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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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die Regel, daß in den Arbeitervierteln die Ab-
nahme am stärksten war.

Außer diesem Umsichgreifen des Geburten-
rückganges auf fast alle Kulturvölker, auf Stadt
und Land, auf Arm und Reich, das allein die all-
gemeine Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wird,
rechtfertigen würde, gewinnt er durch die Tatsache,
daß sich dieser Rückgang fast ausschließlich auf die
ehelichen Geburten bezieht, während die unehe-
lichen Geburten in Deutschland nicht abgenommen
haben, noch an Bedeutung. Und dies um so mehr,
als in demselben Zeitraum, in dem die Geburten
ab-, die Eheschließungen zugenommen haben. Da-
durch ergiebt sich die unzweifelhafte Tatsache, daß
die Beschränkung der Geburtenzahl größtenteils
eine gewollte ist.

Diese Erkenntnis ließ den Geburtenrückgang,
den man schon aus nationalistischen und rasse-
hygienischen Gründen vielfach verurteilte, nun
auch noch unmoralisch und unsittlich erscheinen, ja,
man bezeichnete ihn als Degeneration der heutigen
Kulturvölker. Der Neumalthusianismus wurde
die bete noire weiter Kreise. Das Gespenst der
Uebervölkerung, das Malthus zum Ausgangs-
punkt seiner Theorie genommen hatte, derzufolge
die Menschen die Tendenz hätten, sich stärker zu
vermehren als die Nahrungsmittel und daß da-
durch ein Mißverhältnis entstehen würde, das

die Regel, daß in den Arbeitervierteln die Ab-
nahme am stärksten war.

Außer diesem Umsichgreifen des Geburten-
rückganges auf fast alle Kulturvölker, auf Stadt
und Land, auf Arm und Reich, das allein die all-
gemeine Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wird,
rechtfertigen würde, gewinnt er durch die Tatsache,
daß sich dieser Rückgang fast ausschließlich auf die
ehelichen Geburten bezieht, während die unehe-
lichen Geburten in Deutschland nicht abgenommen
haben, noch an Bedeutung. Und dies um so mehr,
als in demselben Zeitraum, in dem die Geburten
ab-, die Eheschließungen zugenommen haben. Da-
durch ergiebt sich die unzweifelhafte Tatsache, daß
die Beschränkung der Geburtenzahl größtenteils
eine gewollte ist.

Diese Erkenntnis ließ den Geburtenrückgang,
den man schon aus nationalistischen und rasse-
hygienischen Gründen vielfach verurteilte, nun
auch noch unmoralisch und unsittlich erscheinen, ja,
man bezeichnete ihn als Degeneration der heutigen
Kulturvölker. Der Neumalthusianismus wurde
die bête noire weiter Kreise. Das Gespenst der
Uebervölkerung, das Malthus zum Ausgangs-
punkt seiner Theorie genommen hatte, derzufolge
die Menschen die Tendenz hätten, sich stärker zu
vermehren als die Nahrungsmittel und daß da-
durch ein Mißverhältnis entstehen würde, das

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[183/0187] die Regel, daß in den Arbeitervierteln die Ab- nahme am stärksten war. Außer diesem Umsichgreifen des Geburten- rückganges auf fast alle Kulturvölker, auf Stadt und Land, auf Arm und Reich, das allein die all- gemeine Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wird, rechtfertigen würde, gewinnt er durch die Tatsache, daß sich dieser Rückgang fast ausschließlich auf die ehelichen Geburten bezieht, während die unehe- lichen Geburten in Deutschland nicht abgenommen haben, noch an Bedeutung. Und dies um so mehr, als in demselben Zeitraum, in dem die Geburten ab-, die Eheschließungen zugenommen haben. Da- durch ergiebt sich die unzweifelhafte Tatsache, daß die Beschränkung der Geburtenzahl größtenteils eine gewollte ist. Diese Erkenntnis ließ den Geburtenrückgang, den man schon aus nationalistischen und rasse- hygienischen Gründen vielfach verurteilte, nun auch noch unmoralisch und unsittlich erscheinen, ja, man bezeichnete ihn als Degeneration der heutigen Kulturvölker. Der Neumalthusianismus wurde die bête noire weiter Kreise. Das Gespenst der Uebervölkerung, das Malthus zum Ausgangs- punkt seiner Theorie genommen hatte, derzufolge die Menschen die Tendenz hätten, sich stärker zu vermehren als die Nahrungsmittel und daß da- durch ein Mißverhältnis entstehen würde, das

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/187>, abgerufen am 25.11.2024.