anderen Orten dürften sich die Zahlen dement- sprechend vermehrt haben.
Wie die frühere Schriftführerin des Verbandes, Dora Möbius, die das Material der Enquete be- arbeitet hat, berichtet, haben die Leistungen der Frau als Vormund fast überall Anerkennung ge- funden. Aus verschiedenen Orten wurde bekundet: "Nach Ansicht der Richter erreichen die Frauen bei Mädchen und kleineren Kindern mehr als Männer". - "Die Richter bestellen, soweit solche vorhanden, zunächst weibliche Vormünder, nachdem sie sich überzeugt haben, daß die Frau es sehr ernst mit ihren Pflichten nimmt und sich sehr eingehend um ihr Mündel kümmert". - "Die Richter waren zuerst sehr mißtrauisch, sind aber bald bekehrt worden und sagen jetzt, sie wüßten erst, was Mündelpflege sei, seit Frauen dabei wären". Und in diesem Sinne lauten auch andere Bekundungen.
Es ist also zweifelsohne, die Frauen haben ihre Eignung für diese Tätigkeit in glänzender Weise bewiesen, nun müssen sie sie aber auch in nötiger Anzahl übernehmen. Es gilt jetzt, nicht mehr allein die alte, von allen dabei beteiligten Kreisen längst gefühlte und beklagte Vormündernot zu beseitigen, sondern auch die neue Vormünderinnennot. Er- folge verpflichten. Es genügt jetzt nicht mehr, Lücken, wo Vormünder überhaupt fehlen, durch Vormünderinnen auszufüllen, sondern nach den
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anderen Orten dürften sich die Zahlen dement- sprechend vermehrt haben.
Wie die frühere Schriftführerin des Verbandes, Dora Möbius, die das Material der Enquete be- arbeitet hat, berichtet, haben die Leistungen der Frau als Vormund fast überall Anerkennung ge- funden. Aus verschiedenen Orten wurde bekundet: „Nach Ansicht der Richter erreichen die Frauen bei Mädchen und kleineren Kindern mehr als Männer“. – „Die Richter bestellen, soweit solche vorhanden, zunächst weibliche Vormünder, nachdem sie sich überzeugt haben, daß die Frau es sehr ernst mit ihren Pflichten nimmt und sich sehr eingehend um ihr Mündel kümmert“. – „Die Richter waren zuerst sehr mißtrauisch, sind aber bald bekehrt worden und sagen jetzt, sie wüßten erst, was Mündelpflege sei, seit Frauen dabei wären“. Und in diesem Sinne lauten auch andere Bekundungen.
Es ist also zweifelsohne, die Frauen haben ihre Eignung für diese Tätigkeit in glänzender Weise bewiesen, nun müssen sie sie aber auch in nötiger Anzahl übernehmen. Es gilt jetzt, nicht mehr allein die alte, von allen dabei beteiligten Kreisen längst gefühlte und beklagte Vormündernot zu beseitigen, sondern auch die neue Vormünderinnennot. Er- folge verpflichten. Es genügt jetzt nicht mehr, Lücken, wo Vormünder überhaupt fehlen, durch Vormünderinnen auszufüllen, sondern nach den
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anderen Orten dürften sich die Zahlen dement-
sprechend vermehrt haben.
Wie die frühere Schriftführerin des Verbandes,
Dora Möbius, die das Material der Enquete be-
arbeitet hat, berichtet, haben die Leistungen der
Frau als Vormund fast überall Anerkennung ge-
funden. Aus verschiedenen Orten wurde bekundet:
„Nach Ansicht der Richter erreichen die Frauen bei
Mädchen und kleineren Kindern mehr als
Männer“. – „Die Richter bestellen, soweit solche
vorhanden, zunächst weibliche Vormünder, nachdem
sie sich überzeugt haben, daß die Frau es sehr ernst
mit ihren Pflichten nimmt und sich sehr eingehend
um ihr Mündel kümmert“. – „Die Richter waren
zuerst sehr mißtrauisch, sind aber bald bekehrt
worden und sagen jetzt, sie wüßten erst, was
Mündelpflege sei, seit Frauen dabei wären“. Und
in diesem Sinne lauten auch andere Bekundungen.
Es ist also zweifelsohne, die Frauen haben ihre
Eignung für diese Tätigkeit in glänzender Weise
bewiesen, nun müssen sie sie aber auch in nötiger
Anzahl übernehmen. Es gilt jetzt, nicht mehr allein
die alte, von allen dabei beteiligten Kreisen längst
gefühlte und beklagte Vormündernot zu beseitigen,
sondern auch die neue Vormünderinnennot. Er-
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(2020-12-07T10:34:09Z)
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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/327>, abgerufen am 16.02.2025.
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