Auch von anderer Seite wurde angesichts der Jndustrialisierung des deutschen Volkes, der enormen Steigerung der hauptberuflich tätigen Frauen, ihrer Teilnahme an der Erwerbsarbeit als ungelernte Arbeiter, der Gefahren, die aus dieser Tatsache der Frau selbst und der Nation drohen, die Notwendigkeit erkannt, die hand- werksmäßige, fachgewerbliche Ausbildung der Frauen endlich energisch in Angriff zu nehmen. Nachdem in achtmonatiger Vorarbeit das Jnteresse weiterer Kreise geweckt worden war, fand im Ok- tober 1909 im Rathause zu Charlottenburg die Gründungsversammlung des Verbandes für hand- werksmäßige und fachgewerbliche Ausbildung der Frau statt, dessen Ausschuß eine Reihe vorzüglicher Namen aus dem Reiche der Sozialwissenschaft und Sozialpraxis enthielt, wie die von Professor Dr. Ernst Francke, Professor Dr. Jastrow, Naumann, Maria Lischnewska und vieler anderer, und der den Zweck verfolgt, die handwerksmäßige und fachgewerbliche Ausbildung der Frau zu fördern. Der Verband hat in der Folge eine stark auf- klärende Tätigkeit ausgeübt, er hat einen Lehrstellennachweis eingerichtet, der allerdings infolge entschiedenen Widerstandes der Eltern gegen längere Lehrzeit und teilweiser Furcht von Arbeitgebern vor dem Widerstand der organisierten Arbeiterschaft ein ziemlich ma-
Auch von anderer Seite wurde angesichts der Jndustrialisierung des deutschen Volkes, der enormen Steigerung der hauptberuflich tätigen Frauen, ihrer Teilnahme an der Erwerbsarbeit als ungelernte Arbeiter, der Gefahren, die aus dieser Tatsache der Frau selbst und der Nation drohen, die Notwendigkeit erkannt, die hand- werksmäßige, fachgewerbliche Ausbildung der Frauen endlich energisch in Angriff zu nehmen. Nachdem in achtmonatiger Vorarbeit das Jnteresse weiterer Kreise geweckt worden war, fand im Ok- tober 1909 im Rathause zu Charlottenburg die Gründungsversammlung des Verbandes für hand- werksmäßige und fachgewerbliche Ausbildung der Frau statt, dessen Ausschuß eine Reihe vorzüglicher Namen aus dem Reiche der Sozialwissenschaft und Sozialpraxis enthielt, wie die von Professor Dr. Ernst Francke, Professor Dr. Jastrow, Naumann, Maria Lischnewska und vieler anderer, und der den Zweck verfolgt, die handwerksmäßige und fachgewerbliche Ausbildung der Frau zu fördern. Der Verband hat in der Folge eine stark auf- klärende Tätigkeit ausgeübt, er hat einen Lehrstellennachweis eingerichtet, der allerdings infolge entschiedenen Widerstandes der Eltern gegen längere Lehrzeit und teilweiser Furcht von Arbeitgebern vor dem Widerstand der organisierten Arbeiterschaft ein ziemlich ma-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0098"n="94"/>
Auch von anderer Seite wurde angesichts der<lb/>
Jndustrialisierung des deutschen Volkes, der<lb/>
enormen Steigerung der hauptberuflich tätigen<lb/>
Frauen, ihrer Teilnahme an der Erwerbsarbeit<lb/>
als ungelernte Arbeiter, der Gefahren, die aus<lb/>
dieser Tatsache der Frau selbst und der Nation<lb/>
drohen, die Notwendigkeit erkannt, die hand-<lb/>
werksmäßige, fachgewerbliche Ausbildung der<lb/>
Frauen endlich energisch in Angriff zu nehmen.<lb/>
Nachdem in achtmonatiger Vorarbeit das Jnteresse<lb/>
weiterer Kreise geweckt worden war, fand im Ok-<lb/>
tober 1909 im Rathause zu Charlottenburg die<lb/>
Gründungsversammlung des Verbandes für hand-<lb/>
werksmäßige und fachgewerbliche Ausbildung der<lb/>
Frau statt, dessen Ausschuß eine Reihe vorzüglicher<lb/>
Namen aus dem Reiche der Sozialwissenschaft und<lb/>
Sozialpraxis enthielt, wie die von Professor Dr.<lb/>
Ernst Francke, Professor Dr. Jastrow, Naumann,<lb/>
Maria Lischnewska und vieler anderer, und der<lb/>
den Zweck verfolgt, die handwerksmäßige und<lb/>
fachgewerbliche Ausbildung der Frau zu fördern.<lb/>
Der Verband hat in der Folge eine stark auf-<lb/>
klärende Tätigkeit ausgeübt, er hat einen<lb/>
Lehrstellennachweis eingerichtet, der allerdings<lb/>
infolge entschiedenen Widerstandes der Eltern<lb/>
gegen längere Lehrzeit und teilweiser Furcht<lb/>
von Arbeitgebern vor dem Widerstand der<lb/>
organisierten Arbeiterschaft ein ziemlich ma-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[94/0098]
Auch von anderer Seite wurde angesichts der
Jndustrialisierung des deutschen Volkes, der
enormen Steigerung der hauptberuflich tätigen
Frauen, ihrer Teilnahme an der Erwerbsarbeit
als ungelernte Arbeiter, der Gefahren, die aus
dieser Tatsache der Frau selbst und der Nation
drohen, die Notwendigkeit erkannt, die hand-
werksmäßige, fachgewerbliche Ausbildung der
Frauen endlich energisch in Angriff zu nehmen.
Nachdem in achtmonatiger Vorarbeit das Jnteresse
weiterer Kreise geweckt worden war, fand im Ok-
tober 1909 im Rathause zu Charlottenburg die
Gründungsversammlung des Verbandes für hand-
werksmäßige und fachgewerbliche Ausbildung der
Frau statt, dessen Ausschuß eine Reihe vorzüglicher
Namen aus dem Reiche der Sozialwissenschaft und
Sozialpraxis enthielt, wie die von Professor Dr.
Ernst Francke, Professor Dr. Jastrow, Naumann,
Maria Lischnewska und vieler anderer, und der
den Zweck verfolgt, die handwerksmäßige und
fachgewerbliche Ausbildung der Frau zu fördern.
Der Verband hat in der Folge eine stark auf-
klärende Tätigkeit ausgeübt, er hat einen
Lehrstellennachweis eingerichtet, der allerdings
infolge entschiedenen Widerstandes der Eltern
gegen längere Lehrzeit und teilweiser Furcht
von Arbeitgebern vor dem Widerstand der
organisierten Arbeiterschaft ein ziemlich ma-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/98>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.