst Euch! (reißt sich
gewaltsam los und fort.)
Achter Auftritt.
Wirthin. Hernach Bärbel.
Wirthin. Je, wie ist denn das? Gelaufen -- glüht
wie ein Ofen -- den Wein hineingestürzt -- nach den
Werbern gefragt -- ich soll den Eltern Adieu sagen --
und so fort! der Teufel wird ihn doch nicht geblendet
haben, daß er unter die Reuter gehen will -- was?
He, Bärbel -- Bärbel! -- Zwar, das geht nicht; er ist
ja Förster! -- Indeß es ist ein junges Blut, und wenn
denen die Ratte durch den Kopf läuft -- Freilich dürfen
sie ihn auch nicht annehmen -- aber sei Du Herr För-
ster, oder nicht; was das Volk einmal in den Klauen
hat, giebt es nicht wieder heraus. Bärbel, he!
Bärbel. (träge.) Nun, was ist?
Wirthin. Mein Gott! Was iſt Ihnen? — Sie blu-
ten ja aus der Naſe, Herr Foͤrſter! (ſie ergreift ſeine Hand.)
Anton. (wendet ſich etwas ab und haͤlt das Tuch vor.)
Sie ſollten Riekchen gut halten — ich wollt es ihnen
ewig — ewig danken — und ich wollte mich gut halten
und brav werden — (faſt mit Schluchzen.) und wenn
ich zu ſterben kaͤme — ſo ſollten ſie Riekchen zur Erbin
einſezzen, und — Mutter, Gott troͤſt Euch! (reißt ſich
gewaltſam los und fort.)
Achter Auftritt.
Wirthin. Hernach Baͤrbel.
Wirthin. Je, wie iſt denn das? Gelaufen — gluͤht
wie ein Ofen — den Wein hineingeſtuͤrzt — nach den
Werbern gefragt — ich ſoll den Eltern Adieu ſagen —
und ſo fort! der Teufel wird ihn doch nicht geblendet
haben, daß er unter die Reuter gehen will — was?
He, Baͤrbel — Baͤrbel! — Zwar, das geht nicht; er iſt
ja Foͤrſter! — Indeß es iſt ein junges Blut, und wenn
denen die Ratte durch den Kopf laͤuft — Freilich duͤrfen
ſie ihn auch nicht annehmen — aber ſei Du Herr Foͤr-
ſter, oder nicht; was das Volk einmal in den Klauen
hat, giebt es nicht wieder heraus. Baͤrbel, he!
Baͤrbel. (traͤge.) Nun, was iſt?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0116" n="110"/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Mein Gott! Was i&#x017F;t Ihnen? &#x2014; Sie blu-<lb/>
ten ja aus der Na&#x017F;e, Herr Fo&#x0364;r&#x017F;ter! <stage>(&#x017F;ie ergreift &#x017F;eine Hand.)</stage></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANT">
            <speaker>Anton.</speaker>
            <stage>(wendet &#x017F;ich etwas ab und ha&#x0364;lt das Tuch vor.)</stage><lb/>
            <p>Sie &#x017F;ollten Riekchen gut halten &#x2014; ich wollt es ihnen<lb/>
ewig &#x2014; ewig danken &#x2014; und ich wollte mich gut halten<lb/>
und brav werden &#x2014; <stage>(fa&#x017F;t mit Schluchzen.)</stage> und wenn<lb/>
ich zu &#x017F;terben ka&#x0364;me &#x2014; &#x017F;o &#x017F;ollten &#x017F;ie Riekchen zur Erbin<lb/>
ein&#x017F;ezzen, und &#x2014; Mutter, Gott tro&#x0364;&#x017F;t Euch! <stage>(reißt &#x017F;ich<lb/>
gewalt&#x017F;am los und fort.)</stage></p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Achter Auftritt</hi>.</head><lb/>
          <stage><hi rendition="#g">Wirthin. Hernach Ba&#x0364;rbel</hi>.</stage><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Je, wie i&#x017F;t denn das? Gelaufen &#x2014; glu&#x0364;ht<lb/>
wie ein Ofen &#x2014; den Wein hineinge&#x017F;tu&#x0364;rzt &#x2014; nach den<lb/>
Werbern gefragt &#x2014; ich &#x017F;oll den Eltern Adieu &#x017F;agen &#x2014;<lb/>
und &#x017F;o fort! der Teufel wird ihn doch nicht geblendet<lb/>
haben, daß er unter die Reuter gehen will &#x2014; was?<lb/>
He, Ba&#x0364;rbel &#x2014; Ba&#x0364;rbel! &#x2014; Zwar, das geht nicht; er i&#x017F;t<lb/>
ja Fo&#x0364;r&#x017F;ter! &#x2014; Indeß es i&#x017F;t ein junges Blut, und wenn<lb/>
denen die Ratte durch den Kopf la&#x0364;uft &#x2014; Freilich du&#x0364;rfen<lb/>
&#x017F;ie ihn auch nicht annehmen &#x2014; aber &#x017F;ei Du Herr Fo&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ter, oder nicht; was das Volk einmal in den Klauen<lb/>
hat, giebt es nicht wieder heraus. Ba&#x0364;rbel, he!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BAER">
            <speaker>Ba&#x0364;rbel.</speaker>
            <stage>(tra&#x0364;ge.)</stage>
            <p>Nun, was i&#x017F;t?</p><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0116] Wirthin. Mein Gott! Was iſt Ihnen? — Sie blu- ten ja aus der Naſe, Herr Foͤrſter! (ſie ergreift ſeine Hand.) Anton. (wendet ſich etwas ab und haͤlt das Tuch vor.) Sie ſollten Riekchen gut halten — ich wollt es ihnen ewig — ewig danken — und ich wollte mich gut halten und brav werden — (faſt mit Schluchzen.) und wenn ich zu ſterben kaͤme — ſo ſollten ſie Riekchen zur Erbin einſezzen, und — Mutter, Gott troͤſt Euch! (reißt ſich gewaltſam los und fort.) Achter Auftritt. Wirthin. Hernach Baͤrbel. Wirthin. Je, wie iſt denn das? Gelaufen — gluͤht wie ein Ofen — den Wein hineingeſtuͤrzt — nach den Werbern gefragt — ich ſoll den Eltern Adieu ſagen — und ſo fort! der Teufel wird ihn doch nicht geblendet haben, daß er unter die Reuter gehen will — was? He, Baͤrbel — Baͤrbel! — Zwar, das geht nicht; er iſt ja Foͤrſter! — Indeß es iſt ein junges Blut, und wenn denen die Ratte durch den Kopf laͤuft — Freilich duͤrfen ſie ihn auch nicht annehmen — aber ſei Du Herr Foͤr- ſter, oder nicht; was das Volk einmal in den Klauen hat, giebt es nicht wieder heraus. Baͤrbel, he! Baͤrbel. (traͤge.) Nun, was iſt?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/116
Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/116>, abgerufen am 22.12.2024.