Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.Familienkultur mit einem Schlage zu vernichten, Alle Vorzüge, die man der freien Ehe nach- Es muß in das Bewußtsein der oberen Zehn- Bei ihnen hat die wirtschaftliche Unabhängig- Familienkultur mit einem Schlage zu vernichten, Alle Vorzüge, die man der freien Ehe nach- Es muß in das Bewußtsein der oberen Zehn- Bei ihnen hat die wirtschaftliche Unabhängig- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0269" n="265"/> Familienkultur mit einem Schlage zu vernichten,<lb/> die Zukunft und das Glück der Kinder preiszu-<lb/> geben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die<lb/> monogame Ehe das ethisch höchste Jdeal ist, das<lb/> wir in dieser Beziehung kennen. Wenn wir ihre<lb/> Schäden bloßlegen, so ist es nicht, um sie zu ent-<lb/> werten, sondern um die Notwendigkeit ihrer Re-<lb/> form zu beweisen.</p><lb/> <p>Alle Vorzüge, die man der freien Ehe nach-<lb/> rühmt, lassen sich ebensogut bei der legitimen Ehe<lb/> erzielen, wenn man Sitten und Gesetze entsprechend<lb/> umgestaltet.</p><lb/> <p>Es muß in das Bewußtsein der oberen Zehn-<lb/> tausend eindringen – das Volksbewußtsein ist den<lb/> Gebildeten darin beschämender Weise voraus-<lb/> gegangen –, daß es eine ebenso große Schande ist,<lb/> eine Mitgift von einer Frau anzunehmen, wie für<lb/> die Frau, aus Versorgungsgründen zu heiraten.<lb/> Neigung allein darf bei der Gattenwahl die ent-<lb/> scheidende Stimme sprechen. Besitzt die Frau Ver-<lb/> mögen, dann muß es in ihrer eigenen Verwaltung<lb/> bleiben, der Mann muß auch den Schein vermeiden,<lb/> als ob er die Frau des Geldes wegen heirate. Welch<lb/> ausgezeichnete Mädchen schrecken heute vor der<lb/> Ehe zurück, weil sie sich mit gutem Grund davor<lb/> fürchten, Mitgiftjägern in die Hände zu fallen!</p><lb/> <p>Bei ihnen hat die wirtschaftliche Unabhängig-<lb/> keit, die ein Teil von ihnen erreicht hat, bereits<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0269]
Familienkultur mit einem Schlage zu vernichten,
die Zukunft und das Glück der Kinder preiszu-
geben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die
monogame Ehe das ethisch höchste Jdeal ist, das
wir in dieser Beziehung kennen. Wenn wir ihre
Schäden bloßlegen, so ist es nicht, um sie zu ent-
werten, sondern um die Notwendigkeit ihrer Re-
form zu beweisen.
Alle Vorzüge, die man der freien Ehe nach-
rühmt, lassen sich ebensogut bei der legitimen Ehe
erzielen, wenn man Sitten und Gesetze entsprechend
umgestaltet.
Es muß in das Bewußtsein der oberen Zehn-
tausend eindringen – das Volksbewußtsein ist den
Gebildeten darin beschämender Weise voraus-
gegangen –, daß es eine ebenso große Schande ist,
eine Mitgift von einer Frau anzunehmen, wie für
die Frau, aus Versorgungsgründen zu heiraten.
Neigung allein darf bei der Gattenwahl die ent-
scheidende Stimme sprechen. Besitzt die Frau Ver-
mögen, dann muß es in ihrer eigenen Verwaltung
bleiben, der Mann muß auch den Schein vermeiden,
als ob er die Frau des Geldes wegen heirate. Welch
ausgezeichnete Mädchen schrecken heute vor der
Ehe zurück, weil sie sich mit gutem Grund davor
fürchten, Mitgiftjägern in die Hände zu fallen!
Bei ihnen hat die wirtschaftliche Unabhängig-
keit, die ein Teil von ihnen erreicht hat, bereits
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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
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