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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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sich mit Kaffee und Brot begnügen müssen, oder bis
zu den Taten des robusten Erdarbeiters, der be-
reits beim Morgenimbiß den Zusatz von Eiern
verlangt und so weiter den ganzen Tag, so daß
seine Beisteuer zum Haushalt seine Nahrungs-
bedürfnisse kaum mehr übersteigt und die Frau
durch Heimarbeit sich und die Kinder allein unter-
halten muß - bis zu den arbeitsscheuen und
faulen Männern, die überhaupt nichts mehr er-
werben als ein Taschengeld für Bier und Tabak,
so daß sogar ihr Lebensunterhalt Frau und
Kindern zur Last fällt, oder bis zu den Trinkern,
die alles auswärts verbrauchen und zu Hause mit
leeren Händen erscheinen - diese Skala ist un-
endlich mannigfaltig und außerordentlich umfang-
reich, umschließt viel Alltägliches, an unver-
meidlichen menschlichen Schwächen Reiches, aber
auch viel Jammer und Bedrängnis kinderreicher
Frauen."

Daß die eheweibliche Arbeit nötig und be-
rechtigt ist, das hat sie mithin bewiesen. Dafür
sprechen überdies schon allein die Zahlen, sonst
wäre sie nicht seit der ersten Zählung der in der
Jndustrie arbeitenden Frauen des Jahres 1875
von 53925 auf 148913 des Jahres 1882, dann auf
250666 des Jahres 1895 auf 447947 im Jahre
1907 gestiegen. Mit den verwitweten Frauen sind
es fast 700000 verheiratete oder verheiratet ge-

sich mit Kaffee und Brot begnügen müssen, oder bis
zu den Taten des robusten Erdarbeiters, der be-
reits beim Morgenimbiß den Zusatz von Eiern
verlangt und so weiter den ganzen Tag, so daß
seine Beisteuer zum Haushalt seine Nahrungs-
bedürfnisse kaum mehr übersteigt und die Frau
durch Heimarbeit sich und die Kinder allein unter-
halten muß – bis zu den arbeitsscheuen und
faulen Männern, die überhaupt nichts mehr er-
werben als ein Taschengeld für Bier und Tabak,
so daß sogar ihr Lebensunterhalt Frau und
Kindern zur Last fällt, oder bis zu den Trinkern,
die alles auswärts verbrauchen und zu Hause mit
leeren Händen erscheinen – diese Skala ist un-
endlich mannigfaltig und außerordentlich umfang-
reich, umschließt viel Alltägliches, an unver-
meidlichen menschlichen Schwächen Reiches, aber
auch viel Jammer und Bedrängnis kinderreicher
Frauen.“

Daß die eheweibliche Arbeit nötig und be-
rechtigt ist, das hat sie mithin bewiesen. Dafür
sprechen überdies schon allein die Zahlen, sonst
wäre sie nicht seit der ersten Zählung der in der
Jndustrie arbeitenden Frauen des Jahres 1875
von 53925 auf 148913 des Jahres 1882, dann auf
250666 des Jahres 1895 auf 447947 im Jahre
1907 gestiegen. Mit den verwitweten Frauen sind
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[110/0114] sich mit Kaffee und Brot begnügen müssen, oder bis zu den Taten des robusten Erdarbeiters, der be- reits beim Morgenimbiß den Zusatz von Eiern verlangt und so weiter den ganzen Tag, so daß seine Beisteuer zum Haushalt seine Nahrungs- bedürfnisse kaum mehr übersteigt und die Frau durch Heimarbeit sich und die Kinder allein unter- halten muß – bis zu den arbeitsscheuen und faulen Männern, die überhaupt nichts mehr er- werben als ein Taschengeld für Bier und Tabak, so daß sogar ihr Lebensunterhalt Frau und Kindern zur Last fällt, oder bis zu den Trinkern, die alles auswärts verbrauchen und zu Hause mit leeren Händen erscheinen – diese Skala ist un- endlich mannigfaltig und außerordentlich umfang- reich, umschließt viel Alltägliches, an unver- meidlichen menschlichen Schwächen Reiches, aber auch viel Jammer und Bedrängnis kinderreicher Frauen.“ Daß die eheweibliche Arbeit nötig und be- rechtigt ist, das hat sie mithin bewiesen. Dafür sprechen überdies schon allein die Zahlen, sonst wäre sie nicht seit der ersten Zählung der in der Jndustrie arbeitenden Frauen des Jahres 1875 von 53925 auf 148913 des Jahres 1882, dann auf 250666 des Jahres 1895 auf 447947 im Jahre 1907 gestiegen. Mit den verwitweten Frauen sind es fast 700000 verheiratete oder verheiratet ge-

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/114>, abgerufen am 27.11.2024.