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Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.

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Eliza Ichenhaeuser.
ist klug genug und hat in die Bewegung tief genug hin-
eingeblickt, um zu wissen, dass die Entziehung desselben
auf die Dauer nicht möglich ist, also verlangt er sie nur
für die Gegenwart noch. Seine Gründe erscheinen mir
nicht logisch. Weil England in politischer Hinsicht stets
unser Vorbild war, weil es uns auch heute darin über-
legen ist, kann es diesen Schritt versuchen. "Wir hegen
als Zuschauer das Vertrauen, dass sie die Staatsweisheit
in den inneren Reformen, die sie bisher ausgezeichnet,
auch dabei beweisen werden. Aber alles das, was
sie uns hier zeigen, lehrt uns gerade, wenn wir nicht
mechanisch, sondern mit historischem Verständniss ihr Bei-
spiel befolgen wollen, uns vor ferneren kühnen Sprüngen
in der Entwickelung unserer Wahlrechte zu hüten."

Wenn England stets in politischer Hinsicht ein gutes
Vorbild war, das man getrost befolgen durfte, dann ist
es nicht recht ersichtlich, warum wir bloss in dieser
Frage "Zuschauer" bleiben sollen. Ich glaube, die An-
schauung Prof. Cohns ist darauf zurückzuführen, dass er
der Ansicht ist, die deutschen Frauen selbst wünschen
das Wahlrecht vorläufig nicht, er bezeichnet es als einen
lobenswerthen Characterzug der deutschen Frauen-
bewegung, dass sie die staatsrechtliche Seite dieser
Gleichstellung hintan gesetzt habe. Dieses zweifelhafte
Lob verdient die deutsche Frauenbewegung nicht, die
deutsche Frauenbewegung hat von vornherein eine absolute
Gleichberechtigung des Weibes, mithin auch die politische
erstrebt, aber sie traute sich nicht, diese wie in dem
demokratischen England und dem noch demokratischeren

Eliza Ichenhaeuser.
ist klug genug und hat in die Bewegung tief genug hin-
eingeblickt, um zu wissen, dass die Entziehung desselben
auf die Dauer nicht möglich ist, also verlangt er sie nur
für die Gegenwart noch. Seine Gründe erscheinen mir
nicht logisch. Weil England in politischer Hinsicht stets
unser Vorbild war, weil es uns auch heute darin über-
legen ist, kann es diesen Schritt versuchen. »Wir hegen
als Zuschauer das Vertrauen, dass sie die Staatsweisheit
in den inneren Reformen, die sie bisher ausgezeichnet,
auch dabei beweisen werden. Aber alles das, was
sie uns hier zeigen, lehrt uns gerade, wenn wir nicht
mechanisch, sondern mit historischem Verständniss ihr Bei-
spiel befolgen wollen, uns vor ferneren kühnen Sprüngen
in der Entwickelung unserer Wahlrechte zu hüten.«

Wenn England stets in politischer Hinsicht ein gutes
Vorbild war, das man getrost befolgen durfte, dann ist
es nicht recht ersichtlich, warum wir bloss in dieser
Frage »Zuschauer« bleiben sollen. Ich glaube, die An-
schauung Prof. Cohns ist darauf zurückzuführen, dass er
der Ansicht ist, die deutschen Frauen selbst wünschen
das Wahlrecht vorläufig nicht, er bezeichnet es als einen
lobenswerthen Characterzug der deutschen Frauen-
bewegung, dass sie die staatsrechtliche Seite dieser
Gleichstellung hintan gesetzt habe. Dieses zweifelhafte
Lob verdient die deutsche Frauenbewegung nicht, die
deutsche Frauenbewegung hat von vornherein eine absolute
Gleichberechtigung des Weibes, mithin auch die politische
erstrebt, aber sie traute sich nicht, diese wie in dem
demokratischen England und dem noch demokratischeren

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[86/0099] Eliza Ichenhaeuser. ist klug genug und hat in die Bewegung tief genug hin- eingeblickt, um zu wissen, dass die Entziehung desselben auf die Dauer nicht möglich ist, also verlangt er sie nur für die Gegenwart noch. Seine Gründe erscheinen mir nicht logisch. Weil England in politischer Hinsicht stets unser Vorbild war, weil es uns auch heute darin über- legen ist, kann es diesen Schritt versuchen. »Wir hegen als Zuschauer das Vertrauen, dass sie die Staatsweisheit in den inneren Reformen, die sie bisher ausgezeichnet, auch dabei beweisen werden. Aber alles das, was sie uns hier zeigen, lehrt uns gerade, wenn wir nicht mechanisch, sondern mit historischem Verständniss ihr Bei- spiel befolgen wollen, uns vor ferneren kühnen Sprüngen in der Entwickelung unserer Wahlrechte zu hüten.« Wenn England stets in politischer Hinsicht ein gutes Vorbild war, das man getrost befolgen durfte, dann ist es nicht recht ersichtlich, warum wir bloss in dieser Frage »Zuschauer« bleiben sollen. Ich glaube, die An- schauung Prof. Cohns ist darauf zurückzuführen, dass er der Ansicht ist, die deutschen Frauen selbst wünschen das Wahlrecht vorläufig nicht, er bezeichnet es als einen lobenswerthen Characterzug der deutschen Frauen- bewegung, dass sie die staatsrechtliche Seite dieser Gleichstellung hintan gesetzt habe. Dieses zweifelhafte Lob verdient die deutsche Frauenbewegung nicht, die deutsche Frauenbewegung hat von vornherein eine absolute Gleichberechtigung des Weibes, mithin auch die politische erstrebt, aber sie traute sich nicht, diese wie in dem demokratischen England und dem noch demokratischeren

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/99>, abgerufen am 28.11.2024.