10 Pf. Knochen, um wenigstens eine Sauce zu den Klößen zu haben." Die Arbeitszeit ist von Sonnen- aufgang bis tief in die Nacht hinein. Die Arbeits- stätte ein Raum, der nicht selten unter der Erd- oberfläche, im Keller, liegt und als Wohn-, Schlaf- und Kochraum gleichzeitig dient, der Verdienst weit unter dem Existenzminimum.
Jn der Porzellanindustrie, die hauptsächlich in Thüringen, Oberfranken und Dresden zuhause ist, liegt die Heimarbeit ebenfalls ungünstig. Frauen, die mit Bemalen von Figuren, Badepuppen, Puppenköpfen beschäftigt sind, verdienen bei täg- licher Arbeitszeit von 6-12 Stunden und unter Mithilfe des Mannes, der Mutter oder der Kinder 3-19 Mark. Die letztere Ziffer wird nur in einem Falle erreicht, wenn der Mann täglich zwei Stunden und die ältesten Kinder von 14, 16 und 17 Jahren täglich zusammen 12-14 Stunden helfen.
Jn der Schuhmacherei wird eine Arbeitszeit von 10-18 Stunden am Tag angeführt. Bei direkter Arbeit für die Fabrik wird der durchschnittliche Wochenverdienst auf 14-15 Mark angegeben, bei Arbeit für die Zwischenunternehmer auf 3 bis 9 Mark.
Aus diesen kurzen Stichproben ist ersichtlich, daß alle Vorteile, die man in der Heimarbeit ehe- dem erblickte, nicht vorhanden sind. Das Zu-
5 Jchenhaeuser, Frauenziele.
10 Pf. Knochen, um wenigstens eine Sauce zu den Klößen zu haben.“ Die Arbeitszeit ist von Sonnen- aufgang bis tief in die Nacht hinein. Die Arbeits- stätte ein Raum, der nicht selten unter der Erd- oberfläche, im Keller, liegt und als Wohn-, Schlaf- und Kochraum gleichzeitig dient, der Verdienst weit unter dem Existenzminimum.
Jn der Porzellanindustrie, die hauptsächlich in Thüringen, Oberfranken und Dresden zuhause ist, liegt die Heimarbeit ebenfalls ungünstig. Frauen, die mit Bemalen von Figuren, Badepuppen, Puppenköpfen beschäftigt sind, verdienen bei täg- licher Arbeitszeit von 6-12 Stunden und unter Mithilfe des Mannes, der Mutter oder der Kinder 3-19 Mark. Die letztere Ziffer wird nur in einem Falle erreicht, wenn der Mann täglich zwei Stunden und die ältesten Kinder von 14, 16 und 17 Jahren täglich zusammen 12-14 Stunden helfen.
Jn der Schuhmacherei wird eine Arbeitszeit von 10-18 Stunden am Tag angeführt. Bei direkter Arbeit für die Fabrik wird der durchschnittliche Wochenverdienst auf 14-15 Mark angegeben, bei Arbeit für die Zwischenunternehmer auf 3 bis 9 Mark.
Aus diesen kurzen Stichproben ist ersichtlich, daß alle Vorteile, die man in der Heimarbeit ehe- dem erblickte, nicht vorhanden sind. Das Zu-
5 Jchenhaeuser, Frauenziele.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0069"n="65"/>
10 Pf. Knochen, um wenigstens eine Sauce zu den<lb/>
Klößen zu haben.“ Die Arbeitszeit ist von Sonnen-<lb/>
aufgang bis tief in die Nacht hinein. Die Arbeits-<lb/>
stätte ein Raum, der nicht selten unter der Erd-<lb/>
oberfläche, im Keller, liegt und als Wohn-, Schlaf-<lb/>
und Kochraum gleichzeitig dient, der Verdienst<lb/>
weit unter dem Existenzminimum.</p><lb/><p>Jn der Porzellanindustrie, die hauptsächlich in<lb/>
Thüringen, Oberfranken und Dresden zuhause ist,<lb/>
liegt die Heimarbeit ebenfalls ungünstig. Frauen,<lb/>
die mit Bemalen von Figuren, Badepuppen,<lb/>
Puppenköpfen beschäftigt sind, verdienen bei täg-<lb/>
licher Arbeitszeit von 6-12 Stunden und unter<lb/>
Mithilfe des Mannes, der Mutter oder der Kinder<lb/>
3-19 Mark. Die letztere Ziffer wird nur in<lb/>
einem Falle erreicht, wenn der Mann täglich zwei<lb/>
Stunden und die ältesten Kinder von 14, 16 und<lb/>
17 Jahren täglich zusammen 12-14 Stunden<lb/>
helfen.</p><lb/><p>Jn der Schuhmacherei wird eine Arbeitszeit von<lb/>
10-18 Stunden am Tag angeführt. Bei direkter<lb/>
Arbeit für die Fabrik wird der durchschnittliche<lb/>
Wochenverdienst auf 14-15 Mark angegeben, bei<lb/>
Arbeit für die Zwischenunternehmer auf 3 bis<lb/>
9 Mark.</p><lb/><p>Aus diesen kurzen Stichproben ist ersichtlich,<lb/>
daß alle Vorteile, die man in der Heimarbeit ehe-<lb/>
dem erblickte, nicht vorhanden sind. Das Zu-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">5 Jchenhaeuser, Frauenziele.</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[65/0069]
10 Pf. Knochen, um wenigstens eine Sauce zu den
Klößen zu haben.“ Die Arbeitszeit ist von Sonnen-
aufgang bis tief in die Nacht hinein. Die Arbeits-
stätte ein Raum, der nicht selten unter der Erd-
oberfläche, im Keller, liegt und als Wohn-, Schlaf-
und Kochraum gleichzeitig dient, der Verdienst
weit unter dem Existenzminimum.
Jn der Porzellanindustrie, die hauptsächlich in
Thüringen, Oberfranken und Dresden zuhause ist,
liegt die Heimarbeit ebenfalls ungünstig. Frauen,
die mit Bemalen von Figuren, Badepuppen,
Puppenköpfen beschäftigt sind, verdienen bei täg-
licher Arbeitszeit von 6-12 Stunden und unter
Mithilfe des Mannes, der Mutter oder der Kinder
3-19 Mark. Die letztere Ziffer wird nur in
einem Falle erreicht, wenn der Mann täglich zwei
Stunden und die ältesten Kinder von 14, 16 und
17 Jahren täglich zusammen 12-14 Stunden
helfen.
Jn der Schuhmacherei wird eine Arbeitszeit von
10-18 Stunden am Tag angeführt. Bei direkter
Arbeit für die Fabrik wird der durchschnittliche
Wochenverdienst auf 14-15 Mark angegeben, bei
Arbeit für die Zwischenunternehmer auf 3 bis
9 Mark.
Aus diesen kurzen Stichproben ist ersichtlich,
daß alle Vorteile, die man in der Heimarbeit ehe-
dem erblickte, nicht vorhanden sind. Das Zu-
5 Jchenhaeuser, Frauenziele.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/69>, abgerufen am 11.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.