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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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tische Unfähigkeit, als auch die Abneigung der
Männer gegen politisch tätige Frauen ein Märchen
ist. Die Frauen haben sich trotz ihres Anfänger-
tums auf diesem Gebiete vorzüglich bewährt, es ist
ganz erstaunlich, über welch eine Anzahl geschickter
Versammlungsleiterinnen und guter, zum Teil
glänzender Rednerinnen sie bereits verfügen - und
die politisch tätigen Frauen können den Männern
entschieden nicht unsympathisch sein, sonst hätten
die Parteien um die Mitarbeit der Frauen doch
nicht so eindringlich geworben.

Sicherlich ist politisch Lied auch heute noch ein
garstig Lied, aber nicht durch seinen Jnhalt, sondern
nur durch die Art und Weise, wie es vorgetragen
wird. "C'est le ton qui fait la chanson." Und ge-
rade hier können die Frauen in erster Linie dazu
verhelfen, daß es anders werde. Die Auffassung
früherer Seiten, daß beim Rufe nach Freiheit und
Gleichheit Weiber zu Hyänen werden, hat sich trotz
des großen Dichters, der ihr Ausdruck verlieh, als
ebenso obsolet erwiesen.

Wo immer und wann immer große Ereignisse
eintraten, fanden sie großdenkende und auf-
opferungsfähige Frauen. Die Frauen, die für die
Befreiungskriege ihre Kleinodien und ihre Haare
opferten, sind ebenso ein Beispiel dafür, in welch
edlem Sinne die Frauen willens sind, ihre Bürger-
pflichten auszuüben, wie die opferwilligen Frauen,

tische Unfähigkeit, als auch die Abneigung der
Männer gegen politisch tätige Frauen ein Märchen
ist. Die Frauen haben sich trotz ihres Anfänger-
tums auf diesem Gebiete vorzüglich bewährt, es ist
ganz erstaunlich, über welch eine Anzahl geschickter
Versammlungsleiterinnen und guter, zum Teil
glänzender Rednerinnen sie bereits verfügen – und
die politisch tätigen Frauen können den Männern
entschieden nicht unsympathisch sein, sonst hätten
die Parteien um die Mitarbeit der Frauen doch
nicht so eindringlich geworben.

Sicherlich ist politisch Lied auch heute noch ein
garstig Lied, aber nicht durch seinen Jnhalt, sondern
nur durch die Art und Weise, wie es vorgetragen
wird. „C’est le ton qui fait la chanson.“ Und ge-
rade hier können die Frauen in erster Linie dazu
verhelfen, daß es anders werde. Die Auffassung
früherer Seiten, daß beim Rufe nach Freiheit und
Gleichheit Weiber zu Hyänen werden, hat sich trotz
des großen Dichters, der ihr Ausdruck verlieh, als
ebenso obsolet erwiesen.

Wo immer und wann immer große Ereignisse
eintraten, fanden sie großdenkende und auf-
opferungsfähige Frauen. Die Frauen, die für die
Befreiungskriege ihre Kleinodien und ihre Haare
opferten, sind ebenso ein Beispiel dafür, in welch
edlem Sinne die Frauen willens sind, ihre Bürger-
pflichten auszuüben, wie die opferwilligen Frauen,

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[336/0340] tische Unfähigkeit, als auch die Abneigung der Männer gegen politisch tätige Frauen ein Märchen ist. Die Frauen haben sich trotz ihres Anfänger- tums auf diesem Gebiete vorzüglich bewährt, es ist ganz erstaunlich, über welch eine Anzahl geschickter Versammlungsleiterinnen und guter, zum Teil glänzender Rednerinnen sie bereits verfügen – und die politisch tätigen Frauen können den Männern entschieden nicht unsympathisch sein, sonst hätten die Parteien um die Mitarbeit der Frauen doch nicht so eindringlich geworben. Sicherlich ist politisch Lied auch heute noch ein garstig Lied, aber nicht durch seinen Jnhalt, sondern nur durch die Art und Weise, wie es vorgetragen wird. „C’est le ton qui fait la chanson.“ Und ge- rade hier können die Frauen in erster Linie dazu verhelfen, daß es anders werde. Die Auffassung früherer Seiten, daß beim Rufe nach Freiheit und Gleichheit Weiber zu Hyänen werden, hat sich trotz des großen Dichters, der ihr Ausdruck verlieh, als ebenso obsolet erwiesen. Wo immer und wann immer große Ereignisse eintraten, fanden sie großdenkende und auf- opferungsfähige Frauen. Die Frauen, die für die Befreiungskriege ihre Kleinodien und ihre Haare opferten, sind ebenso ein Beispiel dafür, in welch edlem Sinne die Frauen willens sind, ihre Bürger- pflichten auszuüben, wie die opferwilligen Frauen,

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/340>, abgerufen am 25.11.2024.