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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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herrscht noch ein besonderer Übelstand, der des
Saisongeschäftes, wie beispielsweise in der Fabri-
kation künstlicher Blumen und Federn. Die
Saison fällt in die Monate November bis März
und August bis September. Die übrige Zeit sind
die meisten Arbeiterinnen arbeitslos, denn nur
die geschulten Kräfte werden dann halbe oder
Viertel Tage zu Löhnen, die 15-20 Prozent
niedriger sind, als die in der Saison gezahlten, be-
schäftigt. Familien mit vier Kindern, die alle mit-
arbeiten, also sechs Personen, verdienen in
14 Tagen in der Saison 10,20 Mark, in der
übrigen Zeit 5 und 4 Mark. Auch das Zwischen-
meisterwesen entwickelt sich mehr und mehr. Am
Hauptorte der Blumenindustrie, in Sebnitz, über-
nehmen Frauen große Posten Arbeit und nehmen
sich 4 bis 5 14-16jährige Mädchen ins Haus, denen
sie die kärgliche Kost (Kartoffeln, Kaffee und Brot,
Leinöl, Quark oder Hering), Logis (in der Regel
in Bodenkammern, wo Wind und Wetter Zutritt
haben, je ein Bett für zwei Mädchen) und etwa
3, 4 bis 5 Mark monatlich zahlen.

Die durchschnittliche Arbeitszeit in den Fa-
briken beträgt 10 Stunden, die vorgeschriebenen
Pausen mit einbegriffen. Der Verdienst der
Blumenarbeiterinnen beträgt im Durchschnitt
7,50 Mark, der Blätterarbeiterin 8 Mark, der
Binderin 10 Mark, der Färberin 12 Mark in der

herrscht noch ein besonderer Übelstand, der des
Saisongeschäftes, wie beispielsweise in der Fabri-
kation künstlicher Blumen und Federn. Die
Saison fällt in die Monate November bis März
und August bis September. Die übrige Zeit sind
die meisten Arbeiterinnen arbeitslos, denn nur
die geschulten Kräfte werden dann halbe oder
Viertel Tage zu Löhnen, die 15-20 Prozent
niedriger sind, als die in der Saison gezahlten, be-
schäftigt. Familien mit vier Kindern, die alle mit-
arbeiten, also sechs Personen, verdienen in
14 Tagen in der Saison 10,20 Mark, in der
übrigen Zeit 5 und 4 Mark. Auch das Zwischen-
meisterwesen entwickelt sich mehr und mehr. Am
Hauptorte der Blumenindustrie, in Sebnitz, über-
nehmen Frauen große Posten Arbeit und nehmen
sich 4 bis 5 14-16jährige Mädchen ins Haus, denen
sie die kärgliche Kost (Kartoffeln, Kaffee und Brot,
Leinöl, Quark oder Hering), Logis (in der Regel
in Bodenkammern, wo Wind und Wetter Zutritt
haben, je ein Bett für zwei Mädchen) und etwa
3, 4 bis 5 Mark monatlich zahlen.

Die durchschnittliche Arbeitszeit in den Fa-
briken beträgt 10 Stunden, die vorgeschriebenen
Pausen mit einbegriffen. Der Verdienst der
Blumenarbeiterinnen beträgt im Durchschnitt
7,50 Mark, der Blätterarbeiterin 8 Mark, der
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[63/0067] herrscht noch ein besonderer Übelstand, der des Saisongeschäftes, wie beispielsweise in der Fabri- kation künstlicher Blumen und Federn. Die Saison fällt in die Monate November bis März und August bis September. Die übrige Zeit sind die meisten Arbeiterinnen arbeitslos, denn nur die geschulten Kräfte werden dann halbe oder Viertel Tage zu Löhnen, die 15-20 Prozent niedriger sind, als die in der Saison gezahlten, be- schäftigt. Familien mit vier Kindern, die alle mit- arbeiten, also sechs Personen, verdienen in 14 Tagen in der Saison 10,20 Mark, in der übrigen Zeit 5 und 4 Mark. Auch das Zwischen- meisterwesen entwickelt sich mehr und mehr. Am Hauptorte der Blumenindustrie, in Sebnitz, über- nehmen Frauen große Posten Arbeit und nehmen sich 4 bis 5 14-16jährige Mädchen ins Haus, denen sie die kärgliche Kost (Kartoffeln, Kaffee und Brot, Leinöl, Quark oder Hering), Logis (in der Regel in Bodenkammern, wo Wind und Wetter Zutritt haben, je ein Bett für zwei Mädchen) und etwa 3, 4 bis 5 Mark monatlich zahlen. Die durchschnittliche Arbeitszeit in den Fa- briken beträgt 10 Stunden, die vorgeschriebenen Pausen mit einbegriffen. Der Verdienst der Blumenarbeiterinnen beträgt im Durchschnitt 7,50 Mark, der Blätterarbeiterin 8 Mark, der Binderin 10 Mark, der Färberin 12 Mark in der

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/67>, abgerufen am 23.11.2024.