Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.Eliza Ichenhaeuser. Wenn die Bewegung trotz all dieser Hindernisse auchbei uns so anschwellen konnte, so spricht das am besten dafür, wie mächtig sie ist, wie sie auch fernerhin alles sich ihr Entgegenstemmende wie ein Orkan wegwischen wird und sie fühlt sich jetzt auch stark genug, um ihre Ziele nicht mehr verschleiern zu brauchen. Auf der letzten Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins wurde das Frauenwahlrecht laut und feier- lich gefordert, Helene Lange, eine der besonnensten jüngeren Vorkämpferinnen, hat in ihrer bereits erwähnten Abhandlung über das Frauenwahlrecht dasselbe mit aus- gezeichneter und unwiderleglicher Motivirung verlangt, die Socialdemokratie, die, wollte sie sich nicht der grössten In- consequenz zeihen lassen, das Frauenwahlrecht in ihr Pro- gramm aufnehmen musste, hat in deutschen Frauenkreisen ebenfalls sehr propagirend gewirkt für den politischen Gleichheitsgedanken. Kurz, die grosse Masse der Frauen selbst steht der Forderung durchaus nicht mehr fern. Sie wissen, das Frauenwahlrecht ist unter den gegebenen politischen und socialen Verhältnissen das einzige Mittel, um der Stimme der Gerechtigkeit, des socialen und ge- schlechtlichen Friedens, der Harmonie im Völkerleben Geltung zu verschaffen, und die Männer sollten wissen, dass es auch ihnen zu Gute kommen wird, wenn eine falsche Galanterie nicht mehr von ihnen verlangen wird, in der Frau die bessere, sondern die adäquate Hälfte zu sehen, die mit ihnen arbeitet, mit ihnen denkt, alle ihre Pflichten, aber dafür auch alle ihre Rechte mit ihnen theilt. F. E. Haag, Melle I. H. Eliza Ichenhaeuser. Wenn die Bewegung trotz all dieser Hindernisse auchbei uns so anschwellen konnte, so spricht das am besten dafür, wie mächtig sie ist, wie sie auch fernerhin alles sich ihr Entgegenstemmende wie ein Orkan wegwischen wird und sie fühlt sich jetzt auch stark genug, um ihre Ziele nicht mehr verschleiern zu brauchen. Auf der letzten Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins wurde das Frauenwahlrecht laut und feier- lich gefordert, Helene Lange, eine der besonnensten jüngeren Vorkämpferinnen, hat in ihrer bereits erwähnten Abhandlung über das Frauenwahlrecht dasselbe mit aus- gezeichneter und unwiderleglicher Motivirung verlangt, die Socialdemokratie, die, wollte sie sich nicht der grössten In- consequenz zeihen lassen, das Frauenwahlrecht in ihr Pro- gramm aufnehmen musste, hat in deutschen Frauenkreisen ebenfalls sehr propagirend gewirkt für den politischen Gleichheitsgedanken. Kurz, die grosse Masse der Frauen selbst steht der Forderung durchaus nicht mehr fern. Sie wissen, das Frauenwahlrecht ist unter den gegebenen politischen und socialen Verhältnissen das einzige Mittel, um der Stimme der Gerechtigkeit, des socialen und ge- schlechtlichen Friedens, der Harmonie im Völkerleben Geltung zu verschaffen, und die Männer sollten wissen, dass es auch ihnen zu Gute kommen wird, wenn eine falsche Galanterie nicht mehr von ihnen verlangen wird, in der Frau die bessere, sondern die adäquate Hälfte zu sehen, die mit ihnen arbeitet, mit ihnen denkt, alle ihre Pflichten, aber dafür auch alle ihre Rechte mit ihnen theilt. F. E. Haag, Melle I. 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Eliza Ichenhaeuser.
Wenn die Bewegung trotz all dieser Hindernisse auch
bei uns so anschwellen konnte, so spricht das am besten
dafür, wie mächtig sie ist, wie sie auch fernerhin alles
sich ihr Entgegenstemmende wie ein Orkan wegwischen
wird und sie fühlt sich jetzt auch stark genug, um ihre
Ziele nicht mehr verschleiern zu brauchen. Auf der
letzten Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen
Frauenvereins wurde das Frauenwahlrecht laut und feier-
lich gefordert, Helene Lange, eine der besonnensten
jüngeren Vorkämpferinnen, hat in ihrer bereits erwähnten
Abhandlung über das Frauenwahlrecht dasselbe mit aus-
gezeichneter und unwiderleglicher Motivirung verlangt, die
Socialdemokratie, die, wollte sie sich nicht der grössten In-
consequenz zeihen lassen, das Frauenwahlrecht in ihr Pro-
gramm aufnehmen musste, hat in deutschen Frauenkreisen
ebenfalls sehr propagirend gewirkt für den politischen
Gleichheitsgedanken. Kurz, die grosse Masse der Frauen
selbst steht der Forderung durchaus nicht mehr fern. Sie
wissen, das Frauenwahlrecht ist unter den gegebenen
politischen und socialen Verhältnissen das einzige Mittel,
um der Stimme der Gerechtigkeit, des socialen und ge-
schlechtlichen Friedens, der Harmonie im Völkerleben
Geltung zu verschaffen, und die Männer sollten wissen,
dass es auch ihnen zu Gute kommen wird, wenn eine
falsche Galanterie nicht mehr von ihnen verlangen wird,
in der Frau die bessere, sondern die adäquate Hälfte zu
sehen, die mit ihnen arbeitet, mit ihnen denkt, alle ihre
Pflichten, aber dafür auch alle ihre Rechte mit ihnen theilt.
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Zitationshilfe: | Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/101>, abgerufen am 16.02.2025. |