Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.Vorbericht an Schauspieler und Leser. Es ist mein Vorsaz, bürgerliche Verhältnisse Mich dünkt, die Bühne sei dann dem Staate Vorbericht an Schauſpieler und Leſer. Es iſt mein Vorſaz, buͤrgerliche Verhaͤltniſſe Mich duͤnkt, die Buͤhne ſei dann dem Staate <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0011" n="[5]"/> <div n="1"> <head>Vorbericht an Schauſpieler und Leſer.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s iſt mein Vorſaz, buͤrgerliche Verhaͤltniſſe<lb/> dramatiſch zu behandeln. Ich machte auch dieſes<lb/> Stuͤck in der Abſicht, und erwarte nun das Urtheil<lb/> des Publikums. Der Herr Hofgerichtsaſſeſſor<lb/> Schuͤßler, aus Hannover, hat durch einen guͤtig<lb/> mitgetheilten Auszug aͤlterer Akten, mir einen Theil<lb/> der Handlung gegeben. Ich bitte jeden, der in einem<lb/> oͤffentlichen Amte den <hi rendition="#g">eignen</hi> Gang der Bege-<lb/> benheiten, ihre ſonderbare Entſtehung und Ent-<lb/> wickelung, die Verſchiedenheit, die harten Ecken<lb/> der Karaktere, zu beobachten Gelegenheit hat,<lb/> mich mit Auszuͤgen von ſolchen Gerichtsverhand-<lb/> lungen, wo <hi rendition="#g">Leidenſchaft</hi> die Triebfeder von<lb/> Gluͤck oder Ungluͤck war, zu beſchenken.</p><lb/> <p>Mich duͤnkt, die Buͤhne ſei dann dem Staate<lb/> von weſentlichem Nuzzen, wenn ſie zeigt, wie <hi rendition="#g">gute</hi><lb/> Menſchen, durch <hi rendition="#g">Schwaͤchen</hi> und <hi rendition="#g">Vorur</hi>-<lb/><hi rendition="#g">theil</hi> ſich das Leben verderben. Darſtellung<lb/> des <hi rendition="#g">richtigen</hi> Ganges <hi rendition="#g">buͤrgerlicher</hi> Bege-<lb/> benheiten, Beruͤhrung <hi rendition="#g">der</hi> Punkte, wo ſich die<lb/><hi rendition="#g">beſten</hi> Menſchen trennen, war mein Zweck; und<lb/> ich wuͤnſche, daß Leſer und Zuſchauer mein Stuͤck<lb/> mit gutmuͤthigem Gefuͤhle, mit dem Drange,<lb/> etwas Nuͤzliches zu thun, verlaſſen moͤgen. Nach<lb/><hi rendition="#g">dieſem</hi> Zweck, muß ich von <hi rendition="#g">ſolchen</hi> Leuten<lb/> beurtheilt werden. — Binnen Jahr und Tag hoffe<lb/> ich manchen Beitrag erhalten zu haben — wenn<lb/> anders meine gegenwaͤrtige Arbeit nicht mißfaͤllt.<lb/><hi rendition="#g #right">Iffland</hi>.</p> </div><lb/> </front> </text> </TEI> [[5]/0011]
Vorbericht an Schauſpieler und Leſer.
Es iſt mein Vorſaz, buͤrgerliche Verhaͤltniſſe
dramatiſch zu behandeln. Ich machte auch dieſes
Stuͤck in der Abſicht, und erwarte nun das Urtheil
des Publikums. Der Herr Hofgerichtsaſſeſſor
Schuͤßler, aus Hannover, hat durch einen guͤtig
mitgetheilten Auszug aͤlterer Akten, mir einen Theil
der Handlung gegeben. Ich bitte jeden, der in einem
oͤffentlichen Amte den eignen Gang der Bege-
benheiten, ihre ſonderbare Entſtehung und Ent-
wickelung, die Verſchiedenheit, die harten Ecken
der Karaktere, zu beobachten Gelegenheit hat,
mich mit Auszuͤgen von ſolchen Gerichtsverhand-
lungen, wo Leidenſchaft die Triebfeder von
Gluͤck oder Ungluͤck war, zu beſchenken.
Mich duͤnkt, die Buͤhne ſei dann dem Staate
von weſentlichem Nuzzen, wenn ſie zeigt, wie gute
Menſchen, durch Schwaͤchen und Vorur-
theil ſich das Leben verderben. Darſtellung
des richtigen Ganges buͤrgerlicher Bege-
benheiten, Beruͤhrung der Punkte, wo ſich die
beſten Menſchen trennen, war mein Zweck; und
ich wuͤnſche, daß Leſer und Zuſchauer mein Stuͤck
mit gutmuͤthigem Gefuͤhle, mit dem Drange,
etwas Nuͤzliches zu thun, verlaſſen moͤgen. Nach
dieſem Zweck, muß ich von ſolchen Leuten
beurtheilt werden. — Binnen Jahr und Tag hoffe
ich manchen Beitrag erhalten zu haben — wenn
anders meine gegenwaͤrtige Arbeit nicht mißfaͤllt.
Iffland.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |