Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.Die politische Gleichberechtigung der Frau. wie die Mauerblümchen ringsherum sassen. ... ...Lächerlich machen war die Hauptwaffe der Presse. Wir wurden in allen Blättern so caricirt, bis die Mehrzahl der Leute wirklich glaubte, Frauen, die als Rednerinnen auftreten, hätten Hörner und Klauen. Und heute! Wie hat sich das Bild seither verändert! Trotzdem unsere erste Versammlung in einer kleinen Methodistenkirche stattfand und viele von den folgenden im Freien, in Scheunen, in Hotelzimmern, haben wir heute nach vierzig Jahren das schönste Gebäude der Capitale, eine gross- artige Zuhörerschaft und die schmeichelhaftesten Notizen Seitens der Presse von einem Ende der Welt bis zum anderen. Das ist eine grosse Ermuthigung für die an- wesenden Frauen und ich möchte eine kleine Lehre daran knüpfen. Sobald man eine grosse Wahrheit erkennt, spreche man sie aus, wenn sie auch im Anfang lächerlich gemacht wird, wenn sie der Zeit widersteht, wenn die Jahre schwinden, wird sie doch anerkannt." Und seit dieser Rede ist wieder ein Decenium un- Die politische Gleichberechtigung der Frau. wie die Mauerblümchen ringsherum sassen. … …Lächerlich machen war die Hauptwaffe der Presse. Wir wurden in allen Blättern so caricirt, bis die Mehrzahl der Leute wirklich glaubte, Frauen, die als Rednerinnen auftreten, hätten Hörner und Klauen. Und heute! Wie hat sich das Bild seither verändert! Trotzdem unsere erste Versammlung in einer kleinen Methodistenkirche stattfand und viele von den folgenden im Freien, in Scheunen, in Hotelzimmern, haben wir heute nach vierzig Jahren das schönste Gebäude der Capitale, eine gross- artige Zuhörerschaft und die schmeichelhaftesten Notizen Seitens der Presse von einem Ende der Welt bis zum anderen. Das ist eine grosse Ermuthigung für die an- wesenden Frauen und ich möchte eine kleine Lehre daran knüpfen. Sobald man eine grosse Wahrheit erkennt, spreche man sie aus, wenn sie auch im Anfang lächerlich gemacht wird, wenn sie der Zeit widersteht, wenn die Jahre schwinden, wird sie doch anerkannt.« Und seit dieser Rede ist wieder ein Decenium un- <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0086" n="73"/><fw place="top" type="header">Die politische Gleichberechtigung der Frau.</fw><lb/> wie die Mauerblümchen ringsherum sassen. … …<lb/> Lächerlich machen war die Hauptwaffe der Presse. Wir<lb/> wurden in allen Blättern so caricirt, bis die Mehrzahl<lb/> der Leute wirklich glaubte, Frauen, die als Rednerinnen<lb/> auftreten, hätten Hörner und Klauen. Und heute! Wie<lb/> hat sich das Bild seither verändert! Trotzdem unsere<lb/> erste Versammlung in einer kleinen Methodistenkirche<lb/> stattfand und viele von den folgenden im Freien, in<lb/> Scheunen, in Hotelzimmern, haben wir heute nach vierzig<lb/> Jahren das schönste Gebäude der Capitale, eine gross-<lb/> artige Zuhörerschaft und die schmeichelhaftesten Notizen<lb/> Seitens der Presse von einem Ende der Welt bis zum<lb/> anderen. Das ist eine grosse Ermuthigung für die an-<lb/> wesenden Frauen und ich möchte eine kleine Lehre daran<lb/> knüpfen. Sobald man eine grosse Wahrheit erkennt,<lb/> spreche man sie aus, wenn sie auch im Anfang lächerlich<lb/> gemacht wird, wenn sie der Zeit widersteht, wenn die<lb/> Jahre schwinden, wird sie doch anerkannt.«</p><lb/> <p>Und seit dieser Rede ist wieder ein Decenium un-<lb/> gefähr in's Land gezogen und wieder haben die Frauen<lb/> in den Vereinigten Staaten enorme Fortschritte zu ver-<lb/> zeichnen, drei Staaten haben seither, wie oben gezeigt,<lb/> den Frauen die absolute Gleichberechtigung gewährt,<lb/> andere begnügten sich mit einer relativen, aber sie alle,<lb/> alle werden die relative in eine absolute umwandeln.<lb/> In den meisten wird die Forderung alljährlich wiederholt,<lb/> in vielen, und zwar in den aristokratischsten, wie in<lb/> Massachusetts, Rhode-Island, wurde sie bereits vom Senat<lb/>   </p> </body> </text> </TEI> [73/0086]
Die politische Gleichberechtigung der Frau.
wie die Mauerblümchen ringsherum sassen. … …
Lächerlich machen war die Hauptwaffe der Presse. Wir
wurden in allen Blättern so caricirt, bis die Mehrzahl
der Leute wirklich glaubte, Frauen, die als Rednerinnen
auftreten, hätten Hörner und Klauen. Und heute! Wie
hat sich das Bild seither verändert! Trotzdem unsere
erste Versammlung in einer kleinen Methodistenkirche
stattfand und viele von den folgenden im Freien, in
Scheunen, in Hotelzimmern, haben wir heute nach vierzig
Jahren das schönste Gebäude der Capitale, eine gross-
artige Zuhörerschaft und die schmeichelhaftesten Notizen
Seitens der Presse von einem Ende der Welt bis zum
anderen. Das ist eine grosse Ermuthigung für die an-
wesenden Frauen und ich möchte eine kleine Lehre daran
knüpfen. Sobald man eine grosse Wahrheit erkennt,
spreche man sie aus, wenn sie auch im Anfang lächerlich
gemacht wird, wenn sie der Zeit widersteht, wenn die
Jahre schwinden, wird sie doch anerkannt.«
Und seit dieser Rede ist wieder ein Decenium un-
gefähr in's Land gezogen und wieder haben die Frauen
in den Vereinigten Staaten enorme Fortschritte zu ver-
zeichnen, drei Staaten haben seither, wie oben gezeigt,
den Frauen die absolute Gleichberechtigung gewährt,
andere begnügten sich mit einer relativen, aber sie alle,
alle werden die relative in eine absolute umwandeln.
In den meisten wird die Forderung alljährlich wiederholt,
in vielen, und zwar in den aristokratischsten, wie in
Massachusetts, Rhode-Island, wurde sie bereits vom Senat
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(2017-02-20T18:11:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
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