Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.anzuschlagen, sind die von der Frau geschaffenen Was wäre das Leben ohne die Wärme, die "Sie sieht nicht mehr im bedingungslosen Sie weiß jetzt, daß die höchste Pflicht nicht nur anzuschlagen, sind die von der Frau geschaffenen Was wäre das Leben ohne die Wärme, die „Sie sieht nicht mehr im bedingungslosen Sie weiß jetzt, daß die höchste Pflicht nicht nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0238" n="234"/> anzuschlagen, sind die von der Frau geschaffenen<lb/> sittlichen Werte nicht zu übersehen.</p><lb/> <p>Was wäre das Leben ohne die Wärme, die<lb/> Liebe, die Zärtlichkeit, die Hingebung, die Für-<lb/> sorge, die sie ihrer Umgebung gespendet und ge-<lb/> lehrt haben? Sie haben nur einen einzigen Fehler<lb/> dabei begangen, sie sind in der Selbstaufopferung<lb/> zu weit gegangen. Sie haben dadurch noch nicht<lb/> genügend Einfluß auf die Kulturentwicklung<lb/> nehmen können. Und das ist eben einer der<lb/> größten Vorzüge der modernen Frauenbewegung,<lb/> daß sie es eingesehen hat, daß die Frau, um mit<lb/> Ellen Key zu sprechen, „bevor sie ein Selbst zu<lb/> geben hat, erst ein Jch werden muß“, daß die<lb/> Lebensauffassung der absoluten Selbstverleugnung<lb/> ebenso unfehlbar zum Untergange führen müsse,<lb/> wie die der ausschließlichen Selbstbehauptung.</p><lb/> <p>„Sie sieht nicht mehr im bedingungslosen<lb/> Opfern, im Sichausplündernlassen die höchste<lb/> Lebenserfüllung“ (Bäumer), sondern erkennt, daß<lb/> nur in der Harmonie von Selbstaufopferung und<lb/> Selbstbehauptung das zu erstrebende Ziel liegt.</p><lb/> <p>Sie weiß jetzt, daß die höchste Pflicht nicht nur<lb/> gegen sich selbst, sondern ihrer Umgebung, ihren<lb/> Angehörigen, ihren Kindern, der ganzen Mensch-<lb/> heit gegenüber die höchste Entwicklung der eigenen<lb/> Persönlichkeit ist. Und erst wenn sie diese erreicht,<lb/> wird ihr das gelingen, was bisher nur ein Ziel<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0238]
anzuschlagen, sind die von der Frau geschaffenen
sittlichen Werte nicht zu übersehen.
Was wäre das Leben ohne die Wärme, die
Liebe, die Zärtlichkeit, die Hingebung, die Für-
sorge, die sie ihrer Umgebung gespendet und ge-
lehrt haben? Sie haben nur einen einzigen Fehler
dabei begangen, sie sind in der Selbstaufopferung
zu weit gegangen. Sie haben dadurch noch nicht
genügend Einfluß auf die Kulturentwicklung
nehmen können. Und das ist eben einer der
größten Vorzüge der modernen Frauenbewegung,
daß sie es eingesehen hat, daß die Frau, um mit
Ellen Key zu sprechen, „bevor sie ein Selbst zu
geben hat, erst ein Jch werden muß“, daß die
Lebensauffassung der absoluten Selbstverleugnung
ebenso unfehlbar zum Untergange führen müsse,
wie die der ausschließlichen Selbstbehauptung.
„Sie sieht nicht mehr im bedingungslosen
Opfern, im Sichausplündernlassen die höchste
Lebenserfüllung“ (Bäumer), sondern erkennt, daß
nur in der Harmonie von Selbstaufopferung und
Selbstbehauptung das zu erstrebende Ziel liegt.
Sie weiß jetzt, daß die höchste Pflicht nicht nur
gegen sich selbst, sondern ihrer Umgebung, ihren
Angehörigen, ihren Kindern, der ganzen Mensch-
heit gegenüber die höchste Entwicklung der eigenen
Persönlichkeit ist. Und erst wenn sie diese erreicht,
wird ihr das gelingen, was bisher nur ein Ziel
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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-12-07T10:34:09Z)
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