jetzt aus eigenem Antriebe damit anfangen, der Abend sollte den Mädchen und deren Erholung ge- hören. Bei Gesellschaften wären Ausnahmen natürlich zulässig. Ebenso sollte auch mehr Zeit zum Ausgehen gewährt werden, einmal wöchent- lich muß das Mindeste sein, und zwar, wenn der Sonntagnachmittag nicht jedesmal freigegeben werden kann, als Entschädigung hierfür ein Wochennachmittag. Zu den wenigen Forderungen, denen alle Hausfrauen zustimmen dürften, ge- hören die des obligatorischen Haushaltungsunter- richts - dieser besteht nur in einigen wenigen Bundesstaaten, und auch da meist in ungenügender Weise - und die generelle Einführung kommunaler Arbeitsnachweise. Daß dies einerseits eine bessere Ausbildung der Dienstangestellten herbeiführen und andererseits den wunden Punkt der Privat- stellenvermittlung aus der Welt schaffen würde, darüber sind sie sich klar. Sie sollten sich aber auch darüber klar werden, daß auch die übrigen Forde- rungen, die nur im einseitigen Jnteresse der Dienstboten gemacht erscheinen, auch den Haus- frauen zugute kämen, weil sie den ganzen Stand der Dienstboten und damit deren Leistungen heben würden, daß es aber überhaupt Pflicht der Frau ist, gerade da, wo sie der alleinige Arbeitgeber ist, human zu sein.
Darüber hinaus erscheint es aber auch durch-
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jetzt aus eigenem Antriebe damit anfangen, der Abend sollte den Mädchen und deren Erholung ge- hören. Bei Gesellschaften wären Ausnahmen natürlich zulässig. Ebenso sollte auch mehr Zeit zum Ausgehen gewährt werden, einmal wöchent- lich muß das Mindeste sein, und zwar, wenn der Sonntagnachmittag nicht jedesmal freigegeben werden kann, als Entschädigung hierfür ein Wochennachmittag. Zu den wenigen Forderungen, denen alle Hausfrauen zustimmen dürften, ge- hören die des obligatorischen Haushaltungsunter- richts – dieser besteht nur in einigen wenigen Bundesstaaten, und auch da meist in ungenügender Weise – und die generelle Einführung kommunaler Arbeitsnachweise. Daß dies einerseits eine bessere Ausbildung der Dienstangestellten herbeiführen und andererseits den wunden Punkt der Privat- stellenvermittlung aus der Welt schaffen würde, darüber sind sie sich klar. Sie sollten sich aber auch darüber klar werden, daß auch die übrigen Forde- rungen, die nur im einseitigen Jnteresse der Dienstboten gemacht erscheinen, auch den Haus- frauen zugute kämen, weil sie den ganzen Stand der Dienstboten und damit deren Leistungen heben würden, daß es aber überhaupt Pflicht der Frau ist, gerade da, wo sie der alleinige Arbeitgeber ist, human zu sein.
Darüber hinaus erscheint es aber auch durch-
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[83/0087]
jetzt aus eigenem Antriebe damit anfangen, der
Abend sollte den Mädchen und deren Erholung ge-
hören. Bei Gesellschaften wären Ausnahmen
natürlich zulässig. Ebenso sollte auch mehr Zeit
zum Ausgehen gewährt werden, einmal wöchent-
lich muß das Mindeste sein, und zwar, wenn der
Sonntagnachmittag nicht jedesmal freigegeben
werden kann, als Entschädigung hierfür ein
Wochennachmittag. Zu den wenigen Forderungen,
denen alle Hausfrauen zustimmen dürften, ge-
hören die des obligatorischen Haushaltungsunter-
richts – dieser besteht nur in einigen wenigen
Bundesstaaten, und auch da meist in ungenügender
Weise – und die generelle Einführung kommunaler
Arbeitsnachweise. Daß dies einerseits eine bessere
Ausbildung der Dienstangestellten herbeiführen
und andererseits den wunden Punkt der Privat-
stellenvermittlung aus der Welt schaffen würde,
darüber sind sie sich klar. Sie sollten sich aber auch
darüber klar werden, daß auch die übrigen Forde-
rungen, die nur im einseitigen Jnteresse der
Dienstboten gemacht erscheinen, auch den Haus-
frauen zugute kämen, weil sie den ganzen Stand
der Dienstboten und damit deren Leistungen heben
würden, daß es aber überhaupt Pflicht der Frau
ist, gerade da, wo sie der alleinige Arbeitgeber ist,
human zu sein.
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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/87>, abgerufen am 13.02.2025.
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