Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Sinn-Gedichte.
Uber das Conterfait eines
Frauenzimmers.
HIer dieses Conterfait hat zwar viel Seltenheiten/
Manch Auge sieht es auch wohl vor erdichtet an.
Doch Schade/ daß die Kunst der Tugend Kostbarkeiten/
Nicht wie den kleinsten Theil der Schönheit mahlen kan.
An dir.
DIe Warheit kan zwar nicht zu meinen Ruhme setzen/
Daß ein galanter Sinn hier was galantes liest;
Jedoch ich will es selbst vor unvergleichlich schätzen/
Wenn es das Glücke hat/ und dir gefällig ist.
Grabschrifft der Böhmischen
Amazonen.
BAld soll ein Weib kein Mensch und bald ein Engel seyn/
Nachdem die Schmeicheley sich will gefällig weisen.
Jedoch die Warheit trifft offt wie bey diesen ein:
Daß Engel von Gestalt im Hertzen Teuffel heissen.
Grabschrifft eines erhängten
Münchs.
DAs Closter ist bestürtzt/ die Nonnen klagen sehr/
Der Bruder schimpft das Recht/ das wir den München
gaben:
Er hengt sich selber auf und denckt daran nicht mehr/
Daß er von uns darzu muß das Gerichte haben.

Schertz
F

Sinn-Gedichte.
Uber das Conterfait eines
Frauenzimmers.
HIer dieſes Conterfait hat zwar viel Seltenheiten/
Manch Auge ſieht es auch wohl vor erdichtet an.
Doch Schade/ daß die Kunſt der Tugend Koſtbarkeiten/
Nicht wie den kleinſten Theil der Schoͤnheit mahlen kan.
An dir.
DIe Warheit kan zwar nicht zu meinen Ruhme ſetzen/
Daß ein galanter Sinn hier was galantes lieſt;
Jedoch ich will es ſelbſt vor unvergleichlich ſchaͤtzen/
Wenn es das Gluͤcke hat/ und dir gefaͤllig iſt.
Grabſchrifft der Boͤhmiſchen
Amazonen.
BAld ſoll ein Weib kein Menſch und bald ein Engel ſeyn/
Nachdem die Schmeicheley ſich will gefaͤllig weiſen.
Jedoch die Warheit trifft offt wie bey dieſen ein:
Daß Engel von Geſtalt im Hertzen Teuffel heiſſen.
Grabſchrifft eines erhaͤngten
Muͤnchs.
DAs Cloſter iſt beſtuͤrtzt/ die Nonnen klagen ſehr/
Der Bruder ſchimpft das Recht/ das wir den Muͤnchen
gaben:
Er hengt ſich ſelber auf und denckt daran nicht mehr/
Daß er von uns darzu muß das Gerichte haben.

Schertz
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0091" n="81"/><lb/>
        <fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Sinn-Gedichte</hi>.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">U</hi>ber das <hi rendition="#in">C</hi>onterfait eines<lb/>
Frauenzimmers.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>Ier die&#x017F;es Conterfait hat zwar viel Seltenheiten/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Manch Auge &#x017F;ieht es auch wohl vor erdichtet an.</hi> </l><lb/>
            <l>Doch Schade/ daß die Kun&#x017F;t der Tugend Ko&#x017F;tbarkeiten/</l><lb/>
            <l>Nicht wie den klein&#x017F;ten Theil der Scho&#x0364;nheit mahlen kan.</l>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">A</hi>n dir.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Ie Warheit kan zwar nicht zu meinen Ruhme &#x017F;etzen/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Daß ein galanter Sinn hier was galantes lie&#x017F;t;</hi> </l><lb/>
            <l>Jedoch ich will es &#x017F;elb&#x017F;t vor unvergleichlich &#x017F;cha&#x0364;tzen/</l><lb/>
            <l>Wenn es das Glu&#x0364;cke hat/ und dir gefa&#x0364;llig i&#x017F;t.</l>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">G</hi>rab&#x017F;chrifft der <hi rendition="#in">B</hi>o&#x0364;hmi&#x017F;chen<lb/>
Amazonen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">B</hi>Ald &#x017F;oll ein Weib kein Men&#x017F;ch und bald ein Engel &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Nachdem die Schmeicheley &#x017F;ich will gefa&#x0364;llig wei&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Jedoch die Warheit trifft offt wie bey die&#x017F;en ein:</l><lb/>
            <l>Daß Engel von Ge&#x017F;talt im Hertzen Teuffel hei&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">G</hi>rab&#x017F;chrifft eines erha&#x0364;ngten<lb/>
Mu&#x0364;nchs.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>As Clo&#x017F;ter i&#x017F;t be&#x017F;tu&#x0364;rtzt/ die Nonnen klagen &#x017F;ehr/</l><lb/>
            <l>Der Bruder &#x017F;chimpft das Recht/ das wir den Mu&#x0364;nchen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gaben:</hi> </l><lb/>
            <l>Er hengt &#x017F;ich &#x017F;elber auf und denckt daran nicht mehr/</l><lb/>
            <l>Daß er von uns darzu muß das Gerichte haben.</l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
      <fw place="bottom" type="sig">F</fw>
      <fw place="bottom" type="catch">Schertz</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0091] Sinn-Gedichte. Uber das Conterfait eines Frauenzimmers. HIer dieſes Conterfait hat zwar viel Seltenheiten/ Manch Auge ſieht es auch wohl vor erdichtet an. Doch Schade/ daß die Kunſt der Tugend Koſtbarkeiten/ Nicht wie den kleinſten Theil der Schoͤnheit mahlen kan. An dir. DIe Warheit kan zwar nicht zu meinen Ruhme ſetzen/ Daß ein galanter Sinn hier was galantes lieſt; Jedoch ich will es ſelbſt vor unvergleichlich ſchaͤtzen/ Wenn es das Gluͤcke hat/ und dir gefaͤllig iſt. Grabſchrifft der Boͤhmiſchen Amazonen. BAld ſoll ein Weib kein Menſch und bald ein Engel ſeyn/ Nachdem die Schmeicheley ſich will gefaͤllig weiſen. Jedoch die Warheit trifft offt wie bey dieſen ein: Daß Engel von Geſtalt im Hertzen Teuffel heiſſen. Grabſchrifft eines erhaͤngten Muͤnchs. DAs Cloſter iſt beſtuͤrtzt/ die Nonnen klagen ſehr/ Der Bruder ſchimpft das Recht/ das wir den Muͤnchen gaben: Er hengt ſich ſelber auf und denckt daran nicht mehr/ Daß er von uns darzu muß das Gerichte haben. Schertz F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/91
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/91>, abgerufen am 24.11.2024.