Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.Die politische Gleichberechtigung der Frau. sondern ihnen auch noch die armseligen Rechte, diesie besassen, wie z. B. Clubs und populäre Gesell- schaften zu gründen, in politischen Versammlungen zu amtiren u. s. w., zu nehmen. Diejenigen Frauen, die sich durch edle Begeisterung in diesen Tagen ausgezeichnet hatten, wurden der Vergessenheit anheim gegeben, die schwungvollen Reden einer Olympia de Gouges, die muthige That einer Charlotte Corday wurden nicht er- wähnt, aber die Greuelthaten einiger verkommener weib- licher Subjecte, die doch immerhin nur einen sehr ge- ringen Bruchtheil der männlichen tobenden, raubenden, mordenden Subjecte darstellten, wurden dem ganzen Geschlechte zur Last gelegt und die Schreckensmänner glaubten sich allen Ernstes berufen, dasselbe abzuurtheilen. Seltsame Ironie des Schicksals das. Aber trotz alledem und alledem, trotzdem die nach- *) Hippel, Ueber die bürgerliche Verbesserung der Frauen. Berlin 1792.
Die politische Gleichberechtigung der Frau. sondern ihnen auch noch die armseligen Rechte, diesie besassen, wie z. B. Clubs und populäre Gesell- schaften zu gründen, in politischen Versammlungen zu amtiren u. s. w., zu nehmen. Diejenigen Frauen, die sich durch edle Begeisterung in diesen Tagen ausgezeichnet hatten, wurden der Vergessenheit anheim gegeben, die schwungvollen Reden einer Olympia de Gouges, die muthige That einer Charlotte Corday wurden nicht er- wähnt, aber die Greuelthaten einiger verkommener weib- licher Subjecte, die doch immerhin nur einen sehr ge- ringen Bruchtheil der männlichen tobenden, raubenden, mordenden Subjecte darstellten, wurden dem ganzen Geschlechte zur Last gelegt und die Schreckensmänner glaubten sich allen Ernstes berufen, dasselbe abzuurtheilen. Seltsame Ironie des Schicksals das. Aber trotz alledem und alledem, trotzdem die nach- *) Hippel, Ueber die bürgerliche Verbesserung der Frauen. Berlin 1792.
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Die politische Gleichberechtigung der Frau.
sondern ihnen auch noch die armseligen Rechte, die
sie besassen, wie z. B. Clubs und populäre Gesell-
schaften zu gründen, in politischen Versammlungen zu
amtiren u. s. w., zu nehmen. Diejenigen Frauen, die
sich durch edle Begeisterung in diesen Tagen ausgezeichnet
hatten, wurden der Vergessenheit anheim gegeben, die
schwungvollen Reden einer Olympia de Gouges, die
muthige That einer Charlotte Corday wurden nicht er-
wähnt, aber die Greuelthaten einiger verkommener weib-
licher Subjecte, die doch immerhin nur einen sehr ge-
ringen Bruchtheil der männlichen tobenden, raubenden,
mordenden Subjecte darstellten, wurden dem ganzen
Geschlechte zur Last gelegt und die Schreckensmänner
glaubten sich allen Ernstes berufen, dasselbe abzuurtheilen.
Seltsame Ironie des Schicksals das.
Aber trotz alledem und alledem, trotzdem die nach-
herige Herrschaft des grossen Frauenverächters Napoleon
die schönen von Gleichberechtigung erfüllten Ideen, die
im ersten Entwurf zu einem Bürgerlichen Gesetzbuch,
den Cambacérès der Convention überreichte, enthalten
waren, in einem den Frauen höchst ungünstigen Sinne
umzugestalten verstanden hatte, war die endlich in Fluss
gebrachte Bewegung nicht aufzuhalten und fand einen
lauten Widerhall auch im Auslande. In Deutschland
war es Hippel, *) der in seinem Buche »Ueber die bürger-
liche Verbesserung der Frauen« zuerst seiner Enttäuschung
darüber, dass die Revolution bei der Erklärung der
*) Hippel, Ueber die bürgerliche Verbesserung der Frauen. Berlin 1792.
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(2017-02-20T18:11:38Z)
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