Selektion züchtet, sondern das Milieu. Er zeigt, daß wir uns vor der Untervölkerung nicht zu fürchten brauchen, wenn wir rechtzeitig die er- forderliche Konsequenz aus den veränderten Tat- sachen ziehen. Und diese Konsequenz kann nicht anders lauten als: Menschenökonomie. "Wir müssen die entsprechenden Kompensationen aus- bauen, um der Umgestaltung des Gattungserneue- rungsprozesses, der sich in der modernen Zeit voll- zieht, voll gerecht zu werden, wir müssen erkennen, daß die Menschenökonomie die Grundlage der ge- samten Wirtschaft darstellt, und daß nur auf dieser sorgsam ausgebauten Grundlage sich ein festes Ge- bäude der nationalen Wirtschaft erhalten kann. Neben dem Bodenkapital, neben dem Jndustrie- kapital, neben dem Finanzkapital haben wir eben bisher das organische Kapital nicht genügend be- achtet, wir lebten von diesem selber, statt uns nur auf dessen natürlichen Zinsenertrag zu be- schränken"
Die Frauen müssen Goldscheid ganz besonders dankbar sein für den von ihm geschaffenen neuen Begriff der Menschenökonomie, der Erkenntnis der Notwendigkeit der Rationalisierung der Menschen- produktion, denn niemand hat so sehr unter der Menschenvergeudung gelitten, wie sie. Man hielt es für die Pflicht der Frau, sich im Gattungsdienst aufzureiben, ohne zu bedenken, daß ihr dadurch
Selektion züchtet, sondern das Milieu. Er zeigt, daß wir uns vor der Untervölkerung nicht zu fürchten brauchen, wenn wir rechtzeitig die er- forderliche Konsequenz aus den veränderten Tat- sachen ziehen. Und diese Konsequenz kann nicht anders lauten als: Menschenökonomie. „Wir müssen die entsprechenden Kompensationen aus- bauen, um der Umgestaltung des Gattungserneue- rungsprozesses, der sich in der modernen Zeit voll- zieht, voll gerecht zu werden, wir müssen erkennen, daß die Menschenökonomie die Grundlage der ge- samten Wirtschaft darstellt, und daß nur auf dieser sorgsam ausgebauten Grundlage sich ein festes Ge- bäude der nationalen Wirtschaft erhalten kann. Neben dem Bodenkapital, neben dem Jndustrie- kapital, neben dem Finanzkapital haben wir eben bisher das organische Kapital nicht genügend be- achtet, wir lebten von diesem selber, statt uns nur auf dessen natürlichen Zinsenertrag zu be- schränken“
Die Frauen müssen Goldscheid ganz besonders dankbar sein für den von ihm geschaffenen neuen Begriff der Menschenökonomie, der Erkenntnis der Notwendigkeit der Rationalisierung der Menschen- produktion, denn niemand hat so sehr unter der Menschenvergeudung gelitten, wie sie. Man hielt es für die Pflicht der Frau, sich im Gattungsdienst aufzureiben, ohne zu bedenken, daß ihr dadurch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0191"n="187"/>
Selektion züchtet, sondern das Milieu. Er zeigt,<lb/>
daß wir uns vor der Untervölkerung nicht zu<lb/>
fürchten brauchen, wenn wir rechtzeitig die er-<lb/>
forderliche Konsequenz aus den veränderten Tat-<lb/>
sachen ziehen. Und diese Konsequenz kann nicht<lb/>
anders lauten als: Menschenökonomie. „Wir<lb/>
müssen die entsprechenden Kompensationen aus-<lb/>
bauen, um der Umgestaltung des Gattungserneue-<lb/>
rungsprozesses, der sich in der modernen Zeit voll-<lb/>
zieht, voll gerecht zu werden, wir müssen erkennen,<lb/>
daß die Menschenökonomie die Grundlage der ge-<lb/>
samten Wirtschaft darstellt, und daß nur auf dieser<lb/>
sorgsam ausgebauten Grundlage sich ein festes Ge-<lb/>
bäude der nationalen Wirtschaft erhalten kann.<lb/>
Neben dem Bodenkapital, neben dem Jndustrie-<lb/>
kapital, neben dem Finanzkapital haben wir eben<lb/>
bisher das organische Kapital nicht genügend be-<lb/>
achtet, wir lebten von diesem selber, statt uns nur<lb/>
auf dessen natürlichen Zinsenertrag zu be-<lb/>
schränken“</p><lb/><p>Die Frauen müssen Goldscheid ganz besonders<lb/>
dankbar sein für den von ihm geschaffenen neuen<lb/>
Begriff der Menschenökonomie, der Erkenntnis der<lb/>
Notwendigkeit der Rationalisierung der Menschen-<lb/>
produktion, denn niemand hat so sehr unter der<lb/>
Menschenvergeudung gelitten, wie sie. Man hielt<lb/>
es für die Pflicht der Frau, sich im Gattungsdienst<lb/>
aufzureiben, ohne zu bedenken, daß ihr dadurch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[187/0191]
Selektion züchtet, sondern das Milieu. Er zeigt,
daß wir uns vor der Untervölkerung nicht zu
fürchten brauchen, wenn wir rechtzeitig die er-
forderliche Konsequenz aus den veränderten Tat-
sachen ziehen. Und diese Konsequenz kann nicht
anders lauten als: Menschenökonomie. „Wir
müssen die entsprechenden Kompensationen aus-
bauen, um der Umgestaltung des Gattungserneue-
rungsprozesses, der sich in der modernen Zeit voll-
zieht, voll gerecht zu werden, wir müssen erkennen,
daß die Menschenökonomie die Grundlage der ge-
samten Wirtschaft darstellt, und daß nur auf dieser
sorgsam ausgebauten Grundlage sich ein festes Ge-
bäude der nationalen Wirtschaft erhalten kann.
Neben dem Bodenkapital, neben dem Jndustrie-
kapital, neben dem Finanzkapital haben wir eben
bisher das organische Kapital nicht genügend be-
achtet, wir lebten von diesem selber, statt uns nur
auf dessen natürlichen Zinsenertrag zu be-
schränken“
Die Frauen müssen Goldscheid ganz besonders
dankbar sein für den von ihm geschaffenen neuen
Begriff der Menschenökonomie, der Erkenntnis der
Notwendigkeit der Rationalisierung der Menschen-
produktion, denn niemand hat so sehr unter der
Menschenvergeudung gelitten, wie sie. Man hielt
es für die Pflicht der Frau, sich im Gattungsdienst
aufzureiben, ohne zu bedenken, daß ihr dadurch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/191>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.