handen gewesen wäre, hätten sie sie mit Freuden begrüßt, weil die nationale Produktion ihrer un- bedingt bedarf.
"Man denke sich den Fall," sagt Professor Dr. Pierstorff, "daß die erwerbstätigen Frauen aus der Produktionstätigkeit plötzlich oder allmählich ausschieden und sich einem müßigen Leben hin- gäben. Daß die in Arbeit stehenden Männer ihre Tätigkeit mit versehen könnten, ist ausgeschlossen. Die von den Frauen verlassene Arbeit müßte aber doch weiter verrichtet werden, wenn unser Wohl- stand nicht eine vollständige Erschütterung erleiden sollte. Wo fände sich nun das Heer dauernd arbeitsloser Männer, um die Frauen zu ersetzen? Jch wüßte nicht, wo sie stecken. Und wären sie da, so müßten sie, wenn nun die Frauen nicht an ihrer Stelle Not leiden sollten, mit ihrem Verdienst nicht nur sich selbst, sondern auch die ausgeschiedenen Frauen mit ernähren. Eine bare Unmöglichkeit!"
Es kann also von einer Verdrängung der Männer seitens der Frauen nicht die Rede sein, die Volkswirtschaft braucht alle die Hände, die vordem in der gegenwärtig so stark entlasteten Privatwirtschaft tätig waren, nunmehr selbst.
Den neuen Gesellschaftsidealen, den Forderun- gen der Pflicht auf Arbeit, Freiheit und Bildung, die von der mählich wachsenden Frauenbewegung erhoben wurden, war daher nur noch die Aufgabe
handen gewesen wäre, hätten sie sie mit Freuden begrüßt, weil die nationale Produktion ihrer un- bedingt bedarf.
„Man denke sich den Fall,“ sagt Professor Dr. Pierstorff, „daß die erwerbstätigen Frauen aus der Produktionstätigkeit plötzlich oder allmählich ausschieden und sich einem müßigen Leben hin- gäben. Daß die in Arbeit stehenden Männer ihre Tätigkeit mit versehen könnten, ist ausgeschlossen. Die von den Frauen verlassene Arbeit müßte aber doch weiter verrichtet werden, wenn unser Wohl- stand nicht eine vollständige Erschütterung erleiden sollte. Wo fände sich nun das Heer dauernd arbeitsloser Männer, um die Frauen zu ersetzen? Jch wüßte nicht, wo sie stecken. Und wären sie da, so müßten sie, wenn nun die Frauen nicht an ihrer Stelle Not leiden sollten, mit ihrem Verdienst nicht nur sich selbst, sondern auch die ausgeschiedenen Frauen mit ernähren. Eine bare Unmöglichkeit!“
Es kann also von einer Verdrängung der Männer seitens der Frauen nicht die Rede sein, die Volkswirtschaft braucht alle die Hände, die vordem in der gegenwärtig so stark entlasteten Privatwirtschaft tätig waren, nunmehr selbst.
Den neuen Gesellschaftsidealen, den Forderun- gen der Pflicht auf Arbeit, Freiheit und Bildung, die von der mählich wachsenden Frauenbewegung erhoben wurden, war daher nur noch die Aufgabe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0029"n="25"/>
handen gewesen wäre, hätten sie sie mit Freuden<lb/>
begrüßt, weil die nationale Produktion ihrer un-<lb/>
bedingt bedarf.</p><lb/><p>„Man denke sich den Fall,“ sagt Professor Dr.<lb/>
Pierstorff, „daß die erwerbstätigen Frauen aus<lb/>
der Produktionstätigkeit plötzlich oder allmählich<lb/>
ausschieden und sich einem müßigen Leben hin-<lb/>
gäben. Daß die in Arbeit stehenden Männer ihre<lb/>
Tätigkeit mit versehen könnten, ist ausgeschlossen.<lb/>
Die von den Frauen verlassene Arbeit müßte aber<lb/>
doch weiter verrichtet werden, wenn unser Wohl-<lb/>
stand nicht eine vollständige Erschütterung erleiden<lb/>
sollte. Wo fände sich nun das Heer dauernd<lb/>
arbeitsloser Männer, um die Frauen zu ersetzen?<lb/>
Jch wüßte nicht, wo sie stecken. Und wären sie da,<lb/>
so müßten sie, wenn nun die Frauen nicht an ihrer<lb/>
Stelle Not leiden sollten, mit ihrem Verdienst nicht<lb/>
nur sich selbst, sondern auch die ausgeschiedenen<lb/>
Frauen mit ernähren. Eine bare Unmöglichkeit!“</p><lb/><p>Es kann also von einer Verdrängung der<lb/>
Männer seitens der Frauen nicht die Rede sein,<lb/>
die Volkswirtschaft braucht alle die Hände, die<lb/>
vordem in der gegenwärtig so stark entlasteten<lb/>
Privatwirtschaft tätig waren, nunmehr selbst.</p><lb/><p>Den neuen Gesellschaftsidealen, den Forderun-<lb/>
gen der Pflicht auf Arbeit, Freiheit und Bildung,<lb/>
die von der mählich wachsenden Frauenbewegung<lb/>
erhoben wurden, war daher nur noch die Aufgabe<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[25/0029]
handen gewesen wäre, hätten sie sie mit Freuden
begrüßt, weil die nationale Produktion ihrer un-
bedingt bedarf.
„Man denke sich den Fall,“ sagt Professor Dr.
Pierstorff, „daß die erwerbstätigen Frauen aus
der Produktionstätigkeit plötzlich oder allmählich
ausschieden und sich einem müßigen Leben hin-
gäben. Daß die in Arbeit stehenden Männer ihre
Tätigkeit mit versehen könnten, ist ausgeschlossen.
Die von den Frauen verlassene Arbeit müßte aber
doch weiter verrichtet werden, wenn unser Wohl-
stand nicht eine vollständige Erschütterung erleiden
sollte. Wo fände sich nun das Heer dauernd
arbeitsloser Männer, um die Frauen zu ersetzen?
Jch wüßte nicht, wo sie stecken. Und wären sie da,
so müßten sie, wenn nun die Frauen nicht an ihrer
Stelle Not leiden sollten, mit ihrem Verdienst nicht
nur sich selbst, sondern auch die ausgeschiedenen
Frauen mit ernähren. Eine bare Unmöglichkeit!“
Es kann also von einer Verdrängung der
Männer seitens der Frauen nicht die Rede sein,
die Volkswirtschaft braucht alle die Hände, die
vordem in der gegenwärtig so stark entlasteten
Privatwirtschaft tätig waren, nunmehr selbst.
Den neuen Gesellschaftsidealen, den Forderun-
gen der Pflicht auf Arbeit, Freiheit und Bildung,
die von der mählich wachsenden Frauenbewegung
erhoben wurden, war daher nur noch die Aufgabe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/29>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.