Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

Über die Erfahrungen, die nach dieser Richtung
hin in einem der deutschen Bundesstaaten, die am
längsten die Gemeinschaftserziehung eingeführt
haben, in Württemberg, gemacht worden sind, be-
richtete auf der 1912er Jahresversammlung des
Stuttgarter Vereins für Schulgesundheitspflege,
Oberreallehrer Kämmerer aus Mergentheim in
einem Referate, das auf einer umfassenden Um-
frage beruhte, folgendes: Ein schädigender Ein-
fluß auf die Gesundheit der Mädchen mit einer ein-
zigen örtlichen Ausnahme durch den gemeinsamen
Schulbesuch sei nicht zu beobachten, sogar eher das
Gegenteil, was von Ärzten bestätigt wird. Man
führt diesen ärztlich festgestellten "ausgezeichneten
Gesundheitszustand" der Mädchen auf ihre Teil-
nahme am Turnunterricht zurück, den sie entweder
allein oder gemeinsam mit Knaben erhalten. Es
wird direkt betont, daß Krankmeldungen bei den
Mädchen selten seien. Jn ganz wenigen Fällen
zeige sich eine Überbürdung der Mädchen in den
Oberklassen. Der Referent führt aber diese Über-
bürdung darauf zurück, daß die Mädchen von den
Müttern stark zur Mitarbeit im Hause heran-
gezogen werden, oder irgendwelchen Privatunter-
richt nebenbei besuchen müssen.

Ebenso günstig lauten die Nachrichten aus der
Neuen Welt, wo die absolut längsten Erfahrungen
über die Gemeinschaftserziehung vorliegen. Jn

Über die Erfahrungen, die nach dieser Richtung
hin in einem der deutschen Bundesstaaten, die am
längsten die Gemeinschaftserziehung eingeführt
haben, in Württemberg, gemacht worden sind, be-
richtete auf der 1912er Jahresversammlung des
Stuttgarter Vereins für Schulgesundheitspflege,
Oberreallehrer Kämmerer aus Mergentheim in
einem Referate, das auf einer umfassenden Um-
frage beruhte, folgendes: Ein schädigender Ein-
fluß auf die Gesundheit der Mädchen mit einer ein-
zigen örtlichen Ausnahme durch den gemeinsamen
Schulbesuch sei nicht zu beobachten, sogar eher das
Gegenteil, was von Ärzten bestätigt wird. Man
führt diesen ärztlich festgestellten „ausgezeichneten
Gesundheitszustand“ der Mädchen auf ihre Teil-
nahme am Turnunterricht zurück, den sie entweder
allein oder gemeinsam mit Knaben erhalten. Es
wird direkt betont, daß Krankmeldungen bei den
Mädchen selten seien. Jn ganz wenigen Fällen
zeige sich eine Überbürdung der Mädchen in den
Oberklassen. Der Referent führt aber diese Über-
bürdung darauf zurück, daß die Mädchen von den
Müttern stark zur Mitarbeit im Hause heran-
gezogen werden, oder irgendwelchen Privatunter-
richt nebenbei besuchen müssen.

Ebenso günstig lauten die Nachrichten aus der
Neuen Welt, wo die absolut längsten Erfahrungen
über die Gemeinschaftserziehung vorliegen. Jn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0136" n="132"/>
          <p>Über die Erfahrungen, die nach dieser Richtung<lb/>
hin in einem der deutschen Bundesstaaten, die am<lb/>
längsten die Gemeinschaftserziehung eingeführt<lb/>
haben, in Württemberg, gemacht worden sind, be-<lb/>
richtete auf der 1912er Jahresversammlung des<lb/>
Stuttgarter Vereins für Schulgesundheitspflege,<lb/>
Oberreallehrer Kämmerer aus Mergentheim in<lb/>
einem Referate, das auf einer umfassenden Um-<lb/>
frage beruhte, folgendes: Ein schädigender Ein-<lb/>
fluß auf die Gesundheit der Mädchen mit einer ein-<lb/>
zigen örtlichen Ausnahme durch den gemeinsamen<lb/>
Schulbesuch sei nicht zu beobachten, sogar eher das<lb/>
Gegenteil, was von Ärzten bestätigt wird. Man<lb/>
führt diesen ärztlich festgestellten &#x201E;ausgezeichneten<lb/>
Gesundheitszustand&#x201C; der Mädchen auf ihre Teil-<lb/>
nahme am Turnunterricht zurück, den sie entweder<lb/>
allein oder gemeinsam mit Knaben erhalten. Es<lb/>
wird direkt betont, daß Krankmeldungen bei den<lb/>
Mädchen selten seien. Jn ganz wenigen Fällen<lb/>
zeige sich eine Überbürdung der Mädchen in den<lb/>
Oberklassen. Der Referent führt aber diese Über-<lb/>
bürdung darauf zurück, daß die Mädchen von den<lb/>
Müttern stark zur Mitarbeit im Hause heran-<lb/>
gezogen werden, oder irgendwelchen Privatunter-<lb/>
richt nebenbei besuchen müssen.</p><lb/>
          <p>Ebenso günstig lauten die Nachrichten aus der<lb/>
Neuen Welt, wo die absolut längsten Erfahrungen<lb/>
über die Gemeinschaftserziehung vorliegen. Jn<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0136] Über die Erfahrungen, die nach dieser Richtung hin in einem der deutschen Bundesstaaten, die am längsten die Gemeinschaftserziehung eingeführt haben, in Württemberg, gemacht worden sind, be- richtete auf der 1912er Jahresversammlung des Stuttgarter Vereins für Schulgesundheitspflege, Oberreallehrer Kämmerer aus Mergentheim in einem Referate, das auf einer umfassenden Um- frage beruhte, folgendes: Ein schädigender Ein- fluß auf die Gesundheit der Mädchen mit einer ein- zigen örtlichen Ausnahme durch den gemeinsamen Schulbesuch sei nicht zu beobachten, sogar eher das Gegenteil, was von Ärzten bestätigt wird. Man führt diesen ärztlich festgestellten „ausgezeichneten Gesundheitszustand“ der Mädchen auf ihre Teil- nahme am Turnunterricht zurück, den sie entweder allein oder gemeinsam mit Knaben erhalten. Es wird direkt betont, daß Krankmeldungen bei den Mädchen selten seien. Jn ganz wenigen Fällen zeige sich eine Überbürdung der Mädchen in den Oberklassen. Der Referent führt aber diese Über- bürdung darauf zurück, daß die Mädchen von den Müttern stark zur Mitarbeit im Hause heran- gezogen werden, oder irgendwelchen Privatunter- richt nebenbei besuchen müssen. Ebenso günstig lauten die Nachrichten aus der Neuen Welt, wo die absolut längsten Erfahrungen über die Gemeinschaftserziehung vorliegen. Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/136
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/136>, abgerufen am 23.11.2024.